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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Es gefalle ihr gut in dieser betriebsfernen Einsamkeit, sagte Oma.
    Wenn nachmittags die Spülmaschine lief und es sonst nichts zu tun gab, setzte Oma sich an den Eßtisch und legte Patiencen. Das waren Kartenspiele, die man solo hinter sich bringen mußte, mit dem Kartenhaufen als einzigem Gegner. Zur Geduldsübung. Aber wozu sollte man sich in Geduld üben, wenn man ungeduldig war und Abenteuer erleben wollte, draußen, Ende Juli, in den letzten, brüllend heißen Tagen der Sommerferien?
    Oma Schlosser wollte gern mal wieder nach Afrika, nach Deutsch-Südwest, zu einer Jugendfreundin, Wilma von Hammerstein, die dahin ausgewandert war und eine Farm besaß, aber als nächstes mußte Oma zu einem Internisten nach Mettmann.
    Sie lud mich dazu ein, mit ihr etwas Vierhändiges am Klavier einzuüben, von Diabelli, aber das ging über meine Kräfte. Da strampelte ich lieber auf dem Klapprad durch die Jagdgründe der Karnickel oder quer durch die Stadt und über die Emsbrücke nach Esterfeld und in andere, noch unbekannte Stadtteile.
    Weil der Waschmaschinenschlauch geborsten war und das bestellte Ersatzteil fehlte, mußte Mama unsere sämtliche Kledage von Hand waschen, und weil die Wäscheklammern nicht ausreichten, wurde ich losgeschickt, neue kaufen.
    Wiebke wollte mitkommen. Das hatte mir gerade noch gefehlt, diese dumme Nuß bei bengalischer Hitze auf dem Klapprad mitnehmen zu müssen, aber wenn ich stur geblieben wäre, hätte Wiebke losgeheult, und dann wäre Mama mir aufs Dach gestiegen.
    Mit Wiebke hintendrauf gondelte ich zu einem Supermarkt in der Haselünner Straße. Wenn man da Wäscheklammern kaufen konnte, dann hatten sie die gut versteckt. Ich hühnerte zehnmal durch den ganzen Laden, ohne welche zu finden, und als ich zum elften Mal an der Eistruhe ankam, holte ich da zwei Eis zu fünfzig Pfennig raus, bezahlte sie an der Kasse mit meinem eigenen Taschengeld und spendierte Wiebke das eine davon. Da konnte sie mal sehen, was für einen generösen großen Bruder sie hatte.
    Wir wollten gerade den Laden verlassen, als ein ohrenbetäubender Knall erschallte. Ob da jemand geschossen hatte?
    Irrtum. In der prallen Sommerhitze war der Schlauch im Hinterreifen von Renates Klapprad geplatzt. Und ich durfte das platte Rad nachhause schieben.
    Schläuche würden nicht so einfach platzen, sagte Papa. »Wahrscheinlich bist du wieder wie so’n Irrer über die Bordsteinkante gejagt.«
    Obwohl Wiebke bezeugen konnte, daß das nicht stimmte, riß Papa mir das Rad aus der Hand und marschierte wütend damit in den Keller, und Mama war eingeschnappt, weil ich ihr keine Wäscheklammern mitgebracht hatte.
    Zwischen Hecke und Bürgersteig zog sich ein zwei Meter breiter Streifen mit Unkraut hin, der vom Ende des Grundstücks in der Herzogstraße bis zur Ecke Georg-Wesener-Straße reichte. Die Vormieter hatten da alles lustig wachsen lassen, aber Mama und Papa störten sich an dem Unkraut, und weil ich mich jetzt auch einmal nützlich machen sollte, wurde ich mit Schubkarre, Schövel und Grabegabel in diese Wildnis entsandt.
    »Und sieh zu, daß du das Zeug mit der Wurzel zu fassen kriegst, sonst ist die ganze Arbeit für die Katz!«
    Es ging auf keine Kuhhaut, was da alles wuchs. Namentlich kannte ich nur Brennesseln, Disteln, Klee und Löwenzahn, aber ich hätte wetten können, daß da auch Quecke, Melde, Malve, Giersch und Franzosenkraut sprossen. Und Vogelmiere und Knöterich. Um in dem harten, staubtrockenen Boden zu gedeihen, mußten diese Apparate endlos lange, bis ins Grundwasser ausfasernde Wurzelgeflechte besitzen. Aber daß ich hier das Erdreich zwei Meter tief umgrub, konnten Mama und Papa auch nicht von mir verlangen.
    Ich hackte, schürfte, stocherte und wühlte eine halbe Stunde lang, bis mir das T-Shirt am Rumpf klebte, und trotzdem hatte ich nur einen kleinen Anfang geschafft. In der Schubkarre lag fast mehr Erde als Unkraut, und ich bedeckte die Erde mit einem Haufen abgerissener Strünke. Um die Wurzeln konnte ich mich auch später noch kümmern. Die liefen mir schon nicht weg.
    Als ich mit der ersten Schubkarrenladung zu dem Komposthaufen eierte, den Papa hinter der Garage angelegt hatte, fing Mama mich auf dem Terrassenweg ab und kuckte in die Karre. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst das Zeug mit der Wurzel rausholen!«
    »Manche von den Dingern sind eben so groß, daß man die nicht in einem Stück abliefern kann«, sagte ich, aber damit konnte ich Mama nicht überzeugen.
    Ich lud die Schiete ab und

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