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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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gemacht
    Solange bis die ganze Bude kracht ...
    Und diese Kacke hatte ich mal gut gefunden, als Zehnjähriger oder wann. Um wieder einpennen zu können, mußte ich das Fenster verrammeln. Lieber an ’nem Hitzschlag sterben als an Verblödung.
    Am Muttertag buk Renate morgens Brötchen, und im Küchenradio lief der neueste bekloppte Schlagerdünnpfiff.
    Oh, Schmidtchen Schleicher mit den elastischen Beinen,
    wie der gefährlich in den Knien federn kann ...
    Renate begriff nicht, was ich daran auszusetzen hatte. »Du kommst hier runter, und das erste, was du tust, ist meckern! Mecker, mecker, mecker, so geht das den ganzen Tag bei dir! Mach dich doch mal nützlich, du oller Meckerpott! Hilf doch mal Wiebke beim Tischdecken, statt mich hier mit deiner Stinklaune zu ärgern!«
    Die Terroristin Ulrike Meinhof hatte sich in ihrer Gefängniszelle erhängt. Das war die Nachricht des Tages. »Ich glaube ja, die Frau hat eingesehen, daß sie sich da in irgendwas verrannt hat«, sagte Mama. »Sonst bringt man sich doch nicht um. Und schon gar nicht am Muttertag.«
    Nach dem Mittagessen – Lasagne mit Hühnerragout – reiste Renate ab. Ihr Klapprad hatte sie schon zwei Tage davor mit der Bahn aufgegeben.
    Papa brachte Renate zum Bahnhof. Zum Winkewinkemachen war’s mir zu heiß, und ich fand auch, daß Renate übertrieben hatte mit ihrer Gardinenpredigt über meine Meckerei, denn »Schmidtchen Schleicher« war einfach Scheiße, und was anderes hatte ich mit meiner Kritik ja gar nicht zum Ausdruck bringen wollen.
    »Nun muß sich Papa aber endlich um den Garten kümmern«, sagte Mama. »Schließlich müssen wir vor den gestrengen Augen der Verwandtschaft bestehen, wenn du konfirmiert wirst.«
    Oma Jever rief an, um uns darüber aufzuklären, daß Tante Dagmar noch am Leben sei und sich telefonisch aus Venedig gemeldet habe.
    Auf die erhoffte Lustreise nach Venedig mußte Mama noch warten. In den Pfingstferien würden wir ja erst einmal zur Hausverschönerung nach Vallendar fahren und in den Sommerferien abermals.
    Unkrautschöveln bei Affenhitze, das war mein Los als Konfirmand. Papa begoß alle Beete und Bäume mit Wasser aus dem Gartenschlauch. Dreißig Grad im Schatten waren’s, aber da, wo ich zu schöveln hatte, gab es keinen Schutz vor der Knallsonne, und wenn ich ins Haus ging, um meinen Durst zu löschen, war ich bei den ersten Schritten halbblind. Meine Augen brauchten eine Weile, um sich vom grellen Sonnenschein an das Dämmerlicht im Haus zu gewöhnen.
    Einen Flächenbrand auf der E-Stelle hatten die Spezialisten da erst nach fünf Tagen unter Kontrolle bekommen.
    Den Spiegel kriegte man die ganze Woche über nicht zu kaufen. Da faßte man schon mal den Beschluß, sich eine eigene Spiegel -Sammlung anzulegen, und dann streikten die Drucker.
    Mindestens so gut wie die Geschichten waren auch die Gedichte von Poe. Traurig, meistens, aber tröstlich. Der war auch mal unglücklich verliebt gewesen. »Song« hieß eins, in dem ein Mann von einer Frau erzählte, die bei ihrer Hochzeitsfeier rot wurde, weil sie womöglich den falschen Mann geheiratet hatte, nämlich einen anderen als den Verfasser des Gedichts:
    I saw thee on thy bridal day,
    When a burning blash came o’er thee,
    Though happiness around thee lay,
    The world all love befor thee ...
    In einem anderen Gedicht machte sich ein Rabe breit, um Mitternacht, indem er sich auf eine Büste setzte und unentwegt »Nevermore« krächzte, um einem trauernden Witwer die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit seiner verstorbenen Frau zu nehmen.
    And the Raven, never flitting, still is sitting, still is sitting,
    On the pallid bust of Pallas just above my chamber door;
    And his eyes have all the seeming of a demon’s that is dreaming,
    And the lamp-light o’er him streaming throws his shadow on the floor;
    And my soul from out that shadow that lies floating on the floor
    Shall be lifted – nevermore!
    Mit dem Jenseits und dem Grauen vor der ausweglosen Einsamkeit schien Edgar Allan Poe es irgendwie gehabt zu haben, fast bis zur Nekrophilie. Auf seine Liebe zu Annabel Lee waren selbst die Engel im Himmel so neidisch, daß sie die Frau in einem See ersäuften, doch die Liebe blieb über den Tod hinaus bestehen:
    For the moon never beams without bringing me dreams
    Of the beautiful Annabel Lee;
    And the stars never rise but I see the bright eyes
    Of the beautiful Annabel Lee ...
    Ob Poe verheiratet gewesen war? Ähnlich hätte ihm das nicht gesehen. Oder wenn schon, dann mit

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