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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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einem Mädchen, das von seiner Mutter und seinen Mitschülern sadistisch behandelt wurde und blutige Rache nahm, mit Hilfe des Teufels, und als es endlich tot und begraben war, beichtete Hermann mir, daß er es nicht viel länger ausgehalten hätte: Blut und Wasser habe er geschwitzt! »Ein Glück, daß dieses Weib jetzt endlich unter der Erde liegt ...«
    Eine reumütige Mitschülerin des Mädchens besuchte zum Schluß noch einmal das Grab, und da schoß eine Hand aus dem Erdboden und packte sie am Arm, um sie in die Unterwelt hinabzuzerren. Damit hatte niemand mehr gerechnet.
    »Das reicht mir jetzt!« rief Hermann und sprang auf. »Ich will hier raus! Sofort! Ich hab genug gesehen!«
    Von da an konnte man ihm mit einer plötzlich vorgereckten Kralle Angst einjagen.
    Diepenholz hieß unser Mathelehrer, aber Deppenstolz hätte besser gepaßt. In den Fünf-Minuten-Pausen der Doppelstunde ließ er seine Aktentasche immer auf dem Pult stehen, und er wunderte sich sehr, als er eines Tages aus dem Lehrerzimmer wiederkam und ein Vorhängeschloß entdeckte, mit dem ich die Akentaschenhenkel verriegelt hatte.
    In Geschichte ging’s um Friedrich den Großen. Der war von seinem eigenen Vater als Deserteur vor ein Kriegsgericht gestellt worden, zusammen mit einem Freund, und bei dessen Hinrichtung hatte Friedrich der Große zuschauen müssen. In der preußischen Armee waren damals auch Stockschläge und der Spießrutenlauf an der Tagesordnung gewesen.
    Ich würde beim Fernsehen immer so komisch die Augen zusammenkneifen, behauptete Mama, und sie schleifte mich zu einem Augenarzt. Da sollte ich Buchstabengruppen erkennen, die kein Mensch mit bloßem Auge von Kaninchenkötteln unterscheiden konnte. Als ich diese Prüfung überstanden hatte, verschrieb mir die Arzt eine Brille, und Mama marschierte mit mir gleich weiter zum Optiker, Dr. med. Muke, der mich durch Linsen spähen ließ und mir verschiedene Brillengestelle aufsetzte.
    Ein paar Tage werde es dauern, bis wir die Brille abholen könnten, sagte Dr. Muke zu Mama.
    Ich war fertig mit der Welt. Ein sehbehinderter Blindfisch sollte ich sein? Und Michaela Vogt und dem Rest der Menschheit als Brillenschlange unter die Augen treten?
    »Die Dioptrienzahl gleicht sich irgendwann wieder aus, wenn die Altersweitsichtigkeit kommt«, sagte Mama auf dem Nachhauseweg, um mich zu trösten.
    Wie man in der nächsten Mathestunde sehen konnte, hatte der Diepenholz den einen Henkel seiner Aktentasche durchgeschnitten, die beiden Henkelhälften aus dem Vorhängeschloßbügel herausgezogen und die Schnittstelle mit Klebeband geflickt. An dem anderen Henkel hing das Vorhängeschloß noch dran, und weil der Diepenholz leichtsinnig genug war, die Tasche in der Pause abermals auf dem Pult stehenzulassen, holte ich den Schlüssel raus und riegelte die beiden Henkel zum zweitenmal zusammen.
    »Ihr seid doch doof«, sagte der Diepenholz, als er merkte, wie doof es von ihm selbst gewesen war, die Aktentasche nicht ins Lehrerzimmer mitzunehmen.
    Zu später Stunde lief ein spanischer Film über ein neunjähriges Mädchen, das sich in seiner großbürgerlichen Familie zur Zeit der Franco-Dikatur einen Haschmich zugezogen hatte. Die Mutter wurde von einer Tochter von Charlie Chaplin gespielt, Geraldine Chaplin, die auch ein bißchen so aussah wie ihr Vater, vor allem um die Kinnlade herum. Wenn ich die Tochter von Charlie Chaplin gewesen wäre, hätte ich mir allerdings einen anderen Beruf ausgesucht.
    Statt als Tabellenführer allen Konkurrenten davonzueilen, bezog Gladbach im Wildparkstadion Kloppe. Das Spiel endete 4:0 für den abstiegsbedrohten Karlsruher SC, und mir schwante Fürchterliches, denn der nächste Gegner, mit dem Gladbach sich in diesem Formtief messen mußte, war Bayern München. Ganz zu schweigen von meinem eigenen Formtief als linker Verteidiger.
    Von einer Spritztour nach Jever brachte Mama die Nachricht zurück, daß Opa auf der Außentreppe hingefallen und danach in der Küche zusammengeklappt sei.
    All the lonely people, where do they all belong?
    Besser wär’s, man würde seine Lebenszeit so gedankenlos verschleudern wie Hägar der Schreckliche. Angreifen, plündern, fressen und saufen. Und danach den Schlaf des Gerechten schlafen.
    Natrium, Kalium, Calcium und ihre Hydroxide. In Mathe kam der Diepenholz mit einer nigelneuen Aktentasche an, und die ließ er nicht mehr unbeaufsichtigt herumstehen. Was er wohl mit dem schönen Vorhängeschloß gemacht hatte? Weggeschmissen

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