Allein gegen die Zeit
während Jonas und Sophie zu Ben und Leo huschten. „Dann wollen wir mal.“ Ihm zitterten die Knie. Sport war noch nie sein Lieblingsfach gewesen. Mühsam robbte er durch die Kuhle und hatte es fast geschafft, als er merkte, dass er festhing. Sein Rucksack hatte sich im Drahtgeflecht verfangen. „So eine Scheiße“, fluchte er und rüttelte wütend am Zaun. Sofort schallte lauter Alarm über das gesamte Gelände. Özzi blieb fast das Herz stehen.
Augenblicklich schwärmten die Gangster vom Innenhof in alle Richtungen aus. Einer von ihnen steuerte direkt auf den Zaun zu.
„Was machen wir denn jetzt?“, wimmerte Sophie.
Leo ruderte mit den Armen und versuchte, Özzi ein Zeichen zu machen, dass er schleunigst verschwinden solle. Aber Özzi steckte fest. Er kam weder vorwärts noch rückwärts.
Da bog der Gangster mit gezogener Waffe auch schon um die Ecke.
17:00
Leo wurde ganz weiß um die Nase. Nur noch wenige Schritte und der Mann würde Özzi entdecken. „Wir müssen was tun!“, rief Sophie entsetzt.
Jonas kaute auf seiner Lippe und starrte wie gebannt auf die Stelle, an der Özzi im Zaun hing. Ben dachte fieberhaft über eine Lösung nach. Dann schnappte er sich einen Stein und warf ihn, so weit er konnte, in die entgegengesetzte Richtung vom Zaun.
Der Gangster hörte den Aufschlag und stoppte. Er lauschte in die Stille und kratzte sich dabei seinen Bart, der wie sein schütteres Haupthaar rötlich in der Sonne schimmerte. „Na los, komm schon“, murmelte Ben nervös. Zögernd ging der Gangster ein paar Schritte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Dann gab er sich einen Ruck und lief entschlossen darauf zu. Er entfernte sich von Özzi.
Ben verlor keine Sekunde. Jetzt musste es ganz schnell gehen! Schnurstracks sauste er zu Özzi, befreite seinen Rucksack aus dem Zaungitter, zerrte ihn durch die Kuhle und hastete mit ihm zurück zur rettenden Hauswand.
Sophie konnte es nicht fassen. „Ihr seid echt unglaublich!“ Auch Leos Herz raste. Es war denkbar knapp gewesen. Der Gangster kam gerade wieder zurück und lief erneut genau auf die Grube zu, in der vor einigen Sekunden Özzi noch festgesteckt hatte.
Özzi stützte sich keuchend auf den Knien ab. Schwer atmend legte er seine Hand auf Bens Schulter. „Danke, Abi! “
„Kein Problem“, sagte Ben lächelnd.
Eine wütende Stimme ließ sie aufschrecken. „Das ist der Anführer“, wisperte Sophie erschrocken. Ben sah, wie der Anführer auf den Mann zustapfte, der gerade beinahe Özzi erwischt hätte. „Was ist hier los?“
Der Gangster zeigte auf die Kuhle. „Ich glaub, hier ist jemand auf das Gelände gelangt.“
„Das werden diese verdammten Kinder sein!“, knurrte der Anführer.
Ben schlich ein paar Meter weiter nach vorne, um die Männer besser verstehen zu können und versteckte sich dabei hinter einem aufgeschütteten Kiesberg.
Der Anführer ballte seine Fäuste. „Sollte ich diesen Brehmer-Jungen in die Finger kriegen, garantier ich für nichts mehr! So eine Scheiße!“, brüllte er. Wutentbrannt donnerte er mit der Faust gegen den Zaun.
Ben bekam ein flaues Gefühl im Magen. Was wollte der Mann bloß von ihm? Was machte ausgerechnet ihn so besonders?
Der Anführer ließ seinen Blick über das Gelände schweifen. Ben ging schnell hinter dem Kieshaufen in Deckung. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Hoffentlich hatte ihn der Mann nicht gesehen! Vorsichtig lugte er um die Ecke. Seine Schritte knirschten leise im Kies, bis er wieder freie Sicht auf den Zaun hatte.
Der Anführer schaute auf seine Uhr. „Findet die Kinder!“, befahl er mit grimmiger Miene. „Wir haben einen Zeitplan einzuhalten. In zwei Stunden beginnt Phase zwei.“
Das klang unheilvoll. Hastig schlich Ben zu den anderen zurück. „Wir müssen einen Weg in das Hauptgebäude finden!“
„Aber wie?“, flüsterte Sophie. „Das Gebäude ist bewacht.“
„Es gibt immer einen Hintereingang …“, murmelte Özzi.
Leo nickte. „Özzi hat Recht. Wir müssen es unbedingt probieren.“
Kurze Zeit später huschten Ben, Leo, Jonas, Özzi und Sophie geduckt an der Außenmauer des Hauptgebäudes entlang. Der Alarm hatte wieder aufgehört. Immer noch war die Luft erfüllt von den aufgeregten Rufen der Gangster, die überall nach ihnen suchten. Nicht mehr lange und man würde sie entdecken. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Ben grübelte immer noch über die Worte des Anführers nach. Er musste endlich wissen, warum diese Männer so
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