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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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zu hopsen oder auf die von Papa übertapezierten Klingeln in den Kinderzimmern zu drücken: Wenn man das tat, bimmelte es unten in der Küche. Damit hatten einstige Hausbewohner ihr Personal alarmiert.
    Im Erdgeschoß standen einem da und dort noch unausgepackte Umzugskartons im Weg. Hinter der Küche war eine kleine Vorratskammer versteckt.
    Das Klavier thronte im Eßzimmer. Aber was heißt Eßzimmer? Das war ein offenes Durchgangszimmer, rechts vom Flur neben der Küche, und hinter dem Eßzimmer fing das Wohnzimmer an und noch einmal rechts davon, hinter einer Schiebetür, Papas Arbeitszimmer, fast so wie in unserem alten Haus. Die Scheißumzieherei verdankten wir dem Umstand, daß Papa als Ingenieur bei der Erprobungsstelle der Bundeswehr in Meppen bessere berufliche Aufstiegsmöglichkeiten hatte als beim Koblenzer Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung.
    Durch eine andere Tür gelangte man aus Papas Büro wieder auf den Flur. Rechts zweigte dann ein Weg zu einem weiteren Klosett ab und vorn ein sogenannter Windfang zur offiziellen Haustür, der zur Begrüßung von Gästen und zum Abstellen von deren Regenschirmen dienen sollte. Einfacher war es, die Seitentür zwischen Küche und Eßzimmer zu benutzen.
    Im Keller hatte Papa die Regale des Vormieters abgerissen, neue angedübelt und sein vieles Werkzeug in drei Räumen ausgebreitet. Es gab auch einen großen Trockenraum da unten, in dem es faulig stank, so als ob da einer in den Gulli geschissen hätte.
    Die Fenster im Erdgeschoß und im ersten Stock waren alle doppelt. Wenn man eins aufgemacht hatte, war dahinter noch eins.
    An den hölzernen Spalieren über den Bögen der Mäuerchen an der Gartenterrasse rankten Kletterrosen empor. Im Garten wuchsen, nach Mamas Zählung, insgesamt sechzig Pflaumenbäume, Kirschbäume, Birnbäume, Apfelbäume und Birken. Die Grundstücksgrenze wurde von einer Hecke gebildet, und links nebenan wohnte ein ruhebedürftiges älteres Ehepaar namens Dr. Schmölders und Gemahlin.
    Papa hatte sich einen fabrikneuen Bezinrasenmäher angeschafft und wuchtete dieses brüllende Monstrum über die Grasfläche.
    Durch den Briefschlitz in der Haustür vorm Windfang steckte der Postbote mittags eine an mich adressierte Ansichtskarte, die mir mein alter Kumpel Michael Gerlach geschrieben hatte. Vornedrauf war ein Luftbild von Rethem an der Aller zu sehen.
    Hallöchen, Martin! Jetzt bin ich in den Ferien doch noch mal weggekommen. Rat mal, wohin: in den hohen Norden. Genau wie Du. Ätsch. Das Dorf, in dem ich wohne, heißt Großhäuslingen. Das liegt bei Verden an der Aller, gleich rechts von Deinem Meppen. Und ’nen Hund haben die hier, wo ich wohne! Meine Güte! Das ist ein lebendiges Vieh! Gerade eben erst ist er im Wohnzimmer aufs Sofa gesprungen, um Schokolade zu kriegen. Mit dem Charly, einem Pony, das ebenfalls meiner Tante gehört, bei der ich wohne, spielt der Hund immer Nachlaufen. Auf dem Pferd bin ich schon geritten, aber mit wenig Erfolg. Ich bin gleich runtergeflogen. Na, denn tschüß, Du Blödmann.
    Michael Gerlach war in Vallendar seit der Grundschule mein bester Freund gewesen. Ich wollte ihm gleich zurückschreiben und suchte in Papas Büro nach Papier.
    »Du kannst einem den letzten Nerv rauben«, rief Mama. »Mußt du hier rumbirsen wie so’n wildgewordener Handfeger?«
    Um Mamas Nervenkostüm zu schonen, unternahm ich mit Renates Klapprad eine Erkundungstour in die Umgebung. Schräg neben unserem neuen Haus ragte das Maristengymnasium auf und ein paar hundert Meter weiter hinten an der Straße das legendäre Hindenburgstadion des SV Meppen, der in der Oberliga Nord in der letzten Saison den dritten Platz erklommen hatte.
    Da durfte man einfach so reinspazieren. Das Stadion auf dem Mallendarer Berg war viel kleiner, aber das in Koblenz-Oberwerth konnte sich durchaus messen mit dem hier, das auch eine Tribüne hatte.
    Hier würde ich mir also meine Sporen als Jugendspieler verdienen, erst auf Schlacke, dann auf Rasen, und wenn ich mich ranhielt, hatte ich gute Chancen, vielleicht schon zur Europameisterschaft 1980 in die Nationalelf berufen zu werden, in fünf Jahren, als Achtzehnjähriger. Abiturvorbereitungen hin oder her. Wenn Mama und Papa sich dann auf die Hinterbeine stellen sollten, wäre ich als Volljähriger trotzdem dazu berechtigt, die Einladung des DFB anzunehmen und im EM-Finale den entscheidenden Elfer zu schießen. Pelé hatte sogar schon als Sechzehnjähriger für Brasilien gespielt.
    Hinter dem Stadion

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