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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Therese da. Von den Folgen des Überfalls merkte man ihr nichts mehr an.
    »Unkraut vergeht nicht«, sagte sie. »Das weiß man doch!« Außerdem hatte sie zu berichten, daß Kim im Juni heiraten werde, und zwar ausgerechnet einen italienischstämmigen Katholiken.
    Oma erschien das bedenklich. »Wenn sie sich das nur man gut überlegt hat! Die sollen ja so heißblütig und eifersüchtig sein, die Italiener! Weshalb soll sich Kim an so jemanden binden? Wo es doch so viele fesche Briten gibt!«
    Am Samstag wanderten wir durchs Moorland zum Waldschlößchen, diesem schönen alten Ausflugslokal mit dem Holzkarussell, auf dem schon Mama als kleines Mädchen in die Runde gefahren war.
    Da aßen wir ein Eis, und Oma sang ein Lied:
    Ein kleines Haus, von Nußgesträuch umgrenzt,
    wo durch das Fensterchen die Morgensonne glänzt ...
    In Jever hätten wir wohnen sollen. Auch ’ne Kleinstadt, sicherlich, aber eine, in der man’s aushalten konnte.
    Zum Lesen hatte ich mir Kafkas Erzählungen mitgenommen. Über das Unglück des Junggesellen, der sein Leben lang außen vor bleiben muß:
    So wird es sein, nur daß man auch in Wirklichkeit heute und später selbst dastehen wird, mit einem Körper und einem wirklichen Kopf, also auch einer Stirn, um mit der Hand an sie zu schlagen.
    »Und was hältst du von diesem düsteren Dichter?« fragte mich Oma.
    So düster fand ich den gar nicht.
    Auf dem Friedhof stand der neue Grabstein. Drei eingemeißelte Ähren, eine davon geknickt, und daneben die Namen und Daten:
    Gesine Thoben
    geb. Rickels
    * 15.1.1884 † 23.12.1940
    Friedrich Thoben
    * 2.11.1878 † 12.11.1951
    Gepke Lüttjes
    * 4.4.1896 † 18.12.1979
    »Sieht doch ganz ordentlich aus«, sagte Oma.
    Für die Fahrt nachhause spendierten Oma und Tante Therese mir eine Zugfahrkarte.
    Kurz nach mir traf auch Mama in Meppen ein und machte sofort wieder Stunk, wegen lauter Lappalien: Die Terrassentür stand offen, im Wohnzimmer war nicht geheizt, und auf dem einen Couchtisch lag ’ne Wurst aus Zigarettenasche.
    Gnatter, gnatter, gnatter.
    Es passierte nichts mehr von Belang, bis Hermann und ich am ersten Pfingstferientag nach Köln aufbrachen, in Gesellschaft von Andreas Pohl und Axel Reinert. Weiter hinten im Reisebus saßen Marita Bredenkamp, Heike Schmitz, Maren Hohoff und Henrik Osterlohe.
    Hermann kriegte sich kaum wieder ein vor Entzücken. »Hier ist ja die crème de la crème der Oberstufe versammelt!«
    In Köln hatten die Jusos Großzelte auf einer Wiese am Rheinufer errichtet. In einem davon luden wir unseren Schrott ab und rollten die Schlafsäcke aus, und dann zogen wir zum Biersaufen stadteinwärts.
    Merkwürdigerweise konnte man in den Kneipen keine halben Liter ordern, sondern nur Fingerhütchen mit »Kölsch«, aber damit kamen wir klar. Unterwegs hatten wir jedenfalls genug für die Geburt der Schnapsidee getrunken, gemeinsam einen am Ufer ruhenden Gesteinsbrocken in den Rhein zu werfen. Bei diesem Unterfangen renkte ich mir fast die Hüfte aus, und ich konnte von Glück sagen, daß ich am Pfingstsonntagmorgen wieder auf die Beine kam.
    In dem Zelt hatte auch Heike Schmitz geschlafen, neben einem vollbärtigen Menschen, den ich auf Anfang bis Mitte zwanzig schätzte. Werner Sowieso aus Apeldorn.
    Hermann wollte zum Stollwerck, einer ehemaligen Schokoladenfabrik, die abgerissen werden sollte und von Gegnern dieses Plans besetzt worden war. Mit denen müßten wir uns solidarisieren.
    Weil wir dann in der Fabrik aber nicht wußten, wie wir unsere Solidarität bekunden konnten, latschten wir einfach ’ne Weile rum und hauten irgendwann wieder ab, ohne angesprochen worden zu sein.
    Der neuesten Film von Woody Allen hätte ich mir auch alleine angesehen, doch es bildete sich ein größerer Kinogängertroß aus Hermann, Axel, Andreas, Heike, ihrem bärtiger Werner und mir.
    Die Vorstellung war leider ausverkauft, bis auf sechs Plätze in der ersten Reihe, und da pflanzten wir uns hin. So weit vorne hatte ich noch nie gesessen, und mich reizte nichts zu einer Wiederholung dieses Experiments. Um der Filmhandlung folgen zu können, mußte man so steil nach oben kucken, daß Orthopäden einem im normalen Leben ’ne Genickstarre bescheinigt hätten.
    Woody Allen spielte einen Intellektuellen in Manhattan, dem die Wahl zwischen zwei Frauen schwerfiel. Bei welcher sollte er bleiben? Bei der mittelalten oder bei der siebzehnjährigen, deren Vater er hätte sein können?
    Die Frauen wurden von Diane Keaton und Mariel Hemingway

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