Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
stehen, und ich fragte mich, wie um alles in der Welt ich hier hatte landen können.
Wir waren um drei Uhr zurück im Büro, und ich hatte den Rest des Nachmittags damit zu tun, alles inzwischen Angefallene aufzuarbeiten. Als um halb sechs die Kollegen ihren täglichen Gang hinunter zur Bar antraten, beeilte ich mich, ihnen zu folgen. Aber erst, nachdem ich zu Drew und Reese aufgeschlossen hatte, begriff ich zum ersten Mal, was passiert war.
Chick war gegangen. Er würde nicht wiederkommen. Was bedeutete das für mich?
Alle von unserem Desk saßen an den Tischen, die draußen vor dem Restaurant neben dem Cromwell-Gebäude aufgestellt waren. Es war hier ungewöhnlich voll, sogar für einen drückend heißen Junitag. Das war unsere neue Normalität: Drinks nach der Arbeit. Jeden einzelnen Tag. An Tagen, an denen keiner entlassen wurde, tranken wir, um das zu feiern. An Tagen, an denen unsere Freunde gefeuert wurden, tranken wir, um das zu beklagen. Heute war ein Donnerstag, also tranken wir. So war es jeden Abend, wir tranken, um uns vom Druck zu befreien und so zu tun, als käme alles irgendwie wieder in Ordnung. In letzter Zeit, egal wie viel wir tranken, reichte das nicht.
Heute Abend standen der übliche Eimer mit eisgekühlten Bieren und eine Runde Schnäpse auf dem Tisch; keiner rührte die Burger an. Das sprach Bände.
»Das ist doch Schwachsinn. Ausgerechnet mit Darth müssen wir neu anfangen?«, sagte Drew.
»Was passiert jetzt?«, fragte Patty, während sie eine Scheibe Limette in ihre Flasche Corona stopfte.
»Ich bin am Arsch.« Ich war nicht in der Stimmung, meine Worte auf die Goldwaage zu legen. »Darth hasst mich, Leute. Ich weiß nicht mal, warum – es ist nicht so, als hätte ich je was mit ihm zu tun gehabt, aber er hasst mich definitiv. Er wird mich rausschmeißen, glaubt mir.« Ich blickte in die Runde am Tisch, Reese, Marchetti, Drew, Patty. Keiner von ihnen hatte einen Schimmer, wovon ich sprach.
»Flipp nicht aus, Süße! Hör auf, zu übertreiben. Du hast jetzt Rick. Du bist unantastbar«, sagte Reese.
»Wenn Rick derjenige sein soll, der mich rettet, bin ich erst recht angeschissen. Der einzige Grund, warum Rick von mir betreut werden wollte, war, dass er mir das Leben zur Hölle machen kann. Nebenbei bemerkt, hat er damit durchaus Erfolg.«
»Was redest du da?«, wollte Marchetti wissen. Ich hatte keine Gelegenheit gehabt, irgendjemanden ins Bild zu setzen, was da mit Rick lief. Nur Drew wusste einigermaßen Bescheid, schließlich saß er täglich neben mir.
»Nein. Sie hat recht. Der Kerl ist das reinste Gift. Er ist hinter ihr her und hat ihr gesagt, dass er massenhaft Abschlüsse mit ihr tätigt, wenn sie mit ihm ausgeht. Er benutzt das Business als Druckmittel, damit sie mit ihm schläft.«
»Danke für die Erklärung, Drew.«
»Gern geschehen, Schätzelchen.«
»Das kann nicht dein Ernst sein!«, rief Patty. Ich wusste nicht, ob sie meinetwegen empört war oder schlicht beleidigt, dass ich sie nicht eingeweiht hatte. »Warum sagst du Darth nicht einfach, dass du diesen Kunden abgeben willst?«
»Das kann ich Darth nicht sagen. Wenn ich AKS aufgebe, gebe ich damit zu, dass ich den Kunden nicht im Griff habe. Das wäre Karriere-Selbstmord. Ich hoffe, dass es ihm irgendwann zu öde wird, sich wie ein krachendes Arschloch zu verhalten und er es aufgibt. Er kann doch nicht ewig so weitermachen. Oder doch?«
Reese schien einen Moment darüber nachzudenken, runzelte die Stirn und blickte hoch in den klaren blauen Himmel. »Doch, kann er. Dieser Kerl ist ein Arschloch, war er immer und wird er immer bleiben. Es macht ihm Spaß, wenn die Street um Geschäfte mit ihm bettelt. Er wird dich so oder so aufs Kreuz legen und es genießen.«
»Danke. Jetzt fühle ich mich schon viel besser.«
»Ich sag dir nur, wie es ist, Süße. Tut mir leid! Ich wünschte, es wäre anders, aber er ist einer der größten Drecksäcke, die mir je in diesem Business begegnet sind, und ich bin schon sehr lange dabei.«
Scheiße.
»Reese, hast du Chick gestern Abend angerufen?«, erkundigte ich mich.
»Ja, habe ich. Er ist stocksauer. Klingt, als habe er sich in irgendwelchen politischen Blödsinn verheddert. Das obere Management ist um Schadensbegrenzung an der Börse bemüht, und ich nehme an, dass Chick ihnen nicht so in den Arsch gekrochen ist wie Darth. Also haben diejenigen, die derzeit das Sagen haben, ihn gefeuert und durch Darth ersetzt. Nur ein weiterer Tag an der Street.«
»Geht es ihm
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