Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
X – Eine absolute Herrscherin« unten allein ansehen zu können. Da kujonierte eine verrückte Alte einen Haufen Weiber an Bord einer Dschunke im Chinesischen Meer, laut Ankündigung.
Für die Erkenntnis, daß der Film »Saturday Night Fever« Scheiße war, genügten mir ein paar Ausschnitte im Fernsehen. Dieser ölige John Travolta mit seinem weißhosigen Gehopse, und dazu noch das Eunuchengewimmer der Bee Gees. Von denen hatte ich nur ein einziges Mal etwas gehört, das mir gefiel.
Have you seen my wife, Mr. Jones?
Do you know what it’s like on the outside?
In der Schule hatte ich dann Heiko Meier gefragt, wie er die Bee Gees finde.
»Frag mich lieber was anderes«, war die Antwort gewesen.
»Nein, sag doch mal!«
Da hatte er ein Brechgeräusch imitiert.
Und jetzt das.
Die Engländer reisten ab, und dann trat der 1. FC Köln gegen Fortuna Düsseldorf zum Endspiel um den DFB-Pokal an. Früher hätte mich das rasend interessiert.
Ausgesprochen mies fand ich, daß Wiebke sich nach dem Naseputzen jedesmal ankuckte, was sie da ins Taschentuch geschnaubt hatte und daß sie beim Kabatrinken so bekloppt in ihren Becher schielte. Und daß sie nachts aufs Klo ging, ohne hinterher abzuspülen.
Genausowenig konnte ich den Wetterbericht morgens im Radio ab. Wer wollte schon wissen, ob es in Istanbul, Madrid und Kiew heiter oder bewölkt war oder ob’s in Neustadt am Rübenberge nachts geregnet hatte.
Und dann die Verkehrsnachrichten: Was gingen mich denn die Staus auf der A 11 zwischen Dibbersen und dem Horster Dreieck an? Oder die ungesicherten Unfallstellen am Kamener Kreuz? Vor den Glasscherben auf dem Radweg an der Herzogstraße hätten diese Idioten einen mal lieber warnen sollen. Was dachten sich eigentlich die Saftärsche, die da nachts ihre Bierflaschen kaputtschmissen?
Zum Abreihern waren auch die Radfahrer, die bei Rot im Zickzack vor einem herumkurvten, um nur ja keinen Fuß auf die Straße setzen zu müssen. Oder die Autofahrer, die beim Warten am geschlossenen Bahnübergang den Motor nicht ausmachten, so daß man fast erstickte in dem Auspuffqualm. Oder die, die vor der Ampel so dicht neben dem Bürgersteig anhielten, daß man sich mit dem Fahrrad nicht mehr durchquetschen konnte. BMWs mit Fuchsschwanz an der ausgefahrenen Antenne.
Und dann mittags mit ’ner Fünf in Mathe nachhausekommen, die Haustür aufmachen, in eine Kohlrabigestankwabe eintreten und auf dem Küchentisch inmitten von Kartoffelschalen Mamas Fliegenklatsche liegen sehen, mit den zermatschten Fliegenkörperteilen dran. Diese Fliegenklatsche baumelte normalerweise von dem Hakenbrett hinter der Küchentür herab, zwischen Gummibändern und allen möglichen kleinen und großen Schlüsseln, die sich im Laufe der Zeit angesammelt hatten.
Und so ging es alle Tage weiter. Müffelnden Blumenkohl mampfen, auf eine unreife Strunkstelle beißen, Grimassen schneiden, einen Anpfiff kriegen und sich aufs Zimmer verziehen, wo einem ein Grützkopf namens »Vader Abraham« im Radio das schweinsdämliche »Lied der Schlümpfe« vorquäkte.
Sagt mal, von wo kommt ihr denn her?
(Aus Schlumpfhausen bitte sehr.)
Da schnallte man doch ab.
Besser war’s, am späten Abend Humphrey Bogart dabei zuzusehen, wie er wieder einmal einen Gangster zur Strecke brachte, dargestellt von Edward G. Robinson, dem fiesen Möpp vom Dienst. Praktisch jedesmal, wenn die Hollywoodmogule einen so richtig brutal und zynisch aussehenden Schauspieler gebraucht hatten, war ihre Wahl auf Edward G. Robinson gefallen. Den sah man als Zuschauer gern sterben.
Mama hatte sich ein Taschenbuch mit Gedichten von Sarah Kirsch gekauft.
Ein Bauer mit schleifendem Bein,
Ging über das Kohlfeld, schwenkte den Hut
Als wäre er fröhlich.
»Das hat doch was«, sagte Mama. »So als Momentaufnahme.«
Im Testspiel gegen Schweden wechselte Helmut Schön zur Halbzeit das nervöse Hemd Burdenski für Sepp Maier ein, Rolf Rüßmann schoß ein Eigentor, und Bernard Dietz kam erst sieben Minuten vorm Abpfiff zum Einsatz. Endergebnis: 3:1 für Schweden. Und das war nun die Generalprobe für die WM.
Weil Wiebke bei irgendeiner Kindergeburtstagsfeier war und Volker sich auf eine angeblich ganz, ganz wichtige Englischklausur vorbereiten mußte, wurde ich als einziges Kind zum Unkrautjäten abkommandiert. Draußen vor der Hecke selbstverständlich, wo mich alle sehen konnten. Und es kam dann auch praktisch sofort der Albers angestratzt.
»Ey, Schlosser! Gräbste da nach ’m Schatz oder
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