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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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verurteilt und dann doch wieder freigesprochen worden, aufgrund einer medizinischen Expertise, in der gestanden hatte, daß er seinen Eid im Zustand »verminderter geistiger Leistungsfähigkeit« abgelegt habe, wegen einer »Unterzuckerung des Bluts« infolge einer »Überfunktion der Schilddrüse«. Seitdem trug er den Spitznamen »Old Schwurhand«.
    Vor dem Gesetz, sagte Mama, seien alle Menschen gleich, aber manche seien eben gleicher. »Besonders die von der CSU!« Bestimmte Bazis würden immer wie Fettaugen obenauf schwimmen, auch wenn sie noch so viele Leichen im Keller hätten.
    Die Englandfotos waren immer noch nicht abholbereit.
    In Norditalien hatte die Erde gebebt. Hunderte von Toten, und Tante Dagmar war doch gerade da! Stärke 7,1 auf der nach oben offenen Richter-Skala.
    »Da hätte sie eben zuhausebleiben sollen, die dumme Kuh«, sagte Papa, der allen Urlaubsreisen generell ablehnend gegenüberstand. Den alten VW hatte er an die Firma Kamps verkloppt und 700 Mark dafür eingehandelt, weil der Motor und die Reifen noch einigermaßen gut waren.
    Einen Teil des Geldes investierte Papa in die Anschaffung einer Hängematte, die er hinten im Garten zwischen zwei Kirschbäumen anbrachte.
    Beim Schaukeln in der Hängematte fielen mir glitzernde Fäden von Spinnengeweben zwischen den Ästen auf. Man konnte die Augen beim Schaukeln aber auch zumachen und an gar nichts denken oder schläfrig in den Himmel hinaufschauen, bis man von Papa angepupt wurde: »Nimm dir jetzt mal die Terrassenbeete vor, du Faulpelz!«
    Das einzige Familienmitglied, das man niemals in der Hängematte liegen sah, war Papa.
    Als Renate zu Besuch kam, sah Mama sich deren Ausgabenbuch durch und zog daraus den Schluß, daß Renate zu verschwenderisch gelebt habe: Rotwein? Und satte achtzehn Märker für eine Vergnügungsfahrt nach Koblenz und zurück? »Und machst du dir da etwa jeden Tag ’n Festessen in Bielefeld?«
    Renate hielt dagegen: Sie habe sich bislang nur ein einziges Mal ein Schnitzel geleistet und sonst überhaupt kein Fleisch, und außer der einen Flasche Rotwein bei Olafs erstem Besuch habe sie in der ganzen langen Zeit keine weitere Weinpulle mehr gekauft, aber da kriegte Mama ’n Hals: »Was die Telefongespräche mit deinem geliebten Olaf kosten, das geht selbstverständlich von deinem Taschengeld ab! Das will ich doch mal festgehalten haben! Du kannst hier nicht einfach ’n Vermögen vertelefonieren!«
    »Tu ich doch auch gar nicht«, greinte Renate, und ich suchte das Weite.
    Neu oder nicht älter als zwei Jahre sollte der Zweitwagen sein, den Mama und Papa aussuchen wollten. Dafür fuhren sie bis Rheine.
    Renate, Volker und ich mußten währenddessen in einer Ecke des Gartens Steine ausgraben. Wiebke hatte sich mal wieder zu einer Kindergeburtstagsfeier abgemeldet.
    Die reinste Schutthalde hatte man da vor sich. So als ob an dieser Stelle extra mal ’ne Fuhre Kiesel hingekippt worden wäre, irgendwann im Pleistozän, allein für uns, zur Samstagsvormittagsbeschäftigung. In der Erde ringelten sich Würmer, Asseln und Käfer, ein Getier immer noch abstoßender als das andere. Die konnten einem leidtun. Was ein Scheißleben, als winziges Krabbelvieh in Meppen durchs Erdreich zu krauchen und da Milbengebeine oder Mäusekot zu fressen.
    »Bloß gut, daß dieser olle Zankapfel jetzt weg ist«, sagte Renate, womit sie die Ruine des VW-Käfers meinte.
    Papa ging in den Keller, um nach dem Rasensprenger zu suchen, und Mama sagte, daß die Sache mit dem Zweitwagen noch nicht entschieden sei. »Das will alles gut überlegt sein, denn so’n Auto kost’ ja auch ’n Haufen Geld.«
    Ein Schützenfest war das Rückspiel gegen Bayer Uerdingen: Vier Minuten vor Schluß stand es 6:0, und den Ehrentreffer in der 87. Minute konnten sich die Uerdinger in Geschenkpapier einwickeln lassen.
    Abends zofften sich Mama und Renate wieder übers Geld. Renate sollte weiter Buch führen und die Taschengeldausgaben rot markieren und nach Ablauf eines Monats alles zusammenzählen. Mama wollte dann mit ihr die einzelnen Posten überprüfen, ob die Ausgaben nötig gewesen seien oder nicht, aber Renate hatte keine Lust, Kassenbons zu horten und die dann mit Mama einzeln durchzudiskutieren.
    Noch nachts um halb zwei war’s brühwarm. Damit das Fenster offenblieb, hatte ich einen meiner Pullunder in den Rahmen geklemmt. Leider wurde irgendwo in der Nachbarschaft ’ne große Party gefeiert. Ein Prosit der Gemütlichkeit.
    Es wird Rabatz

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