Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Training ... Soll ich Uli einen Gruß von dir bestellen?«
»Ja, klar, warum nicht ...«
In der Nacht darauf kam mir ein Traum, in dem ich in der alten Mannschaft spielte, in besserer Form denn je. In dem Traum überquerte ich völlig sorglos die Mittellinie und bediente Didi mit perfekten Flankenschüssen, und von der Seitenlinie jubelte Uli Möller mir zu.
Endstation Sehnsucht.
Uwe Seeler, Berti Vogts und der Tierfilmemacher Bernard Grzimek wünschten sich nach einer Umfrage, die der Stern unter Prominenten veranstaltet hatte, die Wiedereinführung der Todesstrafe für Terroristen. Seeler, Vogts und Grzimek waren also Verfassungsfeinde, denn im Grundgesetz stand ja, daß die Todesstrafe abgeschafft sei.
Der Stern brachte auch eine Reportage über einen Bodybuilder aus Österreich. Der stemmte täglich fünfzig Tonnen Gewichte. Oberarmumfang bei angespanntem Bizeps: 57 Zentimeter. Mister Universum. Dessen Brustmuskulatur sah aus wie künstlich aufgepumpt.
»Jane bleibt Jane« hieß ein Fernsehfilm, in dem eine Frau, die ich bis dahin nur als Reklametante im Einsatz für das Waschpulver Ariel gekannt hatte, eine Charakterrolle als eingebildete Geliebte von Tarzan spielte. Johanna König. In dem Film lief sie in einem Tigerbikini im Altersheim herum und sehnte sich nach Afrika, was einerseits zum Totlachen und andererseits tieftraurig war.
»Gehst du mit deinen Eltern morgen auch zum Schulball?« fragte mich Hermann. Dieser Ball fand statt, weil das Kreisgymnasium 325 Jahre alt geworden war, aber die Einladung hatte ich Mama gar nicht erst gezeigt, weil Papa da ja doch nicht mit ihr hingelatscht wäre.
Im Derby gegen Gladbach ging Düsseldorf ruhmlos mit 1:3 unter. Es würde sich beim Rückspiel im Europapokal zeigen, ob Gladbach trotzdem noch immer in einer Formkrise steckte.
Am Montag nahmen Hermann und ich nach der fünften Stunde an der nächsten Redaktionssitzung teil. Nach langem Gebabbel einigte sich die Versammlung darauf, eine LP als Gewinn für den Einsender des besten Namensvorschlags für die Schülerzeitung auszuloben.
Mitten in einer Deutschstunde traf mich der Blick von Michaela Vogt wie ein heißer Strahl. Ich hielt ihm stand, so gut ich konnte, aber dann sah sie doch wieder woandershin, und in der großen Pause drehte sie sich nicht einmal nach mir um, obwohl ich fünfmal dicht hinter ihr vorüberspazierte.
Aus diesem Mädchen sollte einer schlau werden.
Jetzt ging auch Volker wieder auf Klassenfahrt, nach München, und ich suchte in seinem Zimmer nach Zigaretten. Wenn ich da nach Staubflusen oder vergilbten Raketenbauplänen gesucht hätte, wäre ich schneller am Ziel gewesen. Eine durchgebrochene Fluppe war am Ende alles, was ich auftreiben konnte.
Im Rückspiel gegen Vasas Budapest trat die altbekannte Heimschwäche der Fohlen zutage. Es reichte nur zu einem 1:1, aber immerhin, damit war Gladbach für die nächste Runde qualifiziert.
Seit das vom Bundestag beschlossene Kontaktsperregesetz in Kraft war, durften die Häftlinge in Stammheim nicht mehr miteinander reden und auch nicht mit ihren Anwälten. Das sei ja eigentlich ’n starkes Stück, sagte Hermann, wenn ein Rechtsstaat Gefangenen das Gespräch mit ihren Anwälten verbiete. Seiner Meinung nach säßen die wahren Systemveränderer im Bonner Bundestag.
Mama hatte eine zweite Eintrittskarte für ein Theaterstück über, in dem es laut ihrem Schauspielführer höher herging als in jedem Fernsehkrimi.
Penthesilea, rasend in Haßliebe, rückt mit Elefanten und Hunden gegen Achilles, stürzt sich mit ihren Hunden auf ihn und zerfleischt ihn, nachdem sie ihn mit einem Pfeil durch den Hals getötet hat. Als sie aus ihrem Rausch erwacht, tötet sie sich selbst ...
Elefanten in der Aula? Das wollte ich sehen, und ich wartete die ganze Zeit gespannt auf diese blutige Schlachtszene, aber als es endlich hart auf hart kam, zeigte sich, daß die Theaterdirektion am falschen Ende gespart und die Elefanten außen vor gelassen hatte. Was mich außerdem noch störte, waren die Kostüme der Amazonen, denn die hätten ruhig ein bißchen mehr Haut zeigen können.
Mama war trotzdem begeistert, allerdings weniger wegen der schauspielerischen Leistungen als wegen der Musikalität der Sprache des Dichters Heinrich von Kleist, der das Drama geschrieben hatte. »Die abgestorbne Eiche steht im Sturm, doch die gesunde stürzt er schmetternd nieder, weil er in ihre Krone greifen kann ...« Da müsse man doch taub sein, wenn einen das nicht
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