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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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wahrscheinlich, mitsamt der daranhängenden Aktentasche.
    Entgegen dem Wahlversprechen, die Renten am 1. Juli 1977 um zehn Prozent zu erhöhen, wollte die Koalition das jetzt doch erst am 1. Januar 1978 tun. Helmut Schmidt erzählte dazu in einem Fernsehinterview irgendwas über unrichtige »Teilinformationen« und über eine große Zahl von Erwägungen, die noch geprüft werden müßten, und Papa sagte: »Der lügt auch schneller, als ’n Pferd laufen kann.«
    In der Pause überraschte Hermann mich mit der Nachricht, daß die CSU einen Rückzieher gemacht habe. »Weißt du das noch gar nicht?«
    Franz-Josef Strauß war vor der CDU zu Kreuze gekrochen und hatte die Fraktionsgemeinschaft wiederhergestellt.
    Um den Quark an der Tafel lesen zu können, hätte ich meine neue Brille aufsetzen müssen, von der noch keiner wußte, daß ich sie tragen mußte. Ich weihte Hermann ein und den Bohnekamp, aber als ich die Brille in Mathe zum erstenmal aufsetzte, wurde ich dermaßen dämlich angestarrt, daß ich sie unter meinem Tisch verschwinden ließ.
    Michaela Vogt saß in Mathe ziemlich weit von mir weg. Die hatte von meinen Augenproblemen noch gar nichts mitgekriegt.
    In dem Bundesligaspiel gegen den VfL Bochum hielt der HSV-Torhüter Rudi Kargus einen Elfer. Von Helmut Schön war Kargus bis jetzt nur zweimal eingesetzt werden. Ich fand ja, daß Kargus der beste deutsche Keeper nach Sepp Maier war. Und zudem hatte Bayern München in der laufenden Saison schon 36 Gegentore hinnehmen müssen, elf mehr als der 1. FC Saarbrücken, der auf einem Abstiegsplatz stand. Daß die Bayern auf Platz drei rangierten, lag an ihrer Sturmstärke: Sie hatten in sechzehn Spielen fünfzig Tore geschossen und Saarbrücken nur zwölf.
    Auf dem Bökelberg hielt Wolfgang Kneib dann aber jeden Schuß des gefürchteten Bayernsturms. Gladbach gewann mit 1:0 und konnte sich ein weiteres Mal als Herbstmeister in die Winterpause begeben, mit vier Punkten Vorsprung vor Braunschweig und fünf vor Bayern.
    Michaela Vogt wohnte in Apeldorn, wie ich anhand von Telefonbuch und Stadtplan herausgefunden hatte, und es war ungewiß, ob sie was für Fußball übrig hatte.
    Gegen Apeldorn hatte ich das letzte Mal leider Scheiße gespielt.
    Papa meckerte mal wieder wegen der vierten zweistimmigen Invention, und da schnappte ich mir meine Schreibmaschine:
    Das Stück »Inventio 4« aus den 15 zweistimmigen Inventionen von Johann Sebastian Bach ist vollkommen richtig. Die Takte 4-8 sind nicht verdruckt.
    Diese maschinengetippte Urkunde ließ ich vom Radowski unterschreiben, und der setzte handschriftlich die Worte untendrunter:
    Das E in der Baß ist nicht außergewöhnlich. Das ist eine sogenannte Orgelpunkt auf der Dominante, und nach Cembaloart mit Triller verlängert.
    Damit konnte ich beweisen, daß ich das Stück richtig spielte, aber Papa sagte: »Dann hat eben auch dein Klavierlehrer Tomaten auf den Ohren.«
    Für Papa gab es keine schönere Musik als das Gekreisch seiner Kreissäge. Das einzige, was ich noch ekelhafter fand, war die Reklame für die schrottigen Langspielplatten von K-Tel. Da brabbelten Schnellsprecher auf einen ein, die sich für oberwitzig hielten.
    Neu wär’s mal gewesen, wenn sich ein Unternehmer vor den Fernsehzuschauern heulend hingeworfen und darum gebettelt hätte, ihm seine Waren abzukaufen, weil er sonst verhungern müsse. »O bitte, bitte, laßt mich nicht verrecken ...« Das hätte mir besser gefallen als das selbstherrliche Herumgeschnauze im Stil der K-Tel-Sabbler.
    In Mathe half Ralle mir aus, bis er keine Lust mehr dazu hatte, mir das Kleingeschriebene von der Tafel vorzulesen. Sein Interesse flammte nur noch einmal auf, als ich ihm eine Autogrammkarte von Otto Waalkes schenkte, die Tante Dagmar mir besorgt hatte: Da winkte Otto mit bloßem Oberkörper aus einer Herde von Ottifanten, und Ralle diktierte mir den Quadratwurzelscheiß von der Tafel.
    »Wurzel rein, Wurzel raus«, flüsterte ich Ralle zu, und in der Pause teilte mir der Bohnekamp mit, daß die ganze Klasse das gehört habe.
    Auch Michaela Vogt? O Gott.
    Für Onkel Dietrich, Tante Dagmar und Tante Gertrud sollte ich Kalender basteln. Das hatte Mama sich so ausgedacht und mir alles Material dafür aus der Stadt mitgebracht, aber das Gebastel kotzte mich an. Da faulten mir die Finger bei ab.
    »Du bist mir vielleicht ’n schönes Patenkind«, sagte Mama, als sie den ganzen Salat wieder abräumte.
    Wiedergewählt wurde Helmut Schmidt mit nur 250 Stimmen, obwohl die

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