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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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sozialistischen Staatengemeinschaft zu demonstrieren und um der Arbeiterklasse im kapitalistischen ...«
    »Herr Schlosser ...«
    »... im kapitalistischen deutschen Teilstaat die solidarischen Grüße ihrer Brüder aus der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zu überbringen und ...«
    »Entschuldigen Sie, Herr Schlosser ...«
    »... und, äh, sich für die, äh, für die Errungenschaften des Sozialismus ...«
    »Herr Schlosser, entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie unterbreche, aber es gibt zuverlässige Beobachter, die vermuten, daß Breschnjew sich in Bonn beliebt machen will, weil er scharf auf das Geld der hiesigen Kapitalisten ist ...«
    »Diese Unterstellung weise ich in aller Form zurück.«
    »... und daß er sich beim Staatsbankett einmal so richtig mit den Produkten der westlichen Spitzenküche vollfressen möchte ...«
    Darüber mußte ich einen Moment lang nachdenken, bevor mir die Erwiderung einfiel: »Wenn Sie damit auf die Leibesfülle des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei der Sowjetunion anspielen, so muß ich Ihnen sagen, Herr Nowottny, daß der Genosse Breschnjew den Proletariern in der ganzen Welt auch durch seine Wohlgenährtheit einen bleibenden Eindruck von der Fülle der Genüsse zu verschaffen versucht, die sie nach der revolutionären Umgestaltung der kapitalistischen Wirtschaftsweise zu erwarten haben ...«
    »Vielen Dank, Herr Schlosser«, sagte Hermann. »Und damit zurück in die Sendezentrale.«
    Uneins waren wir uns über einen am Tag zuvor ausgestrahlten Schmachtfetzen mit Humphrey Bogart und Audrey Hepburn. Ich hatte mich dabei gelangweilt, aber Bogart gut gefunden, und Hermann sagte, daß er das für widersinnig halte: Es könne doch nicht angehen, daß ein Film insgesamt Scheiße sei und einer der Hauptdarsteller trotzdem gut.
    So etwas konnte natürlich nur angehen, wenn der Hauptdarsteller Humphrey Bogart hieß und auf eine sympathische Weise so aussah wie ein geprügelter Hund, aber dafür hatte Hermann keine Antenne.
    »Im Tagesverlauf aufkommende Schauertätigkeit«, hatte es morgens in der Wettervorhersage geheißen.
    Der Seewetterdienst Hamburg teilt mit ...

Daran hätte ich denken sollen, als ich unter einer schwarzgrauen Wolkendecke zu Comet fuhr, um mir eine neue Packung Tee zu kaufen. Als ich aus dem Laden wieder rauskam, rauschte eine Sintflut vom Himmel herunter. Auf dem Parkplatz rannten die Leute wie um ihr Leben, und neben mir schüttelte sich ein naßgewordener Schäferhund, dessen Herrchen den Fehler begangen hatte, sich zwei Meter weit hinaus in den Regen zu wagen.
    Da stand ich nun, unterm Dach im Eingangsbereich des blöden Supermarkts, im T-Shirt und ohne Regenschirm, mit einer Teedose in der Hand. Bis zum Fahrradständer hätte ich bloß drei oder vier Sekunden gebraucht und bis nachhause dann maximal zwei Minuten, aber da wollte ich ja auch nicht ankommen wie das Ungeheuer von Loch Ness.
    Wenn es etwas noch Öderes gab als das Herumstehen bei Comet im Regen, dann mußte es tödlich sein.
    Nach dem Mittagessen fuhren Mama und Papa nach Düsseldorf-Knittkuhl, wo Robert Wellmann konfirmiert werden sollte, Papas Patensohn. Auf dem Weg von der Haustür zur Garageneinfahrt hielt Papa sich eine Plastiktüte über den Kopf, zum Schutz gegen den Regen.
    Mama hatte vorgekocht für Volker, Wiebke und mich, und wir brauchten uns keine Sorgen um unser leibliches Wohl zu machen, aber im Laufe des Sonntagnachmittags sah ich dann doch immer öfter beunruhigt auf die Uhr.
    Draußen kam abermals Schauertätigkeit auf. Ich saß im Wohnzimmer und las den Stern . Dafür hatte ich das eine Deckenlicht eingeschaltet, das sonst nie in Betrieb gesetzt wurde. Mama und Papa hatten bereits am frühen Nachmittag zurückkommen wollen. Wo blieben die bloß?
    In der Wohnung sah irgendwie alles falsch aus.
    Wiebke latschte herein, mit einer Puppe im Arm, für die sie viel zu alt war, und jammerte: »Ich will, daß Mama und Papa wieder da sind!«
    »Das kann nicht mehr lange dauern«, sagte ich, aber hundertprozentig sicher war ich mir nicht. Was wäre, wenn die einen Unfall gebaut hätten? Auf der Autobahn? So etwas passierte ja tagtäglich. Und wenn wir auf einmal alle Vollwaisen wären? Ein Polizist würde hier klingeln und Volker, Wiebke und mir mit Leichenbittermiene eröffnen, daß er schlechte Nachrichten für uns habe: »Es gab hinter Hamm einen Frontalzusammenstoß zwischen einem Sattelschlepper und einem Geisterfahrer. Der Mann hatte 1,8 Promille Alkohol im Blut

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