Allein gegen die Zeit
Legard die Hand zu einer Faust. Auf den Bildschirmen war zu sehen, wie Frank Brandner unter Blitzlichtgewitter am Haupteingang des Innenministeriums vorfuhr. „Da ist ja unser großer Held …“, kommentierte Legard boshaft.
Ben hielt den Atem an. Brandner war kalkweiß im Gesicht. Ein Reporter wollte ihm gratulieren und die Hand schütteln, doch Brandner wehrte ab. Er schien darauf hinzuweisen, dass sich bei ihm so etwas wie eine Erkältung anbahnte.
Wütend schnalzte Legard mit der Zunge, da knackte sein Funkgerät. „Was ist?“, rief er ungeduldig.
„Wir sind jetzt auch in der Tiefgarage“, antwortete die Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Gut“, knurrte Legard. „Wir bleiben hier, bis alles vorbei ist.“
Der Ü-Wagen hielt an. Legard und Boris widmeten sich wieder der Livesendung. Ben registrierte, dass die beiden Gangster abgelenkt waren. Nicht weit von ihm entfernt hatte er ein Pedal am Boden entdeckt, mit dem sich die Wagentür von innen öffnen ließ. Seine Hände waren zwar immer noch gefesselt, aber mit dem Fuß würde er rankommen.
Er atmete mehrmals tief durch. Das war sein Moment! Blitzschnell sprang er auf, trat mit dem Fuß kräftig auf das Pedal und zwängte sich nach draußen, bevor sich die Schiebetür überhaupt richtig geöffnet hatte.
Das wütende Gebrüll von Legard hallte durch die Tiefgarage. „Verdammte Scheiße, schnapp dir den Jungen!“
Am anderen Ende der Tiefgarage blieb Leo wie erstarrt stehen. „Habt ihr das gehört? Das war Legard!“ Sie hetzten gemeinsam los. Leo überkam eine schreckliche Ahnung, wen Legard gemeint hatte.
Ben rannte um sein Leben. Sein Atem überschlug sich. Er hastete an unzähligen schwarzen Limousinen vorbei. Immer wieder drehte er sich panisch um. Boris war ihm dicht auf den Fersen, hatte ihn fast eingeholt. Da entdeckte Ben einen Wachmann, der einen Seitenausgang bewachte.
„Bitte, helfen Sie mir!“, schrie Ben verzweifelt.
Der glatzköpfige Wachmann drehte sich um und trabte ihm entgegen.
„Gott sei Dank!“, stieß Ben erleichtert aus, als der Wachmann endlich bei ihm war. „Sie müssen diesen Mann festnehmen! Hier findet ein Anschlag statt!“
Der Wachmann musterte Boris. Stumm standen die beiden Männer sich gegenüber. Dann grinste der Wachmann spöttisch. „Stimmt das, Boris?“, rief er mit gespielter Sorge in der Stimme.
Ben keuchte. Der Wachmann packte ihn und schleuderte ihn zu Boden.
„Ich hab dich gewarnt, Junge“, zischte Boris und zog eine Waffe. Er richtete die Pistole auf Ben. Der hielt die Luft an. Doch dann sackte der Anführer wie vom Blitz getroffen in sich zusammen.
Hinter ihm stand Jonas mit einem völlig lädierten Laptop in den Händen.
Ben zitterten die Knie. „Jonas?“
Auch der Wachmann war überrumpelt. Kaum hatte er sich wieder gefangen und wollte nach seiner Waffe greifen, schickte ihn Leo mit mehreren gezielten Taekwondo-Tritten in das Reich der Träume.
„Ja, sieh genau hin – Jackie Chan, Jet Li, die sind alle ein Scheiß gegen unser Supergirl, Abi !“, jubelte Özzi.
Sophie und Leo befreiten Ben von seinen Fesseln. Dann fielen sich Ben und Leo in die Arme. „Ben, geht’s dir gut? Wo sind deine Eltern?“, fragte Leo hastig.
„Legard hält sie in diesem Hightech-Wagen gefangen“, antwortete Ben aufgeregt. „Er hat meine Mutter gezwungen, eine Orchidee in die Wohnung des BND -Chefs zu bringen. Brandner oder wie der heißt. Er ist infiziert.“
„Das ist doch der Typ, der jetzt geehrt wird“, knurrte Jonas. „Weiß er, was mit ihm los ist?“
Ben schüttelte den Kopf. „Der Mann hat keine Ahnung.“
„Oh Mann, dann ist Brandner selbst die Waffe“, rief Sophie. „Wie ein trojanisches Pferd …“
„Was für ein Pferd?“ Özzi kapierte gerade gar nichts.
„Dieser Brandner ist der Ehrengast!“, führte Sophie aus. „Eine unauffälligere Methode, die Sporen reinzubringen, gibt es gar nicht.“
„Alle werden ihm die Hand schütteln wollen …“, folgerte Leo bestürzt.
„Und als Erstes die Bundespräsidentin“, fügte Ben hinzu.
„Wir können nichts machen …“ Jonas ballte wütend die Faust.
„Na ja …“, erwiderte Özzi. „Eine kleine Chance hätten wir vielleicht!“ Er holte aus seinem Rucksack den Bienenbehälter hervor, den er von seinem Bruder bekommen hatte.
Die anderen starrten ihn ungläubig an.
„Mit einer einzigen Biene willst du den ganzen Anschlag verhindern?“ Jonas schüttelte den Kopf.
Ben presste die Lippen aufeinander. Er
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