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Allein gegen die Hölle

Allein gegen die Hölle

Titel: Allein gegen die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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konnte.
    »Meine Freunde nennen mich Cherry, Lassiter«, sagte sie leise. »Nenn mich auch so, denn vielleicht werden wir zusammen sterben.«
    Er nickte. »Du wirst nicht sterben, Cherry. Colemans Bastarde werden in die Hölle fahren, und wenn dir doch etwas geschieht, werde ich mir Coleman holen. Dann wird er sich wünschen, nie geboren worden zu sein.«
    Sie blickte ihm in die Augen und ihre Zunge fuhr über ihre Oberlippe. »Du sagst es so, als meintest du es ernst«, flüsterte sie.
    »Ich hab noch nie etwas ernster gemeint, Cherry«, erwiderte er, und seine Stimme klirrte vor Kälte. »Komm, wir müssen die Richtung ändern. Der Weg nach El Paso ist uns versperrt. Aber es gibt andere Wege zum Rio Bravo.«
    »Sie werden uns weiter verfolgen.«
    Er nickte. »Das ist sicher«, sagte er kalt, »so sicher, dass wir viele Tote auf unserer Fährte zurücklassen werden.«
    Er stieß dem Palomino sacht die Hacken in die Weichen, und der Hengst ging nach wenigen Schritten in einen ausgreifenden Galopp über. Er schaute sich kurz um und sah, dass Cherrys Stute das Tempo des Hengstes noch ohne Mühe mithielt. Ab jetzt durften sie keine Sekunde mehr verlieren. Colemans Banditen würden mit allen Mitteln versuchen, sie zu Tode zu hetzen, damit sie den Rio Grande nicht erreichten …
    ***
    Nach einer Stunde ließ Lassiter die Tiere zum ersten Mal wieder in Schritt gehen, damit sie sich ein wenig ausruhen konnten. Es spürte die Feuchtigkeit im Fell des Hengstes, aber richtig ins Schwitzen war er noch nicht geraten. Als er sich zu Cherry umdrehte, bestätigte sich seine Befürchtung. Der Gang der Vollblutstute war nicht mehr rund. Schaumfetzen klebten an ihrer Brust und den Vorderbeinen und auch an den Rändern des Sattels hatte sich der Schweiß zu einer schaumigen Schicht verdichtet.
    Er zügelte den Palomino, um einen Blick zurück zu werfen. Die Ebene lag immer noch im bleichen Licht des vollen Mondes. Deutlich sah er die hellgraue Staubwolke, deren schräge Fahne die Richtung verriet, in die sich die Reiter bewegten, die sie verursachten. Sie hatten die Stelle, an der sie die Richtung gewechselt hatten, inzwischen erreicht und folgten ihnen. Er schätzte, dass ihr Vorsprung noch größer geworden war als vor dem Bergsattel, und seine Zuversicht wuchs, dass die Banditen sie vor dem Rio Grande nicht würden einholen können.
    Auch Cherrys Gesicht war schweißnass. Statt zu frieren war es ihr in ihrer Jacke jetzt zu warm geworden. Sie hatte sie geöffnet, damit der kalte Reitwind sie abkühlte. Er wollte ihr sagen, dass sie die Jacke besser wieder schließen sollte, um sich keine Erkältung zuzuziehen, als ihre Stute plötzlich nach vorn einknickte. Zusammen mit einem deutlich vernehmbaren Knacken stieß die Stute einen schrillen, schon fast menschlich klingenden Laut aus.
    Cherry, die darauf nicht vorbereitet gewesen war, flog im hohen Bogen aus dem Sattel und landete im Staub. Die Stute wollte wieder hoch, doch als sie ihren gebrochenen Lauf belastete, schrie sie wieder schrill und stürzte zur Seite. Cherry war in letzter Sekunde ein Stück weiter gekrochen, sonst wäre der schwere Leib der Vollblutstute auf sie gekracht. Jetzt sprang sie auf die Beine, und Lassiter war froh, dass sie sich beim Sturz nichts getan hatte.
    Sie stieß einen jammernden Laut aus, war mit zwei Schritten bei ihrer Stute und ging neben ihrem immer wieder hoch ruckenden Kopf auf die Knie.
    Lassiter war längst aus dem Sattel und trat neben sie. Er starrte auf das linke Vorderbein der Stute. Oberhalb des seltsam abgewinkelten Hufes stach ein spitzer heller Knochen durch das schaumbedeckte Fell.
    »Geh zum Palomino rüber, Cherry«, sagte er kehlig.
    Sie schaute zu ihm auf. Tränen rannen in Strömen über ihre geröteten Wangen. Er war ein wenig überrascht. Nachdem er sie so kühl und gefasst in Colemans Cantina gesehen hatte, hätte er ihr eine solche Gefühlsregung nicht zugetraut. Sie schien das Tier sehr geliebt zu haben.
    Sie nickte und erhob sich. Er wartete, bis sie beim Palomino war und ihr Gesicht in seiner hellen Mähne verbarg, dann holte er sein Bowiemesser hervor und trennte der Stute mit der scharfen Klinge die Kehle durch. Er zuckte zurück, um nicht vom Blutstrahl getroffen wurde, und war froh, dass das Tier keinen Schrei mehr ausstoßen konnte, der Cherry in die Seele gestochen hätte. Es zuckte noch ein paar Mal mit den Läufen, dann lag es still und in seinen weit geöffneten toten Augen spiegelte sich das Mondlicht wider.
    Er

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