Allein in der Wildnis
Jungen hatten das Flugmanöver verstanden und hüpften vor Freude aufgeregt im Schnee umher. Die Tiere rannten um sie herum und dachten, dies wäre ein Spiel.
Kevin blieb stehen und entschuldigte sich bei seinem Bruder: „Tut mir wirklich leid, was ich über den Wolf gesagt habe. Ich habe nicht nachgedacht.“ Er streckte seinem Bruder die Hand entgegen.
Tim schlug ein und nahm die Entschuldigung an. „Okay! Ich möchte mich auch bei dir entschuldigen, weil ich dich wieder Weichei genannt habe. Du bist kein Weichei, sondern ein wirklich mutiger Kerl.“
Die Brüder umarmten einander. Tim war froh darüber, dass er jetzt keine Überlegungen mehr darüber anstellen musste, wie sie wieder nach Hause gelangen konnten. Das Flugzeug hatte ihnen die Entscheidung abgenommen.
Die Jungen schlugen Holz und gingen danach ins Haus. Kevin stapelte alles neben dem Kamin auf. „Hoffentlich dauert es nicht zu lange, bis jemand bei uns auftaucht“, sagte er leise.
„Es kann schon noch einige Zeit vergehen“, versuchte Tim, die größten Hoffnungen zu dämpfen.
Aber Kevin war zuversichtlich: „Hauptsache, sie kommen überhaupt. Die Zeit bis dahin bekommen wir auch noch herum.“
Die Schokoladenriegel schmeckten heute besonders gut, denn beide wussten, dass dies hier bald ein Ende haben würde.
Bandit und Ringo balgten sich in der Ecke. Tim musste darüber schmunzeln. Warum hatten sich die beiden nicht schon früher so gut verstanden? Eigentlich wie sie, denn in Santa Monica sind wir auch eigene Wege gegangen, dachte Tim. Das muss sich ändern zu Hause, das hatte sich Tim fest vorgenommen.
Im Laufe der Nacht wurde Jack wach. Das Feuer war ausgegangen, die Kälte hatte ihn geweckt. Er schürte das Feuer und legte sich noch einmal hin. Einschlafen konnte er jedoch nicht mehr, ihn quälte die Frage, was seinem Kollegen Nick passiert war.
Wenig später zog die Morgendämmerung auf. Jack machte sich fertig. Er löschte das Feuer und verschloss die Tür. Sicherlich würde er noch einmal hierherkommen. Unterwegs wurde er des Öfteren von Schneewehen aufgehalten, die ein Durchkommen erschwerten. Ein ums andere Mal musste er sich den Weg freischaufeln.
Die Jungen standen vor der Hütte, als sie das Auto hörten. Der Hund hatte sich im Schnee eingegraben, und der Wolf stand einige Meter entfernt neben einem Gebüsch. Der Wagen blieb kurz vor der Hütte stehen. Jack sah die Jungen, die ihm freudig zuwinkten. Im selben Moment erblickte er den Wolf neben einem Gebüsch unter den Ästen. Er nahm sein Gewehr und spannte den Hahn. Dann stieg er langsam aus dem Auto. Der Wolf fletschte die Zähne.
Tim kam nicht mehr dazu, ein paar Worte zu Jack zu sagen. Dieser nutzte die Situation, setzte sein Gewehr an und zielte auf den Wolf. Es dauerte eine Sekunde, bis Tim begriff. Gellend schrie er: „Nicht!“
Ein Schuss durchdrang die Stille. Wie in Zeitlupe drehte sich Tim zu dem Wolf, aber Bandit war verschwunden. Im nächsten Moment tauchte er hinter dem Mann auf und schlich sich an diesen heran. Die Jungen schrien und rannten auf den Wolf zu. Jack wiederum konnte nicht verstehen, warum sie so schrien. Bevor er sich umdrehte, rief Tim: „Vorsicht!“
Tim umarmte den Wolf und versuchte ihn zu beruhigen. Auch Kevin kniete im Schnee und streichelte den Wolf. Seine Angst vor ihm hatte er schon lange verloren. Ringo stand neben der kleinen Gruppe und jaulte laut.
Jack ging zu den Brüdern und begriff die Situation zunächst nicht. Der Wolf knurrte ihn wütend an. Tim hielt das Tier noch immer fest. Jetzt erkannte Jack, dass er einen Fehler gemacht hatte: „Es tut mit sehr leid, aber ich dachte, der Wolf würde euch anfallen.“
Tim schüttelte stumm den Kopf. Er konnte die Reaktion des Mannes zwar irgendwie verstehen, aber die Angst um Bandit saß ihm noch im Nacken. Hätte der Mann nicht genauer schauen können, bevor er anlegte?
Jack wandte sich an Kevin: „Wo ist euer Vater? In der Hütte?“
Der Junge stand vollkommen bewegungslos und starrte den Mann an. Dann schüttelte er den Kopf. Jack konnte das ganze Durcheinander nicht begreifen und wiederholte seine Frage.
Da flüsterte Kevin: „Er ist tot!“
Jack riss die Augen auf, kein Wort kam mehr über seine Lippen. Er konnte das Gesagte nicht begreifen und ging in die Hütte, um sich zu überzeugen. Er sah die Matratzen auf dem Boden und die Sachen der Jungen. Spuren eines Erwachsenen fanden sich nicht. Er entdeckte auch das Papier von Schokoriegeln und den Futternapf der
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