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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Stammspieler erkoren. Und Manfred Burgsmüller ebenfalls.
    Aber mich fragte ja keiner.
    Immerhin schrieb mir noch jemand Briefe. Michael Gerlach, die alte Ratte.
    Sehr verfluchtes Meppen!
    Soeben hab ich mich vor einem fünffachen Schädelbasisbruch bewahrt. Mein Bücherregal hatte nämlich gefährlich Schlagseite bekommen. Und da es direkt über dem Tisch hängt, wo ich jetzt schreibe, hab ich die Bücher lieber ’rausgeholt. Jetzt stehen sie außer Reichweite.
    Heute is’ sogar was passiert! Ich lag noch im Bett (wie meistens), als meine Mutter reingestürmt kam und aus meinem Fenster starrte. Da war unser Dohlenvieh gerade auf der Flucht vor einer Katze. Meine Mutter konnte aber nichts sehen und raste wieder runter. Ich flitze aus dem Bett, starre nun meinerseits raus und sehe das arme Vieh über die Straße hopsen, wo ein Auto angeschossen kommt. Zum Glück hat der Fahrer noch rechtzeitig aufs Bremspedal getrampelt. Ich hab mich wie der Wirbelwind angezogen und bin nach unten gewetzt. Zusammen mit meinem Vater hab ich das Vieh dann eingefangen. Was heißt »ich«. Mein Vater hat sich’s gegrapscht. Von der Katze hamwer nix gesehen.
    Das war also das weltbewegende Ereignis in Vallendar. Immerhin das erste seit Wochen. Wahrscheinlich auch das letzte.
    Wie geht’s Deinem Radiorekorder? Neckermann! Das Letzte vom Letzten. Beschissener geht’s nich’! Aber was soll’s, immer noch besser ein Neckermann-Radio als ein Gerlach-Radio. Da hört man nämlich nichts als krkrrkkrtzchrkrr, und selbst das nur, wenn man Glück hat. Meistens bleibt das Ding stumm und gibt überhaupt keinen Laut von sich.
    Neulich hat mir ’n Klassenkumpel von seinem Bruder erzählt. Der macht sein Praktikum auf ’nem Bauernhof in Maria Laach (er will Entwicklungshelfer oder sowas werden). Da geht’s hoch her, wenn man dem, was dieser Kauz erzählt hat, Glauben schenken kann. Angeblich schlägt der Bauer da seinen Schweinen mit ’ner Eisenstange die Birne ein, nur so aus Jux. Und die Mönche (da is ’n Kloster inner Nähe) würden es noch besser treiben: Einer von denen wär zu ’ner Kuh gegangen, die da rumlag, weilse irgend ’ne leichte Betäubungsspritze bekommen hatte. Was weiß ich, warum. Jedenfalls brüllt der Pfaffe das Vieh an, es solle aufstehen. Das konnte es natürlich nur andeutungsweise. Da packt der Typ ’ne Mistgabel und rammt die der Kuh in den Bauch. Wie im Mittelalter, nur daß die Inquisition jetzt an Kühen statt an Menschen vollzogen wird. Macht zwar nicht halb soviel Spaß, aber besser als gar nix. Menschenmaterial is’ ja so rar geworden. Die paar Teufelsaustreibungen können doch einen Mönch nicht befriedigen. Oder Priester. Oder was-weiß-ich.
    Nach Maria Laach sollte man umziehen! Da is’ wenigstens was los.
    Das Gilgamesch-Epos war aus Tontalfelscherben aus dem siebten Jahrhundert vor Christus rekonstruiert worden und handelte davon, daß ein Kraftpaket namens Enkidu auszog, um Gilgamesch zu bändigen, den bösartigen König von Uruk. Gilgamesch schickte dann jemanden mit einer Prostituierten los, die den Auftrag hatte, Enkidu zu verführen.
    Da zeigte ihm die Dirne ihre Brüste,
    tat auf den Schoß ihm, daß er sich ihr nahte.
    War ohne Scheu und ließ ihn zu sich eingehn,
    Warf ab ihr Kleid, daß er sich auf sie legte,
    Erregte seine Lust nach Frauenweise,
    Und seine Fülle teilte sich ihr mit.
    Sechs Tage, sieben Nächte gingen hin,
    da Enkidu die Tempeldirne liebte,
    Bis er an ihren Reizen sich gesättigt.
    Damit fing also das älteste überlieferte Epos der Menschheitsgeschichte an: mit Sex and Crime. Hätte mich ja mal interessiert, was daran kulturell bedeutsamer sein sollte als an einem Fernsehkrimi.
    Spannender fand ich sowieso die Politmagazine. In der Sendung Report enthüllte der Journalist Dagobert Lindlau die politische Vergangenheit des amtierenden Präsidenten der Bundesärztekammer, Hans Joachim Sewering: Der war 1933 in die SS eingetreten, und später hatte er in der Bundesrepublik Karriere gemacht, wie so mancher andere alte Nazi, aber die Ärztekammer kratzte das nicht.
    In der großen Pause hielt Hermann mir ein imaginäres Mikrofon vor die Nase: »Herr Schlosser, was erwarten Sie von Breschnjews Staatsbesuch? Als alter Kreml-Astrologe können Sie doch sicher eine dezidierte Stellungnahme dazu abgeben!«
    »Selbstverständlich, Herr Nowottny. Der Genosse Breschnjew ist nach Bonn gekommen, um den imperialistischen Kriegstreibern die Stärke und zugleich den Friedenswillen der

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