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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Vollidioten? Ich glaube, es war Mathematik, ja genau, es war Mathematik. Jedenfalls das erste halbe Jahr. Was es jetzt ist, weiß kein Mensch, aber am Samstag schreiben wir ’ne Arbeit darüber. Als wir davon erfuhren und den Pauker fragten, was wir dafür lernen sollten, da sagte er: »Also, die kombinatorischen Formeln, also die, ja? Die müssen Sie wirklich können!« Und fuhr fort, in diesem komischen Fach zu unterrichten. War es wirklich Mathematik? Ja, das muß es wohl sein, denn außer diesem Fach habe ich sonst alles. Oder ist es Kunst? Nein, Kunst habe ich abgewählt. Also Mathematik. Auf alle Fälle ein Fach, das nicht das mindeste mit kombinatorischen Formeln zu tun hat. Keiner im Kurs weiß, was ’ne kombinatorische Formel sein soll.
    Holger hat bald das Abitur in der Tasche und freut sich schon darauf, die Sommerferien beim Bund zu verbringen.
    Ääääääh ... sonst weiß ich nix mehr.
    Und nun war ich wieder dran.
    In seiner Robinson-Crusoe-Verfilmung hatte der Regisseur Jack Gold den Spieß mal umgedreht und aus dem armen Freitag jemanden gemacht, der Robinson in jeder Hinsicht turmhoch überlegen war und ihm sogar noch an die Wäsche wollte. Das hätte Daniel Defoe sich bestimmt nicht träumen lassen
    An Christi Himmelfahrt schmiß Mama sich in ihr Auto und fuhr nach Bonn, Renate und Olaf besuchen.
    Ein ganzes Wochenende alleine mit Papa und Wiebke? Das konnte nicht gutgehen. Klüger wär’s, am Freitag gleich im Anschluß an die Schule und das Mittagessen nach Jever zu trampen.
    Das Nationale Olympische Komitee hatte beschlossen, die Sommerspiele in Moskau zu boykottieren, wegen des Angriffs der UdSSR auf Afghanistan, und im Fernsehen wurden heulende Sportler gezeigt.
    Typisch. Gegen die Militärdiktatur in Argentinien hatten sie bei der Fußball-WM keine Vorbehalte gehabt, die bundesdeutschen Sportfunktionäre.
    Von Meppen bis hinter Papenburg nahm mich ein Beatles-Fan mit, der sich exzellent auskannte und in jedem Beatles-Quiz den Vogel abgeschossen hätte: »Mich kannste alles fragen! Schieß einfach los!«
    »Also gut ... äh ... wo hat John Lennon Yoko Ono kennengelernt?«
    »In der Indica Gallery in London, Mason’s Yard, am neunten November 1966, am Vorabend der Eröffnung einer Ausstellung der Werke von Yoko Ono. Nächste Frage.«
    Der Typ konnte einem auch sagen, welche Ornamente die Tapete in George Harrisons Wohnzimmer gehabt hatte und zu welchem Friseur der Beatles-Manager Brian Epstein in London gegangen war. Zwischendurch spendierte er mir welche von seinen HB-Zigaretten. Und im eingebauten Kassettenrekorder lief natürlich permanent was von den Beatles.
    Danach mußte ich lange den Daumen raushalten. Erst nach einer halben Stunde hielt ein Wagen an, und es war derselbe wie zuvor, mit dem Beatles-Experten am Steuer. Ob der Sehnsucht nach meinen Fragen bekommen hatte?
    Er stieg aus und sah mich feindselig an. Dann sagte er: »Du hast mir meine Zigarettenschachtel geklaut.«
    Was war denn das für ein Blödsinn? Ich wies diese ungerechtfertigte Anschuldigung zurück und riet dem Typen, sich mal genauer in seinem Auto umzusehen, unter dem Fahrersitz beispielsweise oder unter dem Beifahrersitz, doch das machte er nicht. Stattdessen glotzte er mich unverwandt an und sagte: »Du gibst mir jetzt meine Schachtel zurück.«
    »Mensch, ich hab deine Schachtel nicht! Von mir aus kannst du meine Tasche durchsuchen«, erwiderte ich und beförderte mein Reisetäschchen, so ein Umhängedings mit den nötigsten Utensilien, auf das Autodach.
    Der Typ rührte keinen Finger, sondern musterte mich weiterhin so verachtungsvoll, als ob er das BKA gewesen wäre und ich die RAF. Zwei oder drei Minuten lang standen wir uns stumm und starrend gegenüber; er auf der Fahrerseite und ich auf der Beifahrerseite. Dann giftete er mich an: »Nimm deinen Rotz da oben weg, du Dieb!«
    Ich nahm die Tasche wieder an mich.
    Der Typ stieg in sein Auto ein, knallte die Tür zu und entfernte sich fortefortissimo, unter Hinterlassung der größtmöglichen Stinkewolke, die er auspuffmäßig abzusondern vermochte.
    Irgendwann würde er die blöde Zigarettenschachtel wiederfinden, vielleicht beim Staubsaugen unter der Beifahrerfußmatte, und dann würde er sich schämen und die Route wieder abfahren zwischen Meppen und Papenburg, in der stillen Hoffnung, mich noch einmal aufzulesen und sich bei mir zu entschuldigen.
    Oma Jever trug immer noch schwarz. Im Trauerjahr gehöre sich das so für eine Witwe.
    Es war auch Tante

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