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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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sagte der Vorsitzende. »Letzten Endes werden Sie von uns aber aus Gründen anerkannt, die wir hier nicht näher erörtern wollen.«
    Hä?
    Ob die Wind gekriegt hatten von meinem Plan, ein Buch über die Bundeswehr zu schreiben? Oder wie sollte ich das verstehen?
    Na, egal! Ich schwang mich aufs Fahrrad, fuhr beseligt heim und klingelte.
    Mama öffnete die Tür und erkannte wohl sogleich an meiner sonnigen Miene, wie die Sache ausgegangen war. »Bestanden?!«
    Wir sanken uns in die Arme.
    In meinem ganzen Leben hatte ich, soweit ich mich erinnern konnte, Mama noch nicht umarmt, und sie auch mich nicht, und nun mußte ich fast heulen. Und auch Mama hätte fast geheult.
    Es war getan, das große Werk. Ich rief bei Heike an, aber die nahm nicht ab. War vermutlich in der Uni.
    Mama packte mir ein stolzes Freßpaket und fuhr mich zum Bahnhof, auf dem Umweg über Meyer, wo ich mir den bestellten Gedichtband holte, und dann ging ich zum allerletzten Male auf die Riesenreise zur verhaßten Bundeswehr.
    Himmel, Sterne, Rotzkaserne!
    Und was waren das für Gründe, die der Ausschußvorsitzende nicht näher hatte erörtern wollen? Ob die Hachos da gewußt hatten, was ich für einer war? Erst zum Bund und dann verweigern? Hatte der Albers das vielleicht irgendwo ausgeplaudert? Und den Militärischen Abschirm-Dienst vor mir gewarnt?
    Neben politischer Lyrik hatte Volker von Törne auch Liebesgedichte geschrieben.
    Leg dich zu mir, Sybille
    Warum bist du so scheu?
    Wozu gibt es die Pille?
    Im Gras zirpt eine Grille
    Leg dich zu mir ins Heu …
    Dazu gab es eine Fußnote:
    In einem Gedicht des Dichters Krolow
    Las ich, daß an Sommerabenden
    Die Blusen der Mädchen sich
    Von selber öffnen. Ich halte das
    Für übertrieben.
    Aus einer Telefonzelle in Mönchengladbach rief ich noch einmal bei Heike an, und nach dem fünften Klingeln nahm sie ab.
    »Bestanden«, sagte ich.
    »Was? Bist du das, Martin?«
    »Ja.«
    »Und du hast bestanden?«
    »Ja!«
    Ihr Glücksschrei gellte in meinem linken Ohr, für einige Sekunden, bis der bescheuerte Münzfernsprecher von sich aus das Gespräch unterbrach und die verbliebenen Groschen in die Rückgabeklappe purzeln ließ. Für einen weiteren Anruf blieb mir leider keine Zeit, denn auf dem Bahnhofsvorplatz wartete ein weiterer Jeep der Bundeswehr auf mich.
    In Budel mußte ich mich zuallererst beim Hauptmann zurückmelden. In dessen Büro herrschte Hochbetrieb, und ich wußte nicht, wie ich mir da Gehör verschaffen sollte.
    Als der Hauptmann mich erblickte, rief er: »Ach, jetzt grüßt der Schlosser nicht einmal mehr richtig!«
    An das Grüßzeremoniell hatte ich schon gar nicht mehr gedacht.
    »Für Sie ist Dienstschluß. Wir sind hier auf dem laufenden! Morgen vormittag geben Sie Ihre Ausrüstung zurück, und dann dürfen Sie nachhause fahren.«
    Auf der Stube gab es ein großes Hallo. »Ey, da isser ja, der Deserteur! Jetzt mußte uns aber mal einen ausgeben! Macht hier die ganz große Verpisse! Und läßt seine Kameraden im Stich!«
    I was in that army, yes I stayed a little while …
    Bis halb elf hatten diese armen Irren noch Krieg spielen müssen, im Wald, und sie waren von oben bis unten eingesaut.
    Am Morgen meiner Abreise aus Budel mußte ich vor zwei Ärzten zwanzig Kniebeugen machen und einen Plastikstreifen anpinkeln, bevor ich meinen Waffenrock, meinen Klappspaten und meine langen Unterhosen abgab und das übrige Zeugs.
    Der Spieß erkundigte sich nach meinen Plänen. Er werde sich, das versprach er mir, beim Bundesamt für Zivildienst persönlich für meine Versetzung in die Stadt meiner Wahl verwenden. Und auch Feldwebel Jacobi kam herbeigelaufen, sah mich strahlend an und sagte: »Herr Schlosser, wenn wir uns irgendwann wieder begegnen sollten, in der Straßenbahn oder ich weiß nicht wo, dann hauen Sie mir doch mal auf die Schulter!«
    Wozu diese Kumpanei? Ob die alle irgendwie von oben geimpft worden waren? Daß sie nett zu mir sein sollten? Weil ich mit meinem Tagebuch die Wehrkraft zu zersetzen plante?
    Georg und ich tauschten unsere Adressen aus. Er wollte nach der Grundausbildung nach Hannover und da im Musikkorps mitspielen. »Und jetzt kannste nich’ mal an der schönen Drei-Tage-Übung teilnehmen, die wir vor uns haben!« rief er mir noch zu.
    So sauwohl wie in der heimischen Badewanne hatte ich mich seit Jahren nicht gefühlt. Die Gegenwart konnte sich sehen lassen, und es taten sich glänzende Perspektiven auf: Am Freitag würde auch Heike nach Meppen kommen, am

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