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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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übersichtlich. Papa würde sich da schon austoben, so wie man ihn kannte, aber viele Blätter konnte es da nicht zu harken geben.
    Am Erstverkaufstag hechelten natürlich alle nach der geschwärzten Seite in der Schülerzeitung. Ich teilte mir in der großen Pause einen Verkaufsstand mit Heike unten im Neubau, und sie sagte: »Ey, das rätst du nicht, was meine Nachhilfeschülerin gestern gemacht hat, als ich der erzählt hab, daß ich in die Top gehe. Die hat auf meinen Armen nach Einstichen gesucht, weil der ihre Mutter ihr gesagt hat, daß die Leute in der Top sich alle Haschisch spritzen!«
    Oma Jever fuhr wieder ab, bei mistigem Regenwetter. Heike und ich hatten uns mit Hermann und Astrid verabredet, zum Canastaspielen am Abend in dem Hobbykeller von Heikes Eltern, die nicht da waren. Zur Verpflegung hatten Hermann und ich zwei Sixpacks im Arm, und irgendwie verfielen wir auf die Schnapsidee, Strip-Canasta zu spielen. Zwei gegen zwei: Heike und ich gegen Astrid und Hermann. Vom Verliererpaar mußte jeder ein Kleidungsstück ablegen.
    Astrid und Hermann opferten als erstes ihre Schuhe. Nur den Schnürsenkel herausziehen, das galt nicht. Dann kamen die Strümpfe an die Reihe. Weil ich erkältet war, fing ich mit meinem Schal an, wogegen Hermann aufmuckte, aber nach zehn oder elf Runden fehlte bei uns allen nicht mehr viel bis zur endgültigen Enthüllung. Hermann saß bereits in Unterhosen da, und Heike war nur noch mit einem Slip und einem Unterhemd bekleidet. Am Ende hatte Astrid zwei bunte Joker auf der Pfote und mußte sich das T-Shirt ausziehen. Hermann entledigte sich seiner Unterhose und rief: »Seid ihr zufrieden? Ja?«
    Wenn ihre Eltern jetzt hereinkämen, sagte Heike, dann wäre aber was los.
    Nach langer Zeit hatte John Lennon mal wieder eine Platte gemacht, aber leider nicht mit den anderen Beatles und auch nicht alleine, sondern mit Yoko Ono: »Double Fantasy«. Ich kaufte mir das Ding und war enttäuscht: Es war kein einziger guter Song drauf. Nur lauter mittelmäßiges Zeug.
    Und dann das Gefiepse von Yoko Ono, von der kein Mensch außer John Lennon irgendwas wissen wollte.
    Zum 53. Geburtstag kriegte Papa von Oma Schlosser ein Buch über Ostpreußen geschenkt. Ob Papa die nicht mal satt hatte, diese ewigen Ostpreußenbücher?
    Obwohl, wenn ich ein Buch über die Horchheimer Höhe geschenkt bekommen hätte, wo wir von 1967 bis 1970 gewohnt hatten, dann wäre ich hin und weg gewesen. Nur daß es leider keine Bücher über die Horchheimer Höhe gab. Da hing keine Vertriebenenindustrie dran.
    Papa mußte noch größeres Heimweh haben als ich, weil er seine verlorene Heimat nicht einmal als Tourist wiedersehen konnte. Als Geheimnisträger der Bundeswehr durfte Papa nicht in den Ostblock reisen. Für Papa war sogar schon die Transitstrecke nach Westberlin tabu.
    Zur nächsten Redaktionssitzung brachte Axel Reinert einen Bericht seiner Schwester mit, die Ende September in Guatemala verhaftet worden war, weil sie angeblich mit Drogen gedealt hatte. Erst nach 23 Tagen Untersuchungshaft war sie wieder freigekommen, durch Vermittlung der Deutschen Botschaft, und hatte dann noch 1600 Mark Rechtsanwaltskosten berappen müssen.
    Eine 70 qm große Zelle sei das gewesen, belegt mit zwanzig Frauen. Auf den Eisenpritschen kotverschmierte Wolldeckenfetzen.
    »In solchen Zellen bringen manche Gefangene ihr halbes Leben zu«, sagte Axel. »Oder ihr ganzes.«
    Beim Zeitungsaustragen war es wie in dem einen Gedicht von Brecht:
    Gegen Morgen in der grauen Frühe pissen die Tannen
    Und ihr Ungeziefer, die Vögel, fängt an zu schrein.
    Und Martin Schlosser mußte mit ’ner Halsentzündung zum Arzt, aber ich durfte mich nicht krankschreiben lassen, denn wer hätte sonst die Zeitungen austragen sollen?
    In Alfred Hitchcocks Film »Notorious« spielte Cary Grant einen US -Agenten, der eine Frau, in die er verliebt war (Ingrid Bergman), mit der Aufgabe betraute, sich in Südamerika in eine Kamarilla ehemaliger Nazigrößen einzuschleichen, die Schwarzhandel mit Uran betrieben, und dann mußte sie mit dem Oberschurken ins Bett gehen und ihn auch noch heiraten.
    Wenn die Politik schon ein schmutziges Geschäft war, dann war die Geheimpolitik ein noch viel schmutzigeres.
    Den heiratslustigen Nazi spielte Claude Rains, und weil der kleiner war als Ingrid Bergman, hatte Hitchcock in die Trickkiste gegriffen:
    Einmal sieht man die beiden von weitem herankommen und die Kamera schwenkt mit ihnen mit, da konnten wir Claude Rains

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