Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
…
Und:
Kabelfernsehn bunt und schön
Wir verblöden angenehm
Am Arsch – am Arsch …
Die Musiker nannten sich Gebrüder Engel und kamen aus Münster.
Nach dem Schwärzen, das bis in die Puppen gedauert hatte, waren außer Hermann und mir bloß noch Andreas Pohl und Axel Reinert übrig, und weil uns der Hafer stach, brachen wir in den Hausmeisterkiosk ein. Dazu mußten wir den Rolladen über dem Verkaufstresen mit einem Besenstiel aufhebeln und so weit nach oben drücken, daß Axel, der der Dünnste von uns war, sich durch den Spalt schieben und ein Menü zusammenstellen konnte: Waffeln, Ültjes, Katjes, Maoam und Pepsi-Cola.
»Nee-o-nee«, sagte Hermann, als wir das Diebesgut in der Redaktion unter uns aufteilten. »So vergelten wir das Vertrauen, das man in uns setzt, indem man uns als Schülerzeitungsredakteuren einen Schlüssel für die Schule aushändigt und uns ’n eigenen Raum zur Verfügung stellt!« Er rammte seine Zähne in eine der Waffeln. »Wenn das der Berthold wüßte! Oder die Bezirksregierung!«
Axel hatte dann noch die Idee, daß wir Verstecken spielen könnten. Er und Andreas gaben Hermann und mir eine halbe Minute Vorsprung.
Auf einem der Flure im zweiten Stockwerk stand ein großer leerer Holzschrank. In den zwängten Hermann und ich uns hinein und zogen die Türen zu.
»Mäuschen, macht mal piep!« riefen Andreas und Axel von ferne. Die waren in einem total falschen Trakt am Suchen.
»Hier sind wir!« rief ich zurück, aber orten konnten sie uns natürlich trotzdem nicht.
Unten in dem Schrank fand Hermann einen Apfel und fing an, den aufzufressen.
»Mußt du unbedingt so schmatzen?«
Darauf erhielt ich eine selten dämliche Antwort: »Geh doch nach drüben, wenn’s dir hier nicht paßt!«
»Nach drüben?«
»Na, in die SBZ ! Was dacht’st ’n du? Ich find’s hier sowieso zu eng. Wenn ich noch lange so kauern muß, krieg ich ’ne Rückgratverkrümmung …«
»Pscht!«
Es näherten sich Schritte.
»Macht mal piep, ihr Mäuschen!«
Selbstverständlich mucksten wir uns nicht.
»Die sind wie vom Erdboden verschluckt, die beiden«, sagte Axel aus einer Distanz von wohl kaum mehr als drei Metern.
In dieser kritischen Situation ließ Hermann einen fahren. Unhörbar, fast, sofern man nicht unmittelbar danebensaß, so wie ich, aber dafür mit einem atemberaubenden Bukett aus Fäulnis, Schwefel und Verwesung.
Rasches Handeln war erforderlich. In dem Bestreben, unser nacktes Leben zu retten, drängten wir so ungestüm ins Freie, daß der Schrank dabei ins Kippen kam und beinahe umgefallen wäre, auf uns drauf.
»Satan Zicke!« schrie Andreas. »Ihr könnt einen ja zu Tode erschrecken!«
Mama hatte Oma Jever nach Meppen mitgebracht. Die trug immer noch Schwarz. Das gehöre sich so für ’ne Witwe, ein Jahr lang Schwarz zu tragen.
Bei dem Trauergottesdienst in Pakens habe der Wind um die Kirche geheult, so stürmisch, wie es zu einem Seemann wie Hajo passe.
Oma erzählte, daß der Dellbrügge andauernd bei ihr anrufe. »Aber Geld hat er Gisela noch keins geschickt, der olle Kerl!«
Als Referendar am Oldenburger Landgericht sei Gustav nun behelfsweise in Amt und Würden, doch am Wochenende komme er trotzdem noch jedesmal mit seiner dreckigen Wäsche an. Und an seiner Vorliebe für nächtliche Saufereien habe sich auch nichts geändert.
Tante Gisela habe eine Stelle in Wiesbaden gefunden. »So kann sie ihre gescheiterte Versuchsehe ganz gut vergessen und verkraften«, sagte Oma.
Norman, ihr britischer Enkelsohn, habe jetzt zwei Freundinnen gleichzeitig, die einander natürlich nicht ausstehen könnten, und wenn man ihn frage, wie er das meistere, dann sage er bloß: »It’s difficult.«
Und sonst? Das Tanzlokal Queen’s Pub in Jever sei abgebrannt. Ein Toter. Brandstiftung vermutlich.
Wir besichtigten das neue Haus in der Dammstraße. Das war viel kleiner als das in der Georg-Wesener-Straße. Im Keller gab’s so ’ne Art Vorratskammer, eine Waschküche mit Badewanne und zwei muffige Räume für Papas Werkstatt. Erdgeschoß: WC , zwei kleine Zimmer, wovon Mama sich eins als Büro einrichten wollte, ein dunkles Wohnzimmer, ein weiteres Zimmer, das sich als Eßzimmer eignete, und eine kleine Küche. Erster Stock: Badezimmer, Elternschlafzimmer (das größte) mit Balkon und dann noch drei kleinere Zimmer und von zweien Zugang zu einem anderen lütten Balkon. Obendrüber der Speicher, wieder mit so ’ner Luke und einer ausfahrbaren Holzleiter.
Der Garten war
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