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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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mir zwei Spritzen ins Hinterteil. Und in zwei Wochen noch einmal das gleiche. Und dann in ’nem halben Jahr wieder.
    Willst Du vielleicht ’n Moped haben? Ich hätte da eins zur Hand, besonders günstig, weil die eine Fußraste fehlt, aber sonst ist es in tadellosem Zustand ...
    In Berlin war’s gar nicht schlecht. Da war wenigstens was los. Morgens um zwei sind auf dem Kurfürstendamm mehr Leute auf den Beinen als mittags um zwölf auf der Löhrstraße. Die Kneipen sind bis vier Uhr nachts besetzt. Schade, daß wir schon immer um zwölf in der Unterkunft sein mußten. Um die Zeit geht’s da erst richtig los. Am letzten Tag sind wir bis fast drei Uhr weggewesen. Die letzte U-Bahn war bereits perdü, da mußten wir ein ganzes Stück zu Fuß gehen, und in einer Kneipe trafen wir dann zum Glück noch unsere Lehrer an. Da kann ja wohl niemand was sagen, wenn die Schüler zur gleichen Zeit wie die Lehrer kommen. Zwei von den Paukern waren jeden Abend sternhagelvoll. Der dritte war immer leicht angeheitert, und der vierte war unser tauber Deutschlehrer. Der kroch immer schon um zehn ins Bett. Vielleicht hatter sich da noch vollaufen lassen. Würde ich ihm zutrauen.
    Geflippert hab ich viel in Berlin. Da geht ja ein Geld für drauf! Das ist wie ’ne Droge, man wird so richtig süchtig danach. Und es bringt überhaupt nichts! Wenn man für sein Geld wenigstens noch Spaß kriegen würde, aber nein, man bezahlt Unsummen, nur um sich totzuärgern. Es ist nicht zu glauben. Der Typ, der das Gerät erfunden hat, muß wirklich ein Genie sein. Leonardo da Vinci, Einstein und Konsorten waren echte Anfänger dagegen. Mannomann, was muß der Kerl ein Geld scheffeln!
    Und Schule? Demnächst sind wieder Kurswochen. Deutsch wird lustig. Barockgedichte, diese schwülstigen Dinger. Und mein Referat über den Tasso von Goethe. Das muß ich gleich nach den Kurswochen halten, und ich habe noch nicht mal angefangen. Dann sieben Tage Herbstferien. Die sind auch der reine Betrug. Ein freier Samstag und der Sonntag, dann bleiben nur noch fünf echte Ferientage. Alles Schiebung.
    Jetzt würde ich meine Garelli glatt gegen ’nen Kasten Bier eintauschen. Aber wer ist schon so blöd und gibt ’n Kasten Bier her für das Wrack?
    Tschüß dann, und bis zum nächsten Crash.
    Dein Bruchpilot.
    Es war mir neu, daß Michael Geschmack an Bier gefunden hatte.
    Nichts als Glück wünschen konnte man den Guerrilleros, die in El Salvador mit Brandbomben und Maschinengewehren das Regime des Militärdiktators Carlos Romero bekämpften. Das hätten auch die Deutschen mal tun sollen: Adolf Hitler eine Bombe unterm Arsch anzünden. Und zwar nicht erst 1944.
    Nach der Grundausbildung mußte Volker in Wildeshausen weiterwursteln; zuerst als Sprechfunker und dann als sogenannter Richtkanonier in einer sogenannten Geschützstaffel.
    Wieviele alte Nazis wohl in der Bundeswehr noch aktiv waren? Und Aufmarschpläne für einen weiteren Krieg gegen die Sowjetunion entwarfen?
    Fast eine halbe Stunde Telefoniererei ging drauf, bis feststand, daß ich in den Herbstferien nach Bonn und nach Vallendar durfte. Aber bis zu den Herbstferien war es noch grauenhaft lang hin.
    In der neuen Schülerzeitung sollte eine Karikatur des nackten Franz-Josef Strauß geschwärzt werden. So wollte es das Kultusministerium in Hannover. Geschwärzt werden sollten auch die Bezeichnungen »Kriegsminister«, »Meister der Korruption«, »Haupthandlanger des Imperialismus« und »einer der schlimmsten Feinde des Volkes«. Andernfalls hätten wir die Schülerzeitung nicht auf dem Schulgelände verkaufen dürfen, sondern nur irgendwo draußen vorm Tor.
    An der Diskussion über dieses Problem nahmen auch lauter Leute teil, die man in der Redaktion sonst nie oder nur selten sah, zum Beispiel Peter Nossigs Freundin Gundula. Die redete sich regelrecht in Wut: »Ich seh nicht ein, weswegen ihr dem Berthold hintenreinkriechen und euch zensieren lassen wollt! Verkauft die Zeitung doch einfach draußen, peng! Was issen groß dabei? Ihr könnt auch sicher sein, daß euch die unzensierte Ausgabe aus den Händen gerissen wird! Aber daß hier alle butterweiche Knie kriegen und sich auf so Scheißkompromisse einlassen, das würden euch die Schüler nicht verzeihen! Und die würden das auch nicht verstehen! Genausowenig wie ich das verstehen kann! Ich meine, ihr macht hier ’ne Zeitung, in der ihr davor warnen wollt, daß mit Strauß ein durchgeknallter Faschist an die Macht kommt, der die BRD zur Nuklearmacht

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