Allein in der Wildnis
Tiere. Kopfschüttelnd ging er wieder nach draußen. Nick war tot? Stirnrunzelnd schaute er auf die Kinder. Er konnte es nicht fassen. Unmöglich! Die Kinder konnten niemals allein zu dieser Hütte gelangt sein. Fragen über Fragen schwirrten ihm durch den Kopf.
Tim saß immer noch bei dem Wolf, und Kevin stand mit Ringo daneben. Jack legte Tim die Hand auf die Schulter. „Es tut mir leid. Ich habe es nicht gesehen bzw. bemerkt, dass der Wolf zahm ist. Ich dachte, er sei wild und würde dich anspringen. Er sah zum Fürchten aus, er hat mir Angst gemacht.“
Tim schaute den Mann an und erwiderte: „Er wollte uns nur beschützen, der Wolf hat auf uns aufgepasst.“
Der Wolf fletschte seine Zähne. Jack erschrak und bat Tim: „Kannst du ihn bitte zurückhalten? Ich möchte nicht, dass er mich hinterrücks anspringt. In diesem Fall müsste ich ihn wirklich erschießen. Du kennst ihn, aber ich kenne ihn nicht. Für mich ist er wild und unberechenbar. Du kümmerst dich also um ihn? Einverstanden?“
Tim nickte und erhob sich. Jack ging kopfschüttelnd wieder in die Hütte. Die Jungen folgten ihm, nachdem sie einige mahnende Worte an Bandit gerichtet hatten. Der Hund und der Wolf folgten ihnen.
Jack hatte schon Holz nachgelegt; jetzt öffnete er seinen Rucksack und holte einige Lebensmittel heraus.
„Oh, es gibt Brot und Wurst, lecker!“, flüsterte Kevin.
Jack schmunzelte: „Was habt ihr die ganze Zeit gegessen?“
„Erst die Dosensuppen und dann die Schokoriegel“, sagte Tim und zog seine Jacke aus. Dann gesellte er sich zu den beiden anderen.
Draußen brach die Dämmerung herein, und die Tiere verzogen sich in ihre Ecke. Bandit fletschte weiterhin die Zähne, sobald er Jacks Stimme hörte.
„Kommt, ihr habt sicherlich Hunger“, lud Jack die Jungen ein.
Kevin nickte. Tim war noch immer sauer, denn er hätte fast seinen besten Freund verloren. Trotzdem setzte er sich an den Tisch. Hunger hatte er zwar nicht, aber der Geruch der Wurst und des Brotes machte ihm Appetit. Seit Tagen schon hatte er kein Brot mehr gegessen.
„Mein Beileid für den Tod eures Vaters“, sagte Jack. „Es ist sicherlich ein großer Schock für euch gewesen. Ich kann es noch gar nicht begreifen. Was ist eigentlich genau passiert?“, fragte Jack. „Und wieso seid ihr hier und nicht in euerer Hütte?“
Kevin berichtete ausführlich vom überraschenden Tod ihres Vaters, vom defekten Funkgerät, der abenteuerlichen Reise hierher und von seinem Fieber.
„Und was hat es mit dem Wolf auf sich?“
Auch dies erzählte Kevin. Tim saß stumm daneben, der Vorfall gab ihm zu denken. Er wusste, dass er seinen Wolf nicht mit nach Hause nehmen konnte. Gleichzeitig wollte er sich nicht erneut von ihm trennen. Was sollte er also tun? Er machte sich Gedanken um seinen Freund.
„Ihr habt ja einiges erlebt in den letzten Tagen und auch alles sehr gut gemeistert. Ihr könnt wirklich stolz auf euch sein, besonders du, Tim. Alle Achtung!“, fasste Jack zusammen. Tim gab nichts auf das Lob, denn dieser Mann hatte fast seinen Wolf getötet. Das konnte Tim nicht einfach verzeihen.
„Wie haben Sie uns gefunden? Durch den Piloten gestern?“, fragte er.
„Da war ich schon unterwegs, die Nachricht erhielt ich im Auto. Der Chef eures Vaters hatte sich Sorgen gemacht, weil er nichts von ihm hörte. Da haben wir uns entschlossen, jemanden loszuschicken, um nach euch zu suchen. Dass ihr beide ganz allein in der Wildnis seid, damit habe ich nicht gerechnet. Wir machen uns morgen auf die Rückfahrt. Es lag viel Schnee unterwegs. Jetzt ist das Wetter noch klar, aber wir wissen nicht, wann es wieder zu schneien beginnt. Wir werden nicht durchfahren können, sondern müssen in einer der Hütten noch einmal übernachten, aber dann können wir nach Hause fahren.“
„Ich freue mich so auf zu Hause“, seufzte Kevin. „Endlich können wir heim!“ Die Erlebnisse der letzten Zeit hatten seine Kräfte aufgezehrt. Ihm kullerten die Tränen über die Wangen.
Tim erhob sich und packte seine Sachen. Er hatte die ganze Zeit über kein Wort gesprochen. Natürlich war er froh, dass sie gefunden worden waren und endlich nach Hause konnten, aber er hatte sich von dem Schock bei Jacks Ankunft noch nicht erholt. Außerdem hatte er noch keine Lösung für Bandit gefunden.
Jack zollte den Jungen immer wieder seinen Respekt. Sie hatten es bis zu dieser Hütte geschafft, besaßen einen gesunden Menschenverstand und beachteten die Spielregeln der Natur; noch nicht
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