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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Busch
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einmal mancher Erwachsene verfügte über diese Voraussetzungen. Nicht auszudenken, wenn sie durch die Wölfe ums Leben gekommen wären. Er verstand Tims Wut, an dessen Stelle wäre er ebenfalls sauer gewesen, aber es war ja nichts geschehen. Sein Wolf lebte schließlich noch. Er hatte die Situation einfach verkannt. Mit Nicks Tod hatte er jedoch am allerwenigsten gerechnet.
    Er musste seinem Chef Bescheid geben und deshalb ging er nach draußen. Die Jungen folgten ihm. Jack schloss sein Funkgerät im Wagen an. Er stellte die Frequenz ein, und es dauerte nicht lange, bis er die ersten Stimmen hörte. „Hey, Jack, ist alles in Ordnung? Hast du alle gefunden?“, fragte sein Chef.
    „Na ja, ich habe sie gefunden, aber in Ordnung ist nichts. Nick ist gestorben, wahrscheinlich ein Herzinfarkt. Die Jungen sind allein hier in der Hütte.“
    Es dauerte eine Weile, bis eine Antwort kam. „Es tut uns sehr leid, aber wie kamen die beiden allein in diese Hütte?“
    „Das ist eine lange Geschichte, die ich euch erzähle, wenn wir zurück sind. Am besten benachrichtigt ihr schon mal die Mutter, damit sie früher nach Hause kommen kann. Ich fahre morgen los; in ein paar Tagen sind wir da.“
    „Okay, dann gute Fahrt euch allen. Ich bin gespannt auf deinen Bericht.“
    Jack verstaute das Funkgerät wieder. Die Jungen hatten alles mit angehört.
    Kevin fragte: „Warum kann das Funkgerät nicht immer in der Hütte bleiben? Wir haben in keiner Hütte ein Funkgerät gefunden.“
    „Eine gute Frage“, sagte Jack. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Funkgeräte von anderen Besuchern gestohlen werden. Diese Hütten sollen eine Unterkunft für unsere Mitarbeiter sein. Natürlich können sie auch von Wanderern genutzt werden. Leider kommen aber auch Wilddiebe, und das gefällt uns gar nicht. Wir können nicht jedes Jahr die komplette Ausrüstung erneuern, dafür fehlt uns das Geld. Park Ranger kontrollieren zwar, aber nicht diese Hütten.“
    Mit dieser Antwort war Kevin zufrieden. Sie gingen wieder in die Hütte. Tim legte sich schlafen, er war zwar noch nicht müde, hatte aber keine Lust auf eine Unterhaltung. Kevin indes sprach mit Jack über die letzten Monate. Er war froh, dass er endlich mit jemandem darüber reden konnte.
    Tim hatte zwar die Augen geschlossen, hörte aber jedes Wort. Seine Gedanken gingen auf Wanderschaft; er durchlebte nochmals jedes Detail der vergangenen Tage. Er war froh darüber, endlich nach Hause zu kommen. Die Sehnsucht nach seiner Mutter war groß, auch wenn er dies nie zugeben würde. Tim vermisste sie. Und dann war ja noch Carolin. Ob sie wirklich auf ihn gewartet hatte? Bald würde er es ja erfahren. Er freute sich auf den Pazifik, endlich wieder auf den Wellen reiten. Oh wie hatte er das vermisst. Nach Hause! Bei dem Gedanken schlief Tim ein.
    Am nächsten Morgen zog frischer Kaffeeduft durch die Hütte. Die Jungen wurden davon wach und standen auf. Ringo und der Wolf waren schon draußen. Jack hatte das Frühstück vorbereitet.
    „Wollt ihr auch einen Kaffee?“
    Eigentlich tranken die Jungen keinen Kaffee, aber dessen Duft weckte Erinnerungen, und so nickten sie.
    Kevin verzog den Mund: „Der schmeckt aber bitter!“
    „Nimm Zucker, dann wird es besser“, empfahl ihm Jack.
    Kevin ließ zwei Stück Zucker in den Kaffee fallen. „Ja, so ist das besser“, stellte er nach einem weiteren Schluck fest. Er beschmierte eine dicke Scheibe Brot mit Butter. Auch Tim hatte Hunger und futterte drauf los. Jack musste schmunzeln; ob es schmeckte, brauchte er nicht zu fragen. Tim war mit seinen Gedanken bei Bandit. Sollte er ihn mitnehmen oder in der Wildnis lassen? Er war ein Wildtier, aber auch sein Freund. Er musste ihn schon einmal ziehen lassen, und es fiel ihm sehr schwer. Aber was sollte er tun?
    Nach dem Frühstück räumten sie gemeinsam die Hütte auf. Dann brachte Jack die Sachen der Jungen zum Auto. Kevin und der Hund waren schon im Wagen. Tim stand davor und hielt dem Wolf die Tür auf. „Komm, steig ein, Bandit“, rief er ihm zu. Aber der Wolf blieb wie angewurzelt stehen. Er schaute Tim an und ließ sich nicht dazu bewegen, ins Auto zu springen. Jack schaute dem Treiben eine Weile zu und meinte dann: „Der Wolf will nicht mit, Tim, da kannst du nichts machen.“
    Tim sah betrübt zu seinem Freund. Dann trat er auf ihn zu, bückte er sich und nahm den Wolf in die Arme.
    „Du willst nicht mit, Bandit“, flüsterte er ihm zu. „Das verstehe ich. Du gehörst in die Wälder,

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