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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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den Gardasee reisen werde. Nach Venedig wollte Mama auch noch irgendwann einmal, bevor dieses illustre Lagunenstädtchen im Meer versank: »Ich hab’s nun mal nicht so bequem wie meine Schwestern, die zweimal im Jahr in Urlaub fahren können, und nach Venedig zieht’s mich mehr als nach Hebelermeer! Und nun mach mir mal die Tür auf!«
    Ich tat wie geheißen, und Mama trug einen Stapel gebügelter und gefalteter Bettlaken, der ihr vom Bauch bis zum Kinn reichte, ins Obergeschoß hinauf.
    Mama bügelte auch Papas Taschentücher, obwohl gebügelte Taschentücher zum Reinrotzen genausogut waren wie ungebügelte. Mama bügelte sogar Papas Unterhosen.
    Der Kindesmörder Jürgen Bartsch hatte sich von Ärzten kastrieren lassen wollen, um sicherzustellen, daß er nie mehr einem Kind etwas antun werde, und nun war er bei der Operation an Herzversagen gestorben, in der Narkose.
    Sie könne diesen Mann verstehen, sagte Mama. Der habe seine perverse Veranlagung erkannt und unter seinem eigenen Trieb gelitten, und er sei dazu bereit gewesen, die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Das müsse man diesem Menschen zugutehalten, und vielleicht sei es das beste, auch für ihn selbst, daß er nun unter dem grünen Rasen liege. »Wer will denn schon mit so ’ner Schuld beladen durchs Leben gehen? Sich an Kindern zu vergreifen und die auch noch abzumurksen hinterher ... hurrijassesnee! Und denk mal erst an die armen Eltern! Das kann man sich gar nicht vorstellen, was die durchzumachen haben. Die werden doch zeit ihres Lebens nicht mehr froh!« Und ich sollte Mama eins versprechen, in die Hand: »Daß du nie, nie, nie zu irgendeinem Fremden ins Auto steigst! Egal, was der dir sagt!«
    Jürgen Bartsch, Andreas Baader und Hans-Georg Rammelmayr: Das waren die drei größten Gangster meiner Zeit, die ich dem Namen nach kannte. Und wen gab’s sonst noch so, aus vergangenen Tagen? Nero, Judas, Al Capone. Jack the Ripper und Billy the Kid.
    In der Meppener Tagespost stand, daß am Donnerstagvormittag eine partielle Sonnenfinsternis zu erwarten sei, die um 10.24 Uhr ihr Maximum erreichen werde, aber davon war nicht viel zu merken, als ich in der Schule hockte.
    Michael Gerlachs Schrift wurde von Brief zu Brief winziger. Da hätte mir ein Experte für Hieroglyphen gute Dienste leisten können.
    Traramtrari!
    Kommt Ihr wirklich in den Sommerferien? Wäre ja astrein! An Eurem Garten habe ich allerdings bis heute nichts entdeckt, was einer Aufbesserung bedürfte. Aber ich hab ja auch nur den Vorgarten gesehen. Und kommt Ihr die ganzen Sommerferien oder nur einen Teil davon? Denn wenn ich Schule aushab, kann man ja auch noch weggehen oder sonst was unternehmen. Mensch, ich bin schon ganz aufgedreht. Heißa! Wenn ich da aber so viel aufhabe wie heute, dann wird nicht viel aus den Unternehmungen.
    Du wirst staunen, wenn Du das Reha siehst, jetzt wo’s fertig ist. Sieht eigentlich ganz passabel aus, besonders abends, wenn die überall das Licht anknipsen. Bin ja mal gespannt, wann sich da der erste Selbstmörder runterschmeißt. Die Schule gleich gegenüber ist auch schon im Rohbau. Komisch, für Schulen brauchen die nur die halbe Zeit. Typisch.
    Wir werden übrigens am 30. konfirmiert. Am Dienstag ist »Generalprobe«. Hinknien üben und so weiter. Kann ja heiter werden.
    Jetzt sind schon wieder sechs Tage vergangen. Und es hat sich etwas Unerwartetes begeben: nichts! Wer zum Deibel hat die Langeweile erfunden? Unbestreitbar einer meiner Vorfahren. Muß ich von ihm geerbt haben, dieses Talent.
    Seit einer Woche ist mein Fahrrad kaputt. Bin aber zu träge, um mir Flickzeug zu kaufen. Aber ich würde mich wahrscheinlich auch dann nicht aufs Fahrrad schwingen, wenn’s repariert wär. Dazu bin ich nämlich auch zu faul.
    Und jetzt bin ich auch noch schreibfaul geworden, gerade in diesem Moment.
    Also, bis dann, und hoffentlich werden die Sommerferien nicht langweilig!
    Tschüß, Michael
    Stinksauer war Papa über die Telefonrechnung: 29 Mark hatte eins von den Afrikatelefonaten gekostet und ein anderes gar stolze 74! Er werde diese Sabbelkiste abschaffen und verschrotten, rief Papa und knallte die Kellertür hinter sich zu.
    Mama klebte ihre Afrikafotos in zwei Alben, eins für uns und eins für Oma Schlosser. Einkleben mußte Mama auch die Fotos von der Englandreise, in das soundsovielte Elternalbum und andere Abzüge in Volkers Album: Trafalgar Square und Piccadilly Circus. Leider hatten die meisten Bilder aus England einen Blaustich.
    Im

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