Allein gegen die Zeit
wusste, dass es nur die eine Möglichkeit gab. „Wir müssen es wenigstens versuchen!“
Kurz darauf versammelten sich Ben, Leo, Jonas, Özzi und Sophie um einen Gebäudeplan, der an der Wand angebracht war. Sophie tippte mit dem Finger auf einen Punkt in der Karte. „Das hier müsste der Festsaal sein, wo die Verleihung stattfindet.“ Ihr Finger wanderte nach oben. „Von dort sollten wir eine gute Schussposition haben. Meinst du wirklich, du kriegst das hin?“
„Das wird ein Kinderspiel!“, erklärte Özzi bemüht cool. „Ist fast so wie in Assassinatore III …“ Er fasste in seinen Rucksack und drückte Ben die Dose mit dem Grizzly-Spray in die Hand. „Damit solltest du Legard ausschalten können.“ Ben nickte dankbar.
Özzi grinste über beide Ohren. „Alles klar Leute, dann lasst uns den Mächten der Finsternis mal richtig in den Hintern treten!“
Wenige Sekunden später flitzten Ben, Leo und Jonas durch die Tiefgarage. Als sie den Ü-Wagen erreicht und sich davon überzeugt hatten, dass niemand von den Gangstern Wache hielt, schlichen sie sich vorsichtig an das Gefährt heran.
Ben eilte geduckt zur verschlossenen Seitenschiebetür. Alles war ruhig. Anscheinend hatte Legard noch nicht Alarm geschlagen und ging davon aus, dass dieser Boris ihm noch auf den Fersen war. Leo und Jonas zwängten sich neben ihn. Jonas überprüfte seine Uhr. „Noch drei Minuten …“
Ben nickte angespannt. Er hielt das Grizzly-Spray von Özzi fest umklammert und versuchte irgendwie seinen Atem zu beruhigen. Die Fahrerkabine war leer. Er musste davon ausgehen, dass Legard nicht alleine und der Fahrer bei ihm war. Am liebsten hätte er den Wagen jetzt schon gestürmt. Doch sie mussten auf Özzi und Sophie warten.
Die beiden huschten derweil durch den Seitenausgang an dem bewusstlosen Wachmann vorbei in das Innere des Ministeriums und rasten durch das Treppenhaus in den ersten Stock.
Sophie öffnete vorsichtig eine Tür und spähte in einen Flur hinein. Nicht weit von ihr entfernt stand ein Sicherheitsmann, der den Festsaal aufmerksam im Blick hielt.
Auf Zehenspitzen schlichen Özzi und Sophie geduckt hinter ihm vorbei und huschten die Wendeltreppe hoch zum Balkon des großen Festsaals. Von dort hatten sie mehr Überblick. Die Veranstaltung war bereits in vollem Gange.
Auf den Stühlen unten im Saal hatten Frauen in schicker Abendgarderobe und Männer in dunklen Anzügen Platz genommen. Vorne auf der Bühne stand Klaus Brandner und war mitten in seiner Dankesrede für das Bundesverdienstkreuz.
Özzi machte riesige Augen. „Der sieht aus wie ein Zombie!“
Auch Sophie erschrak. Klaus Brandner war kreidebleich. Es fiel ihm sichtlich schwer zu reden. Mehrmals brach er ab und lockerte seinen Hemdkragen. Im Publikum machte sich bereits eine leichte Unruhe breit. Auch die Bundespräsidentin, die neben ihm stand, schaute ihn besorgt von der Seite an.
„Los, wir müssen uns beeilen!“, flüsterte Sophie. Özzi nickte entschlossen. Er holte seine Wasserpistole aus dem Rucksack, pumpte sie bis zum Anschlag auf, stopfte geschickt die Biene in die obere Mündung des Gewehrlaufs und nahm Brandner ins Visier.
Brandner zeigte mittlerweile Anzeichen völliger Erschöpfung. Er konnte kaum mehr stehen und klammerte sich am Rednerpult fest. Seine Nase fing an zu bluten. Ein Raunen ging durch den Saal.
Özzi wollte gerade abdrücken, als plötzlich jemand aus dem Publikum auf ihn aufmerksam wurde und mit dem Finger auf den Balkon zeigte. „Da! Der Junge! Er hat eine Waffe!“
„Verdammt!“, fluchte Özzi.
Sofort stürmten mehrere Sicherheitsmänner auf die Bühne. Die Leute im Publikum standen panisch auf und wollten hinausrennen. Viele von ihnen schrien. Chaos machte sich breit.
Özzi atmete tief durch. Er musste ruhig bleiben! Dann nahm er Brandner erneut ins Visier, drückte ab und traf ihn mit der Biene direkt am Hals.
„Volltreffer!“, jubelte Özzi. Sophie riss ihn am Ärmel. „Nichts wie weg von hier!“
Im Eilschritt kamen mehrere Sicherheitsleute auf sie zugerannt. Özzi und Sophie flüchteten zurück durch eine Hintertür und rasten über ein enges Treppenhaus nach unten.
Aus dem Inneren des Übertragungswagens drangen die wütenden Schreie von Legard. Er tobte. „Was zum Teufel passiert da?“
Ben nickte Leo und Jonas zu und pochte an die Eingangstür. Kurz darauf riss der Fahrer die Tür auf. Sofort bekam er von Ben das Grizzly-Spray in die Augen gesprüht und wich schreiend zurück.
Ben
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