Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
rote Plastikschachtel.
Papa schichtete den Komposthaufen um.
Ich übte Klimmzüge an der Querstange vom Schaukelgestell. »Unser kleiner Kraftmeier.«
Mama und Papa wollten mit Renate und Wiebke nach Spanien fahren. Volker durfte mit Kasimirs nach Italien, und ich sollte nach Bruchköbel zu Onkel Dietrich und Tante Jutta.
Onkel Dietrich holte mich mit dem Auto ab. Erst hatte ich mich noch auf Bruchköbel gefreut. Dann wollte ich doch lieber nach Spanien mitkommen, aber da war es schon zu spät.
Die Wohnung von Onkel Dietrich war in einem Hochhaus, und ich kriegte erklärt, wo ich draufdrücken mußte, wenn ich mit dem Fahrstuhl nach unten fahren wollte. Unten vor dem Hochhaus war ein Sandkasten. Ich wollte aber gar nicht nach unten fahren.
Meine Kusinen waren noch klein und fuhren jeden Tag nach unten. Tante Jutta sagte, daß es unten viel schöner für mich sei. Da sei der Sandkasten, und da seien auch noch andere Kinder, aber ich wollte nicht zu den anderen Kindern. Ich wollte oben bei Tante Jutta bleiben.
Auf dem Balkon konnte ich ihr beim Abnehmen der Wäsche helfen. Ich warf die abgemachten Klammern in einen großen Känguruhbeutel.
Onkel Dietrich kaufte mir zwei Spielzeugindianer, bei denen man die Arme bewegen konnte. Von Mama hatte ich fünf Mark als Taschengeld mitgekriegt. Davon wollte ich mir noch mehr von den Indianern kaufen, aber Tante Jutta war dagegen. Mehr als eine Mark durfte ich für die Indianer nicht ausgeben, obwohl das Geld meins war. »Klappe zu, Affe tot«, sagte Tante Jutta. Das sagte sie ganz oft, auch wenn sie den Telefonhörer aufgelegt oder die Spülmaschine zugemacht hatte: »Klappe zu, Affe tot.«
Im Kinderzimmer bauten meine Kuinen und ich eine Butze. Über den Tisch kam eine Decke, die bis zum Boden runterhing.
Jetzt konnten wir unter den Tisch kriechen und in der Butze sitzen.
Dann wollten sie wieder nach unten. Ich blieb lieber in der Butze hocken.
Einmal machten wir einen Spaziergang in den Wald. Da fand ich Himbeeren und Blumen und einen Stock, den ich als Schwert benutzen konnte. In die Wohnung durfte ich das Schwert aber nicht mitnehmen.
Dann sollte ich in die Badewanne, aber die Badewanne war nicht weiß wie bei uns, sondern grün, und ich klammerte mich an die Türklinke. Ich wollte nachhause, und ich mußte heulen.
Am nächsten Tag brachte Onkel Dietrich mir eine Wasserpistole mit, die ich nur in der Badewanne benutzen durfte. Mit Wasserpistole hatte ich auch nichts mehr gegens Gebadetwerden.
Und dann ging ich doch mal mit nach unten. Tante Jutta hatte mir einen Haustürschlüssel mitgegeben, der an einem Band um meinen Hals hing. Ich hatte auch eine Schippe mit.
Von den Ecken war im Sandkasten keine frei, und ich versuchte, anderswo am Rand eine Burg zu bauen. Der Sand war oben ganz warm von der Sonne.
Neben meiner Burg bauten meine Kusinen eine für sich. Im Sandkasten war es besser, als ich gedacht hatte, und es war auch besser als in der Butze oder in der Küche bei Tante Jutta.
Von Bruchköbel spedierte Onkel Dietrich mich nach Jever. Auf der Autobahn überholten wir Lastwagen mit Röhren hintendrauf, die sich drehten. In denen wurde Beton gemischt.
Mir fiel ein, daß ich meine Indianer nicht eingepackt hatte, aber Onkel Dietrich wollte nicht mehr zurückfahren. Tante Jutta würde mir die Indianer mit der Post schicken. Klappe zu, Affe tot.
Wegen Frau Apken mußte die Haustür abends jetzt immer abgeschlossen werden. Neulich sei Frau Apken im Nachthemd aus dem Haus gelaufen, um ihren Mann zu begrüßen, sagte Oma, aber der war ja schon tot. Einmal habe Frau Apken nachts um eins mit Hut und Mantel im Flur gestanden und gerufen: »Ich muß hier raus, die wissen ja nicht, wo ich bin!«
Ich ging auch wieder Enten füttern. Dafür hatte Oma immer altes Brot. Es gab Enten und Erpel. Die Erpel waren schöner, aber ich warf auch den Enten was zu.
Unter einem Busch fand ich eine Pfauenfeder, die länger war als ich selbst.
Zum Geburtstag sang ich Oma ein Lied vor. Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord, in den Kesseln, da faulte das Wasser, und täglich ging einer über Bord. Nach der ersten Strophe wollte Oma das Lied nicht weiterhören. Ich sollte lieber eins ohne Pestleichen singen. Was ich noch kannte, war: Die Affen rasen durch den Wald, der eine macht den andern kalt, aber das war auch nichts für Oma. »So ’n Schiet bruukt wi nich!« rief sie.
Die ganze Affenbande brüllt: Wo ist die Kokosnuß, wo ist die Kokosnuß, wer hat die
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