Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
ich mir schon vorstellen: Bild sprach zuerst mit dem Ferkel! Ich faß es nicht! Ich faß es einfach nicht!«
»Da sieht man mal, wie die arbeiten«, sagte Andreas Pohl.
»Und wer wohl dieser anonyme Anrufer gewesen ist«, sagte Gregor Hellermann. »Das kann ja nur ein anonymes Spanferkel aus unserer Schule gewesen sein ...«
In die Stadtschänke kam diesmal auch Andreas Pohl mit, und er zog über die Zustände in den psychiatrischen Kliniken her. »Die mit einhundert Betten machen eins Komma zwei Prozent des Angebots aus, Kliniken mit einhundertundeinem bis fünfhundert Betten neun Komma fünf Prozent und Kliniken mit bis zu tausend Betten acht-und-sech-zig Prozent! Wie sollen denn in solchen Monsterkliniken psychisch Kranke geheilt werden? Wenn da ein einziger Psychologe für fünfhundertsechs Patienten zuständig ist?« Aber dann würden die Patienten vereinzelt sogar beim Scheißen beobachtet. Dafür sei Zeit!
Hermann brachte das Gespräch auf den Plan der CDU/CSU, privaten Fernsehsendern Kanäle bereitzustellen, so wie in den USA. »Was da dann laufen würde, kann man sich doch ausrechnen. Um ihr Geld wieder reinzukriegen, müßten die Sender so viel Werbung wie nur möglich bringen, und damit sich das Geschäft für die werbetreibende Industrie auch lohnt, müßte das Programm für die Massen attraktiv sein, und das würde ...«
Wir erhielten eine neue Portion Bier, und Hermann schwieg, bis wir die Gläser vor uns stehen hatten.
»... und das würde bedeuten, daß sich der größte Teil des Programms aus billiger Unterhaltung, Sportsendungen und brutalen Krimis zusammensetzen müßte.«
»Und aus Pornos«, sagte Andreas Pohl.
»Na ja, aus Pornos vielleicht nicht«, sagte Hermann, »aber jedenfalls aus lauter mieser, seichter, dreckiger« – er suchte nach einem passenden Begriff – »Hühnerkacke! Und um finanziell mithalten zu können, müßten die öffentlich-rechtlichen Anstalten nachziehen, und die totale Gleichschaltung wäre perfekt!«
Wenn sich das Privatfernsehen in den USA durchgesetzt habe, sagte ich, dann werde es das auch bei uns irgendwann tun.
»Aber das muß man ja nicht widerstandslos hinnehmen«, sagte Hermann.
»Und was willst du kleines Würstchen dagegen machen?«
Da richtete Hermann sich auf, reckte das Kinn vor und rief: »Einen flammenden Artikel für die Schülerzeitung schreiben!«
»Und danach das Meppener Rathaus stürmen!« rief Andreas Pohl. »Lang lebe Enver Hodscha! Prost!«
Mein Glas war schon wieder halb alle.
»Vielleicht könnte man ja geheime Störsender aufbauen«, sagte Hermann. »Irgendwo in einem unscheinbaren Kotten im Moor, und wenn die CDU mit ihrem Privatfernsehen auf Sendung gehen will, betätigt man ganz lässig einen Kippschalter und – plopps! – ist bloß noch Schnee auf dem Bildschirm zu sehen.«
Andreas Pohl verzog seine Miene. »Nee, da würden die dich ganz schnell orten und Kleinholz aus deinem Störsender machen und dich zu zwanzig Jahren Knast verurteilen ...«
»Dann würde ich eben ausbrechen und auf einer Alm in Österreich den nächsten Störsender aufbauen!«
»Hier noch ein Wunsch?« fragte der Wirt. Er werde gleich schließen.
»Ja, wir haben noch einen Wunsch!« schrie Andreas Pohl. »Die Weltrevolution!«
Auf dem Parkplatz vorm Comet standen drei Altglascontainer, wo man die Flaschen reinschmeißen konnte, auf die es kein Pfand gab. Manche Leute ballerten da riesige Flaschenmengen in Kartons und Tüten hin, ohne sich die Mühe zu machen, jede Flasche oben einzeln in die Container zu stopfen.
Von Katzen kannte ich das anders: Wenn die irgendwo hingemacht hatten, dann scharrten sie ihren Auswurf zu, so gut sie das konnten. Die menschlichen Schweinehunde hätten sich daran ein Beispiel nehmen können.
Mama und Papa fuhren nach Jever, um sich ein Grundstück anzukucken, am Rüstringer Weg. Hätte es nicht nun mal bald gut sein können mit der Umzieherei?
Von Café Kothmann kriegten wir keinen neuen Anzeigenauftrag mehr, weil die letzte Reklame in der Schülerzeitung direkt unter Hermanns kritischem Kommentar über die sexualerzieherischen Allmachtsvorstellungen der Bischofskonferenz plaziert worden war, und diese Kombination hatte dem Besitzer des Cafés nicht geschmeckt.
»Dann soll er sich seine Kaffeebohnen doch sonstwohin stecken«, sagte Peter Nossig. »Auf diesen kirchenhörigen Kapitalisten sind wir nicht angewiesen!«
Im Spiegel hatte gestanden, daß Roger Moore, verglichen mit dem viril brustbehaarten Sean Connery,
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