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Allein die Angst

Allein die Angst

Titel: Allein die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Millar
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an der Straße entlanggeht?«, fragte er. Sein Stift schwebte über dem Block.
    »Hundertpro.«
    »Können Sie sich irgendwelche Gründe vorstellen, warum sie sich nicht daran gehalten hat?«
    Suzy sog an ihren Lippen, als müsse sie eine schwierige Entscheidung treffen.
    »Ehrlich gesagt – und das bleibt unter uns: Ich finde sie etwas eigenartig. Sie wirkt ein bisschen verwirrt und geistesabwesend. Vielleicht ist das der Grund. Vielleicht steckt gar nicht mehr dahinter?«
    »Gut.« Er klappte den Block zu. »Danke für Ihre Hilfe. Wir melden uns bei Ihnen, wenn wir weitere Auskünfte brauchen.«
    »Gern.« Sie griff nach Callies Teebecher, den sie auf seinem Tablett abgestellt hatte. Dabei berührten sich zufällig ihre Finger.
    Da sah er sie an und verzog den Mund zu jenem ganz bestimmten Lächeln, das sie von Männern gewohnt war. Eine Spur zu breit, mit einem suchenden Blick.
    Schon gut, Gorilla, dachte sie. Mach du lieber deine Arbeit.
    Sie erwiderte sein Lächeln, nickte ihm zu und bog in den Gang ein, der zu Raes Zimmer führte.
    Sie hörte Tom schon von weitem.
    Als sie um die Ecke bog, fiel ihr Blick sofort auf Callie, die im Gang lehnte, an die Wand gesackt. Tom bombardierte sie mit Vorwürfen, Kate stand stumm und mit ernstem Gesicht daneben. Toms Verbündete, die über Callie Gericht hielt. Die sich deutlich anmerken ließ, dass sie über alles Unschöne Bescheid wusste, was es über Callie zu wissen gab, dass sie und Tom ihren Charakter und ihre mütterlichen Fähigkeiten zerpflückt hatten, nachts im Bett in der Berghütte, im Dschungelzelt oder an welchen abenteuerlichen Orten auch immer.
    Zwei gegen einen?, dachte Suzy und stellte den Teebecher ab. Nicht mit mir.
    »Was hast du erwartet?«, hörte sie Tom sagen, als sie näherkam. »Sie ist noch nicht so weit, dass man sie bei anderen Leuten lassen kann. Dafür ist es zu früh. Nur weil du wieder arbeiten willst, heißt das nicht, dass du auch wieder arbeiten
kannst
! Nur weil dir die Situation nicht passt, heißt das nicht, dass sie nicht so ist!«
    Callie ließ den Kopf hängen. Als Suzy näherkam, drehte sie sich ihr mit angsterfüllten Augen entgegen.
    »He – red nicht so mit ihr!« Suzy trat vor Callie und baute sich in voller Größe vor Tom auf. Überrascht fuhr er zurück; seine Augen sprühten immer noch Funken.
    »Das geht dich nichts an. Das kläre ich mit Callie ganz allein.«
    »So? Was macht dann deine Freundin hier?« Suze deutete auf Kate. »Das geht mich übrigens eine Menge an. Callie ist meine Freundin; sie ist furchtbar mitgenommen und erschöpft. Nur zu deiner Information: Ich verbringe mehr Zeit mit Rae als du, deshalb weiß ich, was du Callie alles aufhalst. Und sie ist eine phantastische Mutter. Jede Minute. Wie lange bist du weg? Acht, neun Monate im Jahr? Und wenn du mal da bist, rufst du das ganze Wochenende an und löcherst sie mit blöden Fragen. Wenn Rae sagt, dass sie müde ist, stürzt du sofort zum Telefon. Und dann zwitscherst du mit deiner Freundin wieder ab, ins Ausland, hockst mit deinen verdammten Pavianen oder sonst was am Strand und überlässt alles Callie. Weißt du, was? Wenn du sie ein bisschen entlasten würdest, dann bräuchte sie vielleicht gar nicht wieder zu arbeiten, nur damit sie das Gefühl hat, dass sie auch noch lebt.«
    Tom wurde still. Dann grinste er höhnisch: »So ist das also, Callie?«
    Callie hob den Blick nicht vom Boden.
    Er wandte sich wieder an Suzy. »Ich werde dir die Peinlichkeit ersparen, mal genau auseinanderzunehmen, was du gerade gesagt hast, weil ich befürchte, dass du es wirklich glaubst.« Er sah zu Callie hinüber. »Das hast du ja fein hingekriegt, Cal.«
    Callie ließ keine Reaktion erkennen.
    Mit einem angewiderten Kopfschütteln kehrte Tom zusammen mit Kate in Raes Zimmer zurück. Suzy streckte den Arm aus und zog Callie an sich.
    »Komm. Wir fahren jetzt für eine Stunde zu dir, damit du dir was Frisches anziehen kannst.«
    Callie sagte kein Wort, sondern ließ sich willenlos davonführen.
    »Honey, es ist besser, du verschwindest eine Weile von hier. Wie er mit dir redet, schreit zum Himmel!«
    »Wirklich?«, fragte Callie leise.
    Beschützend legte Suzy den Arm um sie und zog sie wieder eng an sich.

Kapitel 23 Callie
    Ich will mit Debs reden. Schon lange hat mir nichts mehr so auf den Nägeln gebrannt, nicht seit jenem Vormittag, als Dad bei mir anrief, mit wunder Stimme stammelnd. Er berichtete, dass sich Mum am Abend vorher, als sie von ihrem Lyrikkreis nach

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