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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Bogart.
    The Merseyside Sound. Der war in Englisch dran. Im Englischbuch war ein Foto aus dem Cavern Club in Liverpool zu sehen, wo früher auch die Beatles gespielt hatten.
    Half-way down the steep wooden staircase you find yourself stumbling into an atmosphere which is thick, sweet, almost tasty. In the Cavern about a hundred youngsters are compressed together under the low ceilings ...
    Da hätte ich mich auch mal gern zuzsammenpressen lassen, aber in Meppen gab’s ja nur die Stadtschänke.
    Mama brachte ein paar Fotos vom Entwickeln zurück: Da standen Michael und ich verkrampft im Garten rum, mit den Fäusten in den Hosentaschen. So fotogen wie Lederstrumpf hätte man sein müssen und dazu noch so beredt wie Martin Luther King, der 1968 totgeschossen worden war.
    I have a dream that one day on the red hills of Georgia the sons of former slaves and the sons of former slave owners will be able to sit down together at a table of brotherhood ...
    Das hörte sich gut an. Aber wie wäre es Martin Luther King in Meppen ergangen? Regierte nicht auch hier eine Klassengesellschaft? In Sozialkunde lernte man so allerlei über Schichten und Klassen, über das Subproletariat, das Proletariat, das Kleinbürgertum, die Bourgeoisie und das Großbürgertum. Der einzige aus unser Sippe, der sich als Großbürger aufführen durfte, war ja wohl Onkel Rudi. Wenn ich mich nicht irrte, fuhr der einmal jährlich nach Bayreuth, als Opernkenner. Und wozu gehörten wir? Zum gehobenen Kleinbürgertum, vermutlich, das zu egoistisch war, um sich mit der Arbeiterklasse zu solidarisieren.
    Auf die Solidarität einer Meppener Beamtenfamilie wären die Proletarier in Rütenbrock nicht scharf, sagte Hermann. »Die kommen auch ohne euch klar! Und du selbst, was bist ’n du überhaupt? Du bist doch nichts! Du bist nicht mal ’n Sponti!«
    Absolute, konstitutionelle und parlamentarische Monarchie. Unterschicht, Mittelschicht, Oberschicht. Klassenlose Gesellschaften. In Religion geriet ich in einen Streit mit dem Pauker Ruffhold über das nach dem pazifistischen Philosophen benannte Russell-Tribunal, das den Zustand der Menschenrechte in der Bundesrepublik Deutschland untersuchte. Dieses sogenannte Tribunal sei von linken Wirrköpfen organisiert worden, sagte der Ruffhold, und da fragte ich ihn: »Halten Sie denn auch Martin Niemöller für einen linken Wirrkopf?«
    Der machte da nämlich mit, und er hatte einen guten Ruf als Widerstandskämpfer gegen die Nazis.
    Da lasse sich ein alter Mann für einen schlechten Zweck mißbrauchen, sagte der Ruffhold. Gegen den kam man nicht an.
    Josef Stingl, der Präsident der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit, verkündete mal wieder die neuesten Arbeitslosenzahlen, so wie jeden Monat. Was machte der eigentlich in seiner restlichen Arbeitszeit?
    Gegen Brasilien verlor Deutschland 0:1. Helmut Schön, der Schwachkopf! Der hätte Franz Beckenbauer aus den USA zurückbeordern, Gerd Müller einen roten Teppich auslegen und Günter Netzer in die Mannschaft integrieren müssen. Es war doch schwachsinnig, ohne Netzer, Müller und Beckenbauer gegen die Brasilianer anzutreten!
    Mein einziger Trost in dieser idiotischen Zeit war ein Brief von Michael.
    So, jetzt sitze ich also wieder hier in Vallendar. Einen großen Unterschied zu Deinem Meppen habe ich bisher nicht feststellen können. Besonders, was Scrabble angeht. Aber davon später.
    Bis Münster war der Zug ziemlich voll (haste ja selbst gesehen). Er kam dort mit einiger Verspätung an. Ich war mir dessen allerdings nicht sicher, weil ich nicht wußte, ob meine Uhr richtig tickte. Als der Zug also ganz langsam in Münster einrollte (er war mindestens schon 5 km vor dem Einlaufen im Bahnhof wie eine Schnecke gefahren), saß ich wie auf Kohlen (glühenden, natürlich). Und da sich vor der Waggontür, wo ich aussteigen wollte, ein Haufen schwerbepackter Omas ansammelte, sah ich meine fünf Minuten Umsteigezeit schon verstreichen. Irgendwann hielt die Schnecke an (zunächst merkte ich das gar nicht). Als erster stieg ein alter Opa mit zwei dicken, beeschen Koffern aus. Als er endlich ächzend den Bahnsteig betreten hatte, wollte ich schon hinterherstürzen. Leider schob sich eine alte Oma zwischen die Tür und mich und begann ihr langwieriges Aussteigezeremoniell. Nach sechs Ewigkeiten war dieses beendet. Jetzt kannte ich keine Rücksicht mehr: Ich trat mehrere Koffer beiseite (wobei ich einige mit alten Omas verwechselte) und hastete hinaus, die nächstbeste Treppe

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