Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Radstand, Scheibenbremsen und Zündverteiler, und ich schwor mir, als Erwachsener niemals ein Auto zu kaufen, weil ich keine Lust dazu hatte, meine Lebenszeit mit so einem Dreck zu vertun.
In Düsseldorf holte Gladbach einen Punkt und führte jetzt, drei Spieltage vor Saisonende, die Tabelle an, mit fünf Punkten Vorsprung vor dem HSV, Bayern, Kaiserslautern und Braunschweig. Theoretisch konnte noch so einiges danebengehen.
In der Sportschau war zu sehen, wie Sepp Maier im Münchner Olympiastadion eine vor dem Tor herumwatschelnde Ente einzufangen versuchte, mit Hechtsprüngen, aber er kriegte sie nicht zu fassen; die Ente flatterte immer wieder auf und davon.
Für solche Späße war Sepp Maier gut. Man nannte ihn auch die Katze von Anzing. Auf das Spielgeschehen übte die Ente aber keinen Einfluß aus: Bayern München schlug den VfL Bochum mit 4:0.
Nach dem Abendbrot warf Papa sich in Schale, für einen Kegelabend mit Kollegen von der E-Stelle. Blauer Anzug, blauer Schlips. Daß Papa da nicht aus Übermut hinging, wäre mir auch klar gewesen, wenn er beim Anziehen nicht unausgesetzt über die »Scheißkegelei« und die »Rindviecher« geflucht hätte, mit denen er es da zu tun haben werde.
Am Sonntag verloren wir 0:7, und ich hatte ein Eigentor geschossen. Das heißt, der Ball war, als ich mich in das Getümmel vorm Tor gestürzt hatte, unglücklich von meinem Oberschenkel abgeprallt, und ich hatte danach alles Menschenmögliche gegeben, um die Niederlage abzuwenden.
Zwischen Mama und Renate herrschte dicke Luft, weil Renate sich in Bielefeld bei einer Fahrschule angemeldet hatte, ohne vorher um Erlaubnis zu bitten. Und dabei war Renate schon lange volljährig. Mußte sich Mama da wirklich noch telefonisch in jeden Pipifax einmischen?
Am Montag erschien eine dicke Spiegel -Doppelnummer mit einem Leserbrief von jemandem, der es rührend fand, daß die Redaktion sich in der letzten Ausgabe vorab für streikbedingte Druckfehler entschuldigt hatte: Eine gelegentlich verrutschte Krawatte gebe gerade einem »Bestangezogenen« wohltuend menschliche Züge.
Abends im Bett faltete ich meine Hände: Lieber Gott, wenn du willst, daß ich an dich glaube, dann mach doch bitte, daß sich Tanja Gralfs in mich verliebt.
Die fand ich nämlich gut.
Bei Wöbker kaufte ich mir ein Schachspiel, für dreizehn Mark, mit Plastikfiguren und einem Brett aus Pappe. Aber was hieß das schon? Wenn ich der neue Bobby Fischer war, brauchte ich kein Brett aus Edelstahl und keine handgedrechselten Türme, Läufer und Springer nach Entwürfen von Chirico oder Salvador Dalí. Großmeister Martin Schlosser. Die Eröffnungen mußte man studieren, das war wichtig, und dann galt es, im Finale nicht die Nerven zu verlieren.
In Schach war Volker mir überlegen, so wie früher in Mühle, das merkte ich bald, und Wiebke verstand rein gar nichts von dem königlichen Spiel. Einen ebenbürtigen Kontrahenten fand ich erst in Hermann, aber schon im dritten Spiel sah ich kein Land mehr, obwohl ich Hermann die Regeln selbst beigebracht hatte. Der stellte meiner Dame eine Falle, und als sie hineingetappt war, ließ er meinen König über den Jordan gehen. Schachmatt!
Um Hermann Paroli bieten zu können, zog ich die Fachliteratur aus der Stadtbücherei zu Rate. »Freude am Schach« von Gerhard Henschel: Da wurde einem geraten, bei der Eröffnung zuerst die Mittelbauern zu ziehen, um den Offizieren den Weg freizumachen. Hast du die Mitte, dann hast du die Zukunft. Schäfermatt, Französische Partie und Sizilianische Verteidigung. Vielleicht schlummerte in mir ja wirklich ein Schachgenie à la Alexander Aljechin oder Bobby Fischer, der schon als Fünfzehnjähriger Schachmeister der Vereinigten Staaten geworden war, dachte ich, aber als ich Volker noch einmal herausforderte, klaute der mir gleich im neunten Zug meine Dame und setzte mich im dreizehnten matt.
Ausgeliehen hätte ich mir gern auch das eine oder andere Buch über Aktmalerei und Aktphotographie, aber damit traute ich mich zu der fetten Schreckschraube am Tresen der Stadtbücherei nicht hin.
Vor der Konfirmation schickte Mama mich zum Friseur: Fassonschnitt, zehn Mark, und das Wechselgeld sollte ich wiederbringen.
Im Friseursalon lag ein altes Micky-Maus-Heft zwischen den Illustrierten. Da klebten Tick, Trick und Track Onkel Donald einen langen künstlichen Bart an, während Donald ein Nickerchen machte, irgendwo im sonnigen Süden, und als er wach wurde, behaupteten sie, daß er nach dem Stich
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