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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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den uniformierten Fahnenschwenkern! Und dann diese zackig marschierenden Soldaten! Defílierten da vorbei, als ob’s im Leben überhaupt nichts Herrlicheres gäb’ als Tschingderassabumm und Stechschritt. Wie hatte doch Peter Ehlebracht gesungen?
    Ich bin ganz wild auf Marschmusik,
    Und der schönste meiner Träume,
    Das wär ein deutscher Westerwald
    Voller Schellenbäume.
    Diesen Joseph Haydn
    Kann ich nicht leiden.
    Und dagegen in den USA das Foto von Jimmy Carter, wie er beim Dauerlauf gestrauchelt war. Auch nicht gerade erhebend, aber immer noch sympathischer als die gekünstelten Fröhlichkeitsgrimassen der Politbürohengste beim Anblick der gedrillten Marschkolonnen.
    Wenn Honecker von der Deutschen Demokratischen Republik sprach, dann hörte es sich immer an wie »Deutsch Dekratsch Reliek«.
    Und daß diese Ostblockbonzen sich immer umarmen und auf den Mund küssen mußten! Ob das eine russische Sitte war?
    Der nächste Brief von Michael begann mit einer äußerst sonderbaren Bemerkung:
    Jetzt muß ich doch glatt ’nen neuen Brief schreiben. Ich hatte zwar schon einen, aber den konnte ich wegen Briefmarkenmangels nicht abschicken. Und nu’ isser so veraltet, daß ein neuer hermuß.
    Ja, und wieso schickte er den veralteten nicht mit? Um Porto zu sparen? Dafür hätte ich gern Nachporto gezahlt.
    Es geschah am letzten Tag vor meiner »Studienreise« nach Berlin. Ich dachte so bei mir: »Fährste noch mal was ’rum, ist doch so schönes Wetter.« Ich orgele also durch Neuwied, wo ich mich natürlich nicht sehr gut auskenne. An jeder Kreuzung muß ich lange grübeln, wo’s langgeht. Bei einer davon sah ich’s erst ziemlich spät. Kurzer Blick in den Rückspiegel, schnell Arm raus und nach links. Schon lag ich auf der Nase, die Mühle jaulte irgendwo weiter vorne, und irgendwo anders quietschte ein Auto. Mein linker Daumen tat höllisch weh, und mir brummte der Schädel. Sonst nichts. Ich stehe auf und gehe in die Richtung, wo’s gequietscht hat. Richtig, da steht ein Auto schief auf ’m Bürgersteig. Der Fahrer steigt aus und sieht mich entgeistert an. »Ist Ihnen was passiert?« Und so weiter. Es standen auch schon massenhaft Leute ’rum. Meine Mühle war in der Zwischenzeit abgesoffen.
    Ich hatte die Hand zu spät ’rausgehalten, und da is’ der Typ mir gegen den Daumen gerast. Das muß mich wohl umgehauen haben, direkt gegen die Autotür und den Kotflügel; die waren leicht verbeult und verkratzt, wahrscheinlich vom Lenker und den Fußrasten. Wieso ich den Wagen nicht im Rückspiegel gesehen habe, ist mir schleierhaft. Der Rückspiegel jedenfalls war gestraft: Totalschaden. Sonst war nur der Kickstarter bei mir verbogen. Den Schaden bezahlt jetzt meine Versicherung, denn ich war ja schuld. Polizei hamwer keine geholt. Wozu auch?
    Und heute, keine drei Wochen später? Ich hatte ’ne Freistunde und bin heimgefahren, um meine Tasche loszuwerden. Dabei hab ich etwas getrödelt und mich auf dem Rückweg beeilen müssen. Als ich aus dem Haus renne und das Ding gerade anwerfe, fällt mir ein, daß ich die Handschuhe vergessen hab. Scheiß drauf, keine Zeit mehr. Also ohne Handschuhe zurück nach Koblenz. Kennste noch die Haarnadelkurve in Urbar? Ich fahr die ganz normal lang, und plötzlich liege ich wieder auf der Schnauze und rutsche die Straße entlang. Autsch – die rechte Hand blutig aufgeschrappt, und da vorn kommen Autos. Ich heb das Moped auf und renne ’rüber auf die rechte Straßenseite. Die Autos fahren vorbei, kein Arsch hält an. Ich will mich wieder auf das Ding setzen, da merke ich, daß die rechte Fußraste ab ist. Ich keuche wieder ’rüber auf die andere Seite und setze mich da erstmal ins Gras, denn mir war auf einmal so übel. Na, das ging vorbei, und ich besah mir den Schaden. Außer der Fußraste war nichts kaputt, bloß meine Hand. Scheißhandschuhe. Aber wieso war ich überhaupt hingeflogen? Ölflecken! Verfluchte Sauerei. Irgend so ’ne Schrottkarre hatte genau in der Kurve Öl verloren, nich’ viel, doch für die Garelli hat’s gereicht. Außerdem war die Straße noch naß vom Regen. Meine Befürchtung, das Moped den Berg hinaufschieben zu müssen, erwies sich – Gott sei’s gedankt! – als grundlos. Auch ohne Fußraste konnte ich ganz gut fahren. Ich frag mich bloß, wie ich die wieder drankriegen soll. Fürs erste hab ich aber sowieso die Nase voll vom Garellifahren. Am Montag kauf ich mir ’ne Wochenkarte für den Bus.
    Zum Arzt mußte ich auch noch. Der verpaßte

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