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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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einen schnellen Espresso im Kaffeegeschäft? Für den, der sich nur mal zwischendurch schnell etwas aufpulvern will, ist Tee bestimmt nicht das Richtige. Für Tee muß man sich ein bißchen mehr Zeit nehmen, sonst hat man nur wenig davon.
    Ein bißchen mehr Zeit mußte man sich auch für Mamas Leserbrief nehmen. Was um Himmels willen erhoffte sie sich davon? Daß sie einen ebensolangen Antwortbrief von Esther Knorr-Anders erhielt?
    Bestimmt bleiben dann aber viele Teeliebhaber draußen, die sich nach anstrengender Einkaufstour gern mal zu einer belebenden Tasse dort niedergelassen hätten. Sie werden weiterhin irgendein Restaurant aufsuchen müssen, das Tee auf seiner Karte anpreist und doch nur einen dünnen Teebeutelaufguß anzubieten hat.
    Absatz.
    Da waren wir in unserem oldenburgisch-ostfriesischen Teetrinkerland schon immer viel besser dran. Daß man hier für exotische Teesorten nicht so viel übrig hat, liegt auch gar nicht so sehr daran, daß alles Fremdartige mit Skepsis betrachtet wird. Der Grund ist, daß die gängigen hiesigen Teemischungen so gut auf unser Trinkwasser abgestimmt sind. Woanders schmecken sie nicht so recht, selbst wenn man eigenes Quellwasser verwendet. Fragen Sie mal Ihren Kollegen Karl-Heinz Janßen, der kommt aus der gleichen Nordwestecke wie ich und wird’s Ihnen bestätigen.
    Den kannte Mama noch aus ihrer Zeit beim NDR.
    Auch hier werden vielerorts neue Teestuben eingerichtet, nur daß man sich – siehe oben – auf wenige Sorten beschränkt. In jedem Fall ist aber das Rezept das gleiche: In eine angewärmte Porzellankanne gibt man pro Portion, also etwa zwei Tassen, einen Teelöffel Teeblätter, dazu noch einen »für die Kanne«. Aufgebrüht wird mit kalt aufgesetztem, soeben frisch kochendem Wasser. Auf einem Stövchen, das danach auch zum Warmhalten dient, muß der Tee genau fünf Minuten ziehen, sonst wird er bitter, und anschließend in eine andere Kanne umgefüllt werden. Je nach Geschmack kommt mehr oder weniger weißer Kandis in jede Tasse, der beim Einschenken schön knistern muß.
    Ganz so genau hatte Esther Knorr-Anders das alles ja vielleicht gar nicht wissen wollen, aber Mama, einmal in Fahrt, war nicht mehr zu bremsen:

Mit einem speziellen Sahnelöffel, der wie eine kleine Schöpfkelle geformt ist, gibt man ein Wölkchen frischen Rahm obendrauf. Was nun ein richtiger Ostfriese ist, der rührt danach nicht um, sondern genießt beim Trinken nacheinander zuerst das Sahnige, dann das Herbe und zum Schluß das Süße.
    Das hatte ich irgendwo schon mal gehört.
    Später vermischt sich’s dann von allein.
    So eine Teestunde, schrieb Mama weiter, könne einem ein wunderbares Gefühl der Behaglichkeit vermitteln, ganz besonders in der kalten Jahreszeit, wenn der Wind um das Haus heule.
    Eigentlich müßten Sie das ja einmal an Ort und Stelle ausprobieren. Sie werden hier zwar kaum jemanden antreffen, der Ihnen Vorträge über die Ursprünge chinesischer Teekultur hält, dafür aber eine Menge Leute, die ganz und gar nicht so stur sind, wie man ihnen nachsagt. Es könnte sogar sein, daß Sie danach nur noch selten an den befremdlichen Rauchgeschmack des Karawanentees denken, selbst wenn er sich »Tempel des Himmels« nennt.
    Mit vielen Grüßen von Ingeborg Schlosser.
    Wenn ich so einen wildsprudelnden Leserbrief bekommen hätte, wäre ich vor der Absenderin in Deckung gegangen. Glaubte Mama allen Ernstes, daß Esther Knorr-Anders sich für die Kunst des Teetrinkens interessierte? Und sich dann vielleicht noch sagte, daß sie das einmal an Ort und Stelle ausprobieren müsse? »Hey, was soll’s, ich fahr nach Meppen und laß mir mal einen kunstgerecht ostfriesisch aufgebrühten Tee servieren von dieser Frau Schlosser, die sich extrem gut auszukennen scheint!«
    »Ich glaub ja nicht, daß du da ’ne Antwort drauf kriegst«, sagte ich zu Mama, als sie bereits die Klappe eines Briefumschlags anleckte, aber Mama ließ sich nicht so leicht entmutigen.
    »Wart’s mal ab, Herr Naseweis«, sagte sie, drehte den Umschlag herum und schlug mit der Faust auf die Briefmarke, die sich an zwei Ecken aufgebogen hatte.
    Wenn ich auch in anderen Fächern so schlecht gewesen wäre wie in Bio und Mathe, hätte ich das Abitur vergessen können, aber nun hatte ich gerade wieder mal 14 Punkt für ’ne Deutschklausur gekriegt und konnte beruhigt sein. Irgendwie würde das alles schon klappen.
    Die fertiggestellte et cetera Numero 3 hatte mit 76 Seiten zwölf mehr als die davor, und acht davon

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