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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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...«
    Wiebke würde heulend zusammenbrechen, und der Polizist würde vielleicht noch hinzufügen: »Ich weiß nicht, ob es ein Trost für Sie ist, wenn ich Ihnen sage, daß Ihre Eltern nicht lange leiden mußten. Sie waren sofort tot ...«
    Und wo würden wir dann bleiben? In Jever? Drei Schulkinder, das wären wohl drei zuviel für Oma und Opa. Oder ich bei Tante Dagmar und Wiebke bei Onkel Rudi und Tante Hilde? Und Volker in Dortmund bei Onkel Walter und Tante Mechthild? Die würden sich wahrscheinlich schön bedanken. Und Mama und Papa steckten ganz bestimmt bloß irgendwo im Stau fest.
    Es war schon dunkel, als der Peugeot endlich in die Einfahrt rollte. Papa marschierte aufs Klo, während Mama sich in ihre angestammte Wohnzimmersofaecke plumpsen ließ und die Schuhe abstreifte. »Kinder, seid so gut und gießt eurer alten Mutter ’n Sherry ein. Aber vorsichtig! Und bringt mir mal ’n Kissen oder zwei! Ich bin geschlaucht wie sonstwas! Alle naselang ’ne Baustelle, und dann hat Papa zwischendurch auch noch den halben Motor auseinandernehmen müssen, weil der Wagen nicht mehr weiterwollte ...«
    Das hätte Robert sicherlich gefallen, sagte Mama, denn der lehne das Autofahren radikal ab. Zur Konfirmation habe der ein Zehngangrennrad gekriegt, und auf diesem Ding sei er dann auch zur Kirche gebösselt, mit hechelnder Zunge hinter den Autos der Verwandten her. Nach dessen Ansicht seien alle Autos Teufelswerk. »Aber wenigstens hat Doro es dem Knaben inzwischen abgewöhnen können, auf sämtliche Motorhauben zu spucken!«
    Und direkt neben dem Hotel habe morgens eine Kuh gemuht, mit solcher Ausdauer, daß es gar nicht nötig gewesen wäre, den Wecker zu stellen.
    Wie jetzt herauskam, hatte Hans Karl Filbinger, der christdemokratische Ministerpräsident von Baden-Württemberg, in der Nazizeit als Staatsanwalt ein Todesurteil gegen einen fahnenflüchtigen Marinesoldaten beantragt und durchgeboxt. Und nach der Kapitulation der Wehrmacht hatte ein anderer Soldat sich das Hakenkreuz von der Uniform gerissen und ausgerufen: »Ich bin ein freier Mann. Ihr habt ausgeschissen. Ihr Nazihunde, ihr seid schuld an diesem Krieg.« Dafür war er noch am 29. Mai 1945 vom Marinerichter Filbinger zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden, mit der Begründung:
    Seine Äußerungen stellen ein hohes Maß an Gesinnungsverfall dar.
    Und dieser ehrenwerte Herr, der seit zwölf Jahren ein Bundesland regierte, war sich keiner Schuld bewußt und dachte überhaupt nicht daran zurückzutreten: Was damals Recht gewesen sei, sollte er gesagt haben, das könne heute nicht Unrecht sein.
    »Vielleicht sollte Beate Klarsfeld mal nach Stuttgart fahren und dem Filbinger eine runterhauen«, sagte Hermann. Beate Klarsfeld, das war die Frau, die dem Bundeskanzler Kiesinger eine Ohrfeige verpaßt hatte, zur Strafe für seine Mitgliedschaft in der NSDAP.
    Aldo Moro war in Rom tot aufgefunden worden. Die Roten Brigaden hatten ihn erschossen und seine Leiche in einem R4 liegengelassen.
    Mama meinte, daß die Täter verrückt wären, wenn sie glaubten, mit solchen Mafiamethoden irgendwas Gutes zu bezwecken.
    Mit Heiko Meier ging ich in den Gangsterfilm »Der Clou«, und da erkannte ich den »Entertainer« wieder, den Renate früher in Vallendar bis zum Steinerweichen auf dem Klavier geübt hatte.
    Einmal beugte Heiko Meier sich zu mir rüber, um mir die Frage zuzuraunen: »Warum haben die Weiber damals bloß alle so Scheiße ausgesehen?«
    Der Film spielte in den zwanziger Jahren in Chicago, und die Frauen waren natürlich anders angezogen und frisiert als die Schönheiten von heute. Ich fand, daß Heiko Meier übertrieb, und ich flüsterte zurück: »Da hat’s doch auch so ’ne und solche gegeben ...«
    Eine Frau, die in der Reihe vor uns saß, drehte sich zu uns herum und sagte: »Sonst geht’s euch zwei beiden Hübschen aber danke, ja?«
    Damit war für mich der vergnügliche Teil des Abends zuende, weil ich mich vor der blöden Meckertante schämte.
    »Also, Gisela hat’s auch nicht gerade leicht«, sagte Mama beim Tee. »Die wollte doch mit ihrem Dellbrügge nach Barbados, aber nun können sie nicht, weil dessen Mutter streikt und partout nichts mehr essen will. Aus purer Eifersucht! Ich hab mir ja gleich gedacht, daß da kein Segen drauf liegt, bei ’nem Mann einzuziehen, der mit seiner Mutter unter einem Dach wohnt. Das liegt doch auf der Hand, daß es dann Ärger gibt, sobald die Mutter sich aufs Abstellgleis geschoben fühlt. Aber sich

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