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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Generalissmus, obwohl er genaugenommen doch gar nicht so richtig zur Familie gehörte. Aber mir hier Eßmanieren beibringen wollen! So bei kleinem sehnte ich mich nach meinem Zimmer in Meppen zurück, wo ich vor solchen Überraschungen gefeit war.
    Das große Enkelkinderfoto wollte Onkel Immo im Wohnzimmer aufnehmen. Dieses Vorhaben glich einem Staatsakt. Irgendwer hockte noch auf dem Pott, Wiebke hatte ihre Haarspange verloren, und dann stimmte dauernd irgendwas mit dem Belichtungsmesser nicht.
    Alle außer mir glänzten in Festkleidungsgarnitur.
    »Und du erscheinst hier in Räuberzivil«, sagte Tante Gisela.
    »Bitte lächeln!«
    Tante Therese, Mama, Kim und Oma deckten in der Veranda und im Wohnzimmer das Geschirr fürs Kaffeetrinken auf, und einmal kam Tante Dagmar mit einem Stapel Gratulationskarten rein und sagte: »Wenn ich mal kurz stören darf, Mutti, da ich hier etwas Ordnung schaffen will – wo sammelt ihr Selbiges?«
    »Da mußt du Vati fragen«, sagte Oma. »Bleib mir bloß weg mit dem Tühnkram!«
    Über die Geldgeschenke hatte Opa ganz genau Buch geführt. Auf seinem Schreibtisch lag die Endabrechnung, aus der hervorging, daß sich die Ausgaben für die Zimmer im Schützenhof und im Friesenhotel sowie für die Festivität, die Taxen und Sonstiges auf 3840 Mark beliefen. Allein die Hotelübernachtungen hatten mehr als 3200 Mark gekostet, und vom Schützenhof lag eine Quittung über 2359 Mark auf dem Tisch. Auf der Habenseite hatte Opa 1600 Mark verbucht.
    Ein teurer Spaß, das Ganze
    Die Engländer wollten uns nach Meppen begleiten, und ich wäre gern bei denen mitgefahren, aber den einzigen freien Platz in deren Kiste hatte Volker schon vereinnahmt.
    Ich saß dann mit Renate und Wiebke hinten im Peugeot. Wiebke mußte in der Mitte sitzen, als Kleinste, und Renate meckerte über meine Tanzkünste: Ihr täten jetzt noch die Füße weh. »So brutal hat mir noch nie jemand auf meinen Zehen rumgetrampelt!«
    Diese blöde Kuh. Dann hätte sie bei der Damenwahl doch einen besseren Tänzer auffordern sollen! Das hatte man ja nun wirklich gern! Zum Tanzen geschleppt werden, obwohl man’s nicht konnte, und sich dann hinterher noch das Gemaule darüber anhören dürfen!
    Mama legte ein gutes Wort für den Akkordeonspieler ein. Der habe seine Sache gut gemacht: »Das war schon was Gediegeneres als das olle Rumtata, das man sonst bei solchen Anlässen zu hören kriegt ...«
    In Wiesmoor mußte eine Gärtnerei besichtigt werden. Eine Halle neben der anderen. Und warm war’s dadrin! In diesen Treibhäusern kriegte auch Papa bald zuviel, und nach einer halben Stunde trommelte Mama alle Reisenden wieder zusammen.
    Fuchsien und Edeltannen hätte ich auch zuhause anglotzen können.
    Von der Buch- und Offsetdruckerei Hermann Lübbers holte Mama in Meppen Renates und Olafs Verlobungsanzeigen ab. Sechzig Stück.
    ... dann ruft jeder freudiglich:
    »Gott sei Dank, sie haben sich!«
    Das stand außendrauf.
    Norman arbeitete jetzt, wie man beim Abendbrot erfuhr, bei einer Firma in London. Noch drei Jahre in diesem Job, sagte er, und er sei reif für ein Magengeschwür.
    Im Halbfinalrückspiel gegen den FC Liverpool kassierte Gladbach drei Gegentore. In der zweiten Halbzeit kam Ewald Lienen für Herbert Wimmer, aber das nützte nichts mehr.
    Peinlich, so ein Spielergebnis, wenn man Verwandte aus England zu Gast hatte.
    Als genug Sherry geflossen war, erheiterten Mama und Tante Therese die britischen Ableger mit deutschen Liederschätzen.
    Oh, komm, lieber Franz, noch einen Tanz ...
    Auch das war mir peinlich. Nachher dachten die noch, daß wir in Deutschland jeden Abend im Wohnzimmer solche Schlager sängen.
    Norman fragte mich nach meinen musikalischen Vorlieben und zog die Brauen in die Höhe: Leonard Cohen? Was der sich so zusammensinge, laufe in England unter der Bezeichnung »razor-blade music«, weil es die Hörer dazu anrege, sich mit einer Rasierklinge die Pulsadern aufzuschneiden.
    Ich wollte Norman antworten, daß ich das nicht nachvollziehen könne, aber was hieß »nachvollziehen« auf englisch? Wenn man Cohen singen hörte, ging einem doch überhaupt erst auf, wozu das Leben gut war.
    Tante Therese erzählte von ihren vielen Reisen, und Onkel Bob rief einmal dazwischen: »She’s everywhere, isn’t she?«
    Unser Zweitfernseher wollte nicht mehr anspringen. Bis um zehn Uhr abends ersehnte ich mir einen Rückzug der Verwandtschaft aus dem Wohnzimmer, aber dann gab ich die Hoffnung auf, mir den Spielfilm »Madame

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