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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Gefühle zu mir.«
    Ob ich vielleicht zu ängstlich sei, Gefühle rauszulassen? »Oder fühlst du dich von solchen Fragen irgendwie eingeengt?«
    »Weiß ich nicht … dazu gibt’s halt nicht so viel zu sagen.«
    »Also, ich hab das Gefühl, daß du überhaupt keine Lust dazu hast, dich mit deinen und meinen Gefühlen auseinanderzusetzen, und das ist für mich verdammt beschissen. Oder denkst du, daß ich spinne?«
    »Nein.«
    »Warum bist du dann immer so verschlossen, statt auch mal von dir aus was zu erzählen?«
    »Aber ich bin doch gar nicht verschlossen! Was willst du denn, das ich dir erzählen soll?«
    »Das weiß ich doch nicht! Mir geht’s doch nicht darum, daß du meine Erwartungshaltung abschätzt oder so und mir dann irgendwas erzählst, wovon du glaubst, daß ich das hören will …«
    Ich kriegte Kopfschmerzen davon.
    Heike drehte sich eine. Dann sagte sie: »Vielleicht bin ich mir auch selbst nicht sicher, ob ich spinne oder ja.« Jedenfalls sei ihr heute abend der ganze Zusammenhang zwischen ihren Stimmungsschwankungen und unserer Beziehung bewußt geworden.
    Und das sollte nun das Liebesleben sein.
    Schlechte Nachrichten: Ronald Reagan hatte die Präsidentschaftswahlen gewonnen. Und ein Vetter von Mama war gestorben, an Nierenversagen. Hajo Rickels. Den hatte ich aber nicht näher gekannt.
    Und dann kam die Sondermeldung des Jahres 1980: Renate war schwanger!
    »Auch das noch«, sagte Papa. Der dachte natürlich sofort wieder ans Geld und an Renates und Olafs ungesicherte Existenz.
    Oha. Dann wären Mama und Papa Großeltern. Und Oma Jever und Oma Schlosser wären Urgroßmütter. Und ich ein Onkel. Onkel Martin.
    Ob Junge oder Mädchen, das war noch nicht raus. Stichtag sollte der 18. Juni 1981 sein.
    (Wie wurde das eigentlich errechnet? Mußten da die Eltern dem Arzt verraten, wann sie es miteinander getrieben hatten? Und was war, wenn sie’s täglich taten?)
    Mama holte abends den Sherry raus und stieß mit Papa an. Ich kriegte ebenfalls ein Gläschen. Wiebke wollte lieber Sprudel.
    Auch mal schön: die beiden Altvorderen friedlich auf dem Sofa, Arm in Arm. Wann hatte es denn das zuletzt gegeben?
    »Na, Großväterchen?« sagte Mama zu Papa.
    Und Papa sagte: »Na, Großmütterchen?«
    Und dann küßten sie sich.
    Irgendwie werde es schon klappen mit Renates beruflichen Träumen, sagte Mama. Franziska Schlosser, Onkel Rudis Älteste, die habe jetzt ja auch eine Stelle als »Lehreranwärterin«, wenn auch nur in einem ostfriesischen Kuhdorf.
    Das Reizthema Politologie schnitt Mama nicht an. War auch besser so.
    Papa montierte mir ein neues Rücklicht ans Fahrrad, und ich fuhr in die Stadt und kaufte mir die neue Doppel- LP von Wolf Biermann.
    Eins der Lieder war einem »faulen« Fan gewidmet.
    Glaubst du, daß ich mit dem Maulwerk
    und mit Schlägen auf der Klampfe
    dir die Taten tute, die du
    selbst nicht tust im Klassenkampfe?
    Wenn sich in Meppen überhaupt irgendwo der Klassenkampf vollzog, dann in geschlossenen Räumen. Ich hätte jedenfalls beim besten Willen nichts dazu beitragen können.
    Mama fuhr am Dienstagmorgen nach Pakens zum Begräbnis von Hajo Rickels und erwartete von mir bei ihrer Heimkunft »einen blätterfreien Rasen«. (Wiebke hatte für die Gartenarbeit zu viele Hausaufgaben auf. Latürnich.)
    Schwer zu sagen, was ekliger war – die nassen Blätter zusammenzuharken oder die tropfenden Laubhaufen abzutransportieren.
    In der Schule regte Heike sich morgens über einen Artikel in der Meppener Tagespost auf, den ich noch gar nicht gelesen hatte. »Die quatschen vom ›ersten Schuß LSD ‹ und behaupten, daß sie über Drogen aufklären wollten, und dabei können sie nicht mal Heroin und LSD auseinanderhalten!« Und sie würden auch nicht zwischen Dealern und Kiffern unterscheiden, sondern alle in einen Topf werfen, als Kriminelle.
    Heike hatte diese Ausgabe dabei.
    Kripo räumte auf:
    Ermittlungsverfahren gegen 210 junge Leute aus dem Emsland
    Und dann der Bericht:
    Der erste harte Schuß LSD war für den 20jährigen Abiturienten W. K. aus Meppen ein Trip in den siebten Himmel: Er legte sich in die Badewanne, wedelte mit der Toilettenbürste und strahlte: »Ich bin Gott.« – Zwei Tage später tanzte er barfuß auf der Bundesstraße. Der Polizei erklärte er voller Überzeugung, er sei der Frühling. – Die dritte Reise ins Rauschgiftparadies endete tragisch: Der junge Mann legte sich bei Flechum auf die Bundesstraße, hörte einen Lastwagen auf sich zukommen und sagte

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