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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Paulsen
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die ganze Nacht in der Kälte gelegen. Dies war also, genau genommen, sein erster Tag in der Wildnis. Trotzdem, sie konnten heute schon kommen. Bestimmt hatten sie die Suche begonnen, als das Flugzeug nicht am Ziel der Reise gelandet war.
    Klar, heute würden sie kommen.
    Wahrscheinlich würden sie mit Wasserflugzeugen kommen – kleinen, einmotorigen Maschinen, mit Schwimmern statt eines Fahrwerks, die auf jedem See landen konnten. Sie würden ihn an Bord holen und nach Hause bringen.
    Wohin, nach Hause? Zu seinem Vater oder zu seiner Mutter? Brian wollte nicht daran denken. Ist ja egal!, sagte er sich. Entweder zum Vater. Oder zur Mutter. Entweder würde er heute Abend zu Hause sein oder morgen früh. Zu Hause, wo er sich an einen Tisch setzen und einen dicken, saftigen Hamburger mit Käse und Ketchup und Pommes verdrücken konnte. Und anschließend eine dicke Schokoladenmilch.
    Der Hunger erwachte. Brian rieb sich den Bauch. Er hatte den Hunger bis jetzt nicht gespürt, weil etwas anderes, vielleicht die Angst oder der Schmerz, stärker gewesen war. Jetzt aber, als er an diesen verlockenden Hamburger dachte, spürte er die schwarze Leere im Magen. Noch nie hatte er solchen Hunger gespürt. Das Wasser aus dem See hatte seinen Magen gefüllt, nicht aber den Hunger gestillt. Es wurde ihm schwindelig, wenn er an Essen dachte. Aber hier gab es nichts zu essen. Nichts.
    Wie war es im Kino, wenn jemand in eine solche Situation geriet? O ja, der Held fand meist irgendwelche essbaren Pflanzen, die obendrein gut schmeckten – und damit waren alle Probleme gelöst: Der Kinoheld konnte sich satt essen an diesen Pflanzen. Oder er bastelte eine raffinierte Falle, um ein Tier zu fangen und es auf einem netten kleinen Feuerchen zu braten. Ach ja, das waren müßige Träume …
    Brian schaute sich um – und sah nichts als Gebüsch und Gras. Da gab es nichts Essbares und abgesehen von diesem einen Biber und ganzen Vogelschwärmen hatte er kein Tier gesehen, das sich fangen und braten ließ. Und selbst wenn ihm eines in die Falle ging, hatte er doch keine Zündhölzer, um Feuer zu machen. Nichts. Alle Überlegungen führten zu diesem einen Punkt: Er hatte nichts.
    Oder doch? Tatsächlich wusste Brian gar nicht, was er hatte – und was nicht. Vielleicht sollte er herausfinden, wie es in Wirklichkeit um ihn stand. Er könnte sich damit die Zeit und den Hunger vertreiben – bis endlich die Retter kamen und ihn fanden.
    Brian hatte mal einen Englischlehrer gehabt, einen gewissen Mr Perpich, der seinen Schülern immer erzählte, sie müssten positiv denken und niemals aufgeben: Niemals den Überblick verlieren! Dies waren Perpichs Worte. Positiv denken und niemals den Überblick verlieren. Ob Mr Perpich es geschafft hätte, auch in dieser Lage positiv zu denken?, fragte sich Brian. »Man muss motiviert sein!«, pflegte Perpich den Jungen zu sagen.
    Brian ließ sich aus der Hocke auf die Knie fallen. Er kramte in seinen Hosentaschen und breitete alles, was er besaß, vor sich auf der Wiese aus. Es war erbärmlich wenig. Ein paar Münzen – nur Kleingeld, nicht mal ein Dollar. Ein Knipser für die Fingernägel. Eine Geldklammer mit einem Zwanzig-Dollar-Schein. »Falls du auf irgendeinem kleinen Flugplatz landest und etwas zu essen kaufen möchtest«, hatte seine Mutter gesagt. Und ein paar alte, zerknitterte Zettel.
    An seinem Gürtel hing immer noch das Pfadfinder-Beil, das seine Mutter ihm geschenkt hatte. Er hatte es ganz vergessen. Jetzt zerrte er es am Gürtel nach vorne, zog es aus der Lederschlaufe und legte es ins Gras. Ein Anflug von Rost hatte sich auf der Klinge gebildet und Brian rieb ihn mit dem Daumen ab.
    Das war alles.
    Er runzelte die Stirn. Nein, halt! Wenn er das Spiel mitspielen wollte, musste er die Spielregeln einhalten: »Keine Ausflüchte!«, würde Perpich sagen. »Sei positiv motiviert. Bedenke alles, was du hast, Brian Robeson!«
    Also, gut. Er hatte neue Jogging-Stiefel an den Füßen, die in der Sonne schon beinahe getrocknet waren. Und Socken. Außerdem Bluejeans und Unterwäsche und einen Ledergürtel und ein T-Shirt. Auch einen Anorak, der in Fetzen um seine Schultern hing. Und eine Uhr, die er ganz vergessen hatte. Eine digitale Armbanduhr – aber beim Absturz war sie kaputtgegangen. Sie stand und das Zifferblatt war blind. Brian nahm die Uhr ab und wollte sie schon ins Wasser werfen. Doch er besann sich und legte sie zu den anderen Dingen ins Gras.
    Nun, das war alles, was er besaß. Nein, halt! Noch

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