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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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bei Tarzanfilmen wichtig war und was nicht.
    Von der Elternsprechstunde im Hilda-Gymnasium kehrte Mama wutschnaubend zurück. Was sie auf die Palme gebracht hatte, war eine Bemerkung von Renates Deutschlehrerin, die darauf erpicht gewesen war, Mama zur Klassenpflegschaftsvorsitzenden zu ernennen, aber sie hatte abgelehnt, weil sie dazu nicht mobil genug sei ohne eigenes Auto. »Und da sagt die doch zu mir: Mein Gott, sind Sie unemanzipiert!«
    My Bonnie is over the ocean. In Musik erzählte Boris Kowalewski mir einen Witz über einen Typen, der seinen Pullermann als Lasso benutzt, und als ich lachte, machte der Bosch mich zur Schnecke. Bei dem anzuecken war kein Zuckerlecken. Er schickte mich vor die Tür, und da mußte ich bis zum Ende der Stunde stehenbleiben wie bestellt und nicht abgeholt.
    Scheiße in der Lampenschale gibt gedämpftes Licht im Saale.
    Immer war was. In der Pause blies mir ein Lehrer den Marsch, weil ich eine Flurtür mit dem Fuß aufgestoßen hatte: »Machst du das zuhause auch so, du Rüpel?« Und als ich in Englisch Frank Töpfer den Stuhl unterm Arsch weggezogen hatte, stauchte mich der Lauritzen zusammen. Daß man nach so einem Sturz zeitlebens mit Querschnittlähmung im Rollstuhl sitzen könne, ob ich daran mal gedacht hätte? Und ob ich das verantworten könne? Sowas einem Mitschüler anzutun?
    Oder im Bus. Ich hatte ja einen Schülerausweis, aber als ich einmal am Bahnhof eingestiegen war und am Zentralplatz wieder aussteigen wollte, zeterte der Busfahrer durchs Mikrofon: »Dat sinn hier keine Spazierfahrde, Jüngelsche!«
    Sollte der Stinkstiefel sich doch gehackt legen.
    In the Summertime von Mungo Jerry hätte ich gerne gekauft als Single, aber die war nirgends zu finden, weder bei Gewa noch sonstwo. Am beschissensten war die Auswahl bei Neckermann. Da wurde ich auch gleich wieder weggeekelt von einer Verkäuferin, die sagte, sie habe hier keine Verwendung für Vorgartenzwerge, die die Waren betatschten.
    Scheiße auf den Autoreifen gibt beim Bremsen braune Streifen.
    Auf den Platz, den ich für Michael Gerlach freigehalten hatte, pflanzte sich einmal im Bus eine fette Tante, obwohl noch massig andere Plätze frei waren, aber als ich der vorschlug, sich woanders hinzusetzen, schüttelte sie bloß den Kopf, und ich saß bis zum Mallendarer Berg eingequetscht da und wälzte Rachepläne. Der mal Juckpulver in den Kragen schütten oder eine Stinkbombe durchs Schlafzimmerfenster schmeißen.
    Rache ist Blutwurst, und Leberwurst ist Zeuge.
    Zur nächsten Sportstunde sollten wir Badesachen mitbringen, und mir schwante Böses, weil ich immer noch nicht schwimmen konnte, aber es war dann doch nur halb so wild. Im Hallenbad an der Mosel durften die Nichtschwimmer sich darauf beschränken, Zeiten zu stoppen.
    Einen Fünfmetersprungturm gab es da und Maukenduschen gegen Fußpilz.
    Auf dem Weg zurück zur Schule fiel mir siedendheiß ein, daß ich meine Armbanduhr im Umkleideraum liegengelassen hatte, aber mir fehlte der Mut, das zu sagen, alle damit aufzuhalten und mich auslachen zu lassen. Ich kam auch so schon nicht gut mit, weil mir ein Schnürsenkel gerissen war.
    In der Casinostraße lag ein dreieckiger FDP-Aufkleber. Den pappte ich an meine Zimmertür. Jetzt war ich FDP-Anhänger, der einzige in unserer Familie. Hoch auf dem gelben Wagen sitz ich beim Schwager vorn, vorwärts die Rosse traben, lustig schmettert das Horn! Die FDP war gar nicht so verkehrt.
    Als Oma und Opa Jever für zwei Tage zu Besuch kamen, staunten sie den Aufkleber an, und Oma sagte, daß sich auch Gustav schon als kleiner Steppke mit Politik beschäftigt habe. Von ihr hätten wir das nicht!
    Über Renates Deutschlehrerin lachten Oma und Opa sich einen Ast. »Mein Gott, sind Sie unemanzipiert!« Nur weil Mama kein Auto hatte. »Was sollen denn wir zwei Alten da erst sagen!« rief Oma. »Wir haben ja alle beide kein Auto! Dann ist Vati wohl auch unemanzipiert?«
    Oma nannte Opa immer Vati.
    »Da hast du leider einen Bock geschossen, Martin«, sagte der Engelhardt, als wir unsere Arbeiten in Bio wiederkriegten. »Das ist ungenügend. Schlicht und ergreifend.«
    Ich dachte, der nimmt mich auf den Arm, aber er hatte mir wirklich und wahrhaftig eine Sechs gegeben. Die erste meines Lebens. Fast alles, was ich geschrieben hatte, war rot angestrichen.
    Wie sollte ich das Mama beibiegen? Die würde Zustände kriegen.
    Selbst in der Pause mußte ich noch heulen. Ich stand hinter der Klotür und kriegte Platanenbommel und Kastanien

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