Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Kamelen?
Renate wollte sich in Koblenz Wolle kaufen. Ich fuhr mit, und in der Kaufhalle mogelte ich hinter Renates Rücken ein Stück Seife in die Einkaufstasche. Rexona.
Als Renate das Seifenstück gefunden hatte, sagte sie: »Das bringst du genau wieder dahin, wo du’s hergeholt hast!«
Das war fast noch schwerer als das Klauen.
Am Samstag mußten wir im Garten Unkraut rupfen: Quecke, Giersch und Melde, und zwar mit Wurzel. Papa überwachte das. Alle anderen Pflanzen mußten gepflegt und gegossen werden, wenn sie nicht eingehen sollten, nur das Unkraut wuchs von alleine.
Mama erntete wieder kiloweise Bohnen. Als sie alle kleingeschnippelt, vorgebrüht und eingefroren hatte, ging die Tiefkühltruhe kaputt, natürlich am Wochenende, wo die Neckermänner nicht kommen konnten.
Ganz am Schluß hatten wir dreizehn Goldmedaillen, die DDR zwanzig, Amerika dreiunddreißig und Rußland fünfzig. Wenn man die DDR mitzählte zu Deutschland, hatten wir genausoviel wie die Amis.
Es gab aber zuviele doofe Sportarten wie Hammerwerfen, Kugelstoßen und Gewichtheben. Oder Ringen, wenn den Fettwänsten dann so der Po aus dem Trikot quoll.
Ich schwatzte Renate das Bravoposter von Mark Spitz ab, auf dem er seine sieben Goldmedaillen um den Hals hängen hatte und eine Badehose mit Stars and Stripes an. In zehn oder zwölf Jahren würde ich vielleicht auch so dastehen, über und über mit olympischem Gold geschmückt. Martin Schlosser, wie er leibt und lebt.
Wiebke konnte jetzt schreiben: Lisa, Uli, Ali, Susi, lila, Nina, Isa. Und Wiebke. Sie wollte auch Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt schreiben, aber dafür hatte sie noch nicht genug Buchstaben gelernt.
Von der neuen Rheinbrücke war schon wieder ein Teilstück eingestürzt, und sechs Leute waren draufgegangen. Was da wohl für Knallköpfe im Ingenieurbüro saßen. Berechneten alles falsch, und ein paar arme Schlucker konnten es ausbaden. Er könne die Sesselfurzer förmlich vor sich sehen, sagte Papa. Von dieser Bagage gebe es auch im BWB ganze Rudel.
Renate war nach Koblenz gefahren, um sich Karten für Insterburg & Co. zu kaufen, und ich ging in Renates Zimmer. Mal kucken, was es da so gab.
Im Schreibfach lag ein dunkelgrünes Ringbuch. Auf dem Umschlag prangten die mit Herzchen umkringelten Namen Rüdiger, Jochen, Henry und Erwin. Innen standen Hausaufgaben. Der Quintenzirkel, das Leben Mahatma Gandhis und der Verlauf der Französischen Revolution. Weiter hinten kam ein Sonderteil. Betrifft: Renates Party am 10. August 1972! Dann folgte ein Gedicht, das Renates Freundin Susanne verbrochen hatte.
Mareike und ich konnten die Party kaum mehr erwarten.
Es kam ganz anders, als wir gedacht,
aber es hat doch viel Spaß gemacht.
Zwar konnten nicht alle kommen,
dafür kamen über den Kanal aber Norman, Collin und Kim geschwommen.
Zu sechst ließen wir die Party steigen
und fingen an mit einem Reigen.
So ging es von fünf bis achte,
gemächlich und sehr, sehr sachte.
Um acht erschien dann Jochen.
Beschreibung: Muskeln, Haare und ein paar Knochen!
Er nahm die Sache in die Hand,
was Renate auch sehr lustig fand.
Collin hatte sich mittlerweile zurückgezogen
und war vor dem bärtigen Jochen davongeflogen.
Auf einmal waren zwei Paare entstanden,
die immer wieder zueinanderfanden.
Paar Number One, wer es wohl gewesen war,
das ist doch mal wieder klar.
Renate und Jochen, die schwebten im Glück,
Dancing und Kissing an einem Stück!
Von zehn bis zwölf, Mensch, what a time,
Jochen machte das aber auch wirklich fein.
»Zur Sache, Schätzchen«, hieß sein Ziel,
und es geschah, als Renate der Länge nach aufs Sofa fiel.
Ihr Bruder Volker war auch noch dabei,
und was da geschah, war für ihn durchaus nicht einerlei.
Er fand das Geschehen auf dem Sofa sehr interessant
und beobachtete seine Objekte gespannt.
Die Stimmung stieg, Renate war schon ziemlich blau,
und Jochen merkte dies genau.
Ich saß da und hatte meine Ruh’,
sah dem fröhlichen Treiben mit wachsamen Augen zu.
Jochens Bart gefiel mir am besten,
Renate hatte das Glück, seine Kitzligkeit zu testen.
Um zwölf war alles zu Ende,
und Jochen gebrauchte noch einmal seine Hände.
Diese Tat war meines Erachtens zu gewagt
und hat alle anderen Geschehnisse überragt.
Es war schon fast ein »Spiel vor der offenen Tür«,
aber Renate schien sehr viel Lust zu haben dafür!
Dienstag danach gingen die zwei ins Safari und Pizza essen,
und nach einem ausgedehnten Spaziergang haben sie noch ’ne
Weitere Kostenlose Bücher