Allein in der Wildnis
gehangen haben. Woher sollen die denn wissen, dass die von uns ist?“
„Dann finden sie uns nie!“, jammerte Kevin weiter.
„Pass auf“, schlug Tim vor, „du suchst in den Schränken nach einer Signalpistole, und ich klettere auf einen Baum und hänge oben deinen roten Schal auf. Einverstanden?“
„Ja, das machen wir!“ Kevin sprang in die Höhe.
Tim zog seine Handschuhe an und holte sich aus dem Schuppen eine Leiter. Er stellte sie an einen Baum, so konnte er gut den ersten Ast erreichen. Der Aufstieg war beschwerlich, denn die Äste waren voller Schnee. Trotzdem kletterte Tim von Ast zu Ast. Trotz der Kälte schwitzte er. Bis ganz zur Spitze schaffte er es jedoch nicht. Er band den roten Schal an einen Ast und stieg vorsichtig wieder hinunter. Er musste aufpassen, um nicht zu fallen. Unten angekommen war Tim mit dem Ergebnis zufrieden. Oben flatterte der Schal im Wind. Für Kevin stellte das eine gewisse Sicherheit dar.
Kevin hatte inzwischen sämtliche Schränke abgesucht, aber nichts gefunden. Gemeinsam sahen sie deshalb auch im Schuppen nach und räumten jede Schublade aus. Plötzlich schrie Kevin ganz laut: „Ich habe eine gefunden.“ Er war überglücklich. „Jetzt fliegen sie nicht mehr an uns vorbei.“
Wenig später wurde es langsam dunkel, und draußen vor der Tür ertönte ein Jaulen. Tim öffnete, und der Wolf schlüpfte herein.
„Pünktlich zum Fressen, wie soll es auch anders sein? Na, dann komm!“ Tim stellte den gefüllten Napf vor den Wolf, woraufhin auch Ringo aus einer Ecke angetrottet kam. Es dauerte nicht lange, und der Napf war leer. Beide hoben den Kopf und sahen Tim an.
„Ihr braucht mich nicht so anzuschauen, mehr gibt es nicht“, meinte dieser bekümmert. Daraufhin legten sich die Tiere gemeinsam in eine Ecke.
„Wir müssen heute Abend mit der Schokolade vorliebnehmen. Die Büchsen gehen zur Neige, den Rest brauche ich für die Tiere.“
„Warum musst du den Wolf füttern? Kann er sich nicht selbst versorgen?“, wandte Kevin ein.
Tim schaute seinen Bruder erschrocken an. „Der Wolf hat mir das Leben gerettet. Wenn er nicht gekommen wäre, wäre ich jetzt tot.“
„Tut mir leid, so habe ich es nicht gemeint!“
„Sag so etwas nicht noch mal!“
Tim war der Appetit vergangen. Wie konnte sein Bruder nur so egoistisch sein, fragte er sich. Kevin knabberte an seinem Schokoriegel und gab sich Mühe, das Gespräch wieder in Gang zu bringen, aber Tim hatte keine Lust mehr dazu.
„Ich gehe schlafen.“ Tim nahm wieder eine eigene Matratze.
Kevin legte sich auf seine Matratze und konnte lange nicht einschlafen. Das Flugzeug ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.
Am nächsten Morgen konnte der Pilot mit dem Flugzeug nicht erneut starten. Ein Blizzard suchte die Region heim, und innerhalb weniger Stunden fiel sehr viel Schnee. Auch für Jack war an ein Weiterkommen nicht zu denken. Neben dem Schneefall fegte ein heftiger Wind durch die Gegend. Jack musste einen weiteren Tag und eine weitere Nacht in der Raststätte verbringen.
Auch die Jungen hatten es schwer. Der Schnee türmte sich vor der Tür auf. Tim konnte kaum hinaus. Jede Stunde musste er den Schnee zur Seite räumen, sonst wäre der Eingang endgültig versperrt gewesen. Der Junge hatte zudem Mühe, bei dem eisigen Wind genügend Holz zu schlagen. Im Nu war er mit Schnee bedeckt, und der Wind drang unerbittlich durch seine Kleidung. Bibbernd schleppte er das Holz ins Haus. Der Sturm rüttelte heftig am Dach und an den Wänden. Manchmal fegte er durch den Kamin und ließ die Flammen lodern.
Selbst die beiden Tiere verrichteten nur kurz ihr Geschäft und beeilten sich anschließend, wieder in die warme Hütte zu gelangen.
Kevin schaute verzweifelt aus dem Fenster und konnte vor lauter Schnee die Bäume kaum noch erkennen. „Wir werden eingeschneit, jetzt findet uns keiner mehr!“, jammerte er.
„Kevin, es reicht! Hör auf, zu jammern, und sei mal ein Kerl! Du bist schlimmer als ein Weichei, ich habe die Nase so voll!“, schrie Tim.
Aber kaum hatte er dies gesagt, tat es ihm schon leid. Er wollte doch seinen Bruder nicht mehr ärgern. Aber die Situation zerrte auch an Tims Nerven. Was sollte er tun? Das Essen wurde knapp, und das Holz brannte schlecht, weil es feucht war. Der Qualm breitete sich im Raum aus. Kam das Flugzeug noch einmal wieder? Wurden sie gesucht, oder war es nur Zufall gewesen? Tim war mit der Situation überfordert. Kevin seinerseits war beleidigt und sah Tim nicht mehr an. Das
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