Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
kippten einige Biere, während wir meine Sachen in Umzugskartons verpackten und sie für die Umzugsleute, die nächsten Morgen kommen sollten, gegen die Wand stapelten.
»Ungefähr jetzt ist der Moment gekommen, wo es nicht schlecht wäre, wenn einem ein Typ helfen würde«, meinte ich, als ich einen weiteren Karton anhob.
»Sag bloß! Warum bittest du nicht Will um Hilfe?«
»Jemanden zu bitten, dir beim Packen zu helfen, setzt einen Grad an Intimität voraus, den wir nicht annähernd haben.«
»Irgendwie begreife ich nicht, was das alles soll! Anscheinend profitierst du überhaupt nicht davon, dass es einen Typen gibt. Genau genommen ist er eigentlich nie da. Solltet ihr nach sechs Monaten nicht inzwischen über die wöchentlichen Drinks und gelegentlichen Sex hinaus sein? Was läuft da eigentlich bei euch beiden? Man kann es ja wohl kaum eine Beziehung nennen, was ihr da habt – schließlich hab ich den Typ noch nicht mal kennengelernt, und er ruft dich nur an, wenn du Glück hast. Ich kapier das nicht! Verlangst du nicht mehr von einem Mann in deinem Leben? Ich schon.«
»Wie zum Beispiel Mäuse zu töten und Umzugskartons zu packen?«
»Ja. Und Glühbirnen auszuwechseln. Und den Müll rauszubringen. Ich brauche einen Kerl, und sei es aus keinem anderen Grund, als sich um den Müll zu kümmern. Ich habe es unglaub lich satt.«
»Komm schon, Liv! Frauenpower!«, sagte ich enthusiastischer, als ich mich fühlte. In Wahrheit hatte ich Will gesagt, dass ich umziehe und dass Liv und ich alles an einem Abend einpacken mussten. Ich hatte im Stillen gehofft, dass er anbieten würde, vorbeizukommen und zu helfen – wir trafen uns jetzt, und schon dieser Ausdruck war nicht ganz richtig – seit sechs Monaten, und er hatte bisher weder Liv noch Annie kennengelernt, was mich ehrlich gesagt schon ärgerte. Ich fragte mich langsam, ob er faul, unbedarft oder einfach blöd war. Ich entschied mich für blöd, weil das meiner Erfahrung nach auf die meisten Typen zutraf, und sowieso war diese Annahme bequemer, als sich über mögliche andere Erklärungen den Kopf zu zerbrechen. Er wollte wahrscheinlich einfach nicht im Weg sein und ging davon aus, dass wir uns eh Montag sehen würden. Das war sicher der Grund. Aber ehrlich gesagt ärgerte es mich schon. Zum Teufel mit Frauenpower! Mir tat der Rücken weh.
Um halb elf machten wir eine weitere Bierpause und hockten uns auf den Fußboden vor dem Fernseher, weil die Couch voller Verpackungsmaterial war. Ich hörte mein Handy piepen, wusste aber nicht, wo es war. Ich hatte es in dem allgemeinen Chaos, das jetzt im Wohnzimmer herrschte, vermüllt. Liv schob eine Rolle Noppenfolie beiseite und hielt triumphierend mein Handy hoch.
»Hab’s gefunden!«, sagte sie und checkte das Display. »Moment mal!«, sagte sie ehrlich geschockt. »Wer zum Teufel ist Rick? Wolltest du deshalb umziehen? Triffst du dich mit jemandem und hast mir nichts erzählt? Was ist mit Will passiert?«
Oh Gott, nicht schon wieder!
»Du willst mich wohl auf den Arm nehmen!«, stöhnte ich. »Ich muss meine Telefonnummer ändern.«
»Warte mal, das ist doch nicht dieser dubiose Klient, oder?«
»Doch.«
»Du musst dem einen Riegel vorschieben, besonders jetzt, wo du allein wohnen wirst. Hast du es Chick erzählt?«
»Nein!«, jammerte ich. »Ich weiß nicht, was ich tun soll, außer, dass ich mich keinesfalls bei Chick beschwere. Bisher habe ich mich für den Weg des geringsten Widerstandes entschieden und ihn weitestgehend ignoriert.«
»Schlechte Idee. Solche Typen lieben die Herausforderung.«
»Ich weiß, oder zumindest weiß ich es jetzt. Alles, was ich getan habe, hat ihn noch hartnäckiger gemacht. Es wird zunehmend klar, dass er sich zu einem echten Problem entwickelt.«
»So ist es. Hör dir das an …« Liv las Ricks Nachricht laut vor: »›Bin heute Abend in der City, lassen Sie mich nicht allein.‹ Das kann man beim besten Willen nicht als geschäftliche Kommunikation einstufen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Chick gelassen darauf reagiert, dass einer seiner Kumpels eine seiner Mitarbeiterinnen belästigt. Die Firma könnte einen Prozess an den Hals bekommen.«
Sie hatte wahrscheinlich recht, und ich hatte schon öfter daran gedacht, aber nach dem Schlamassel mit Tim Collins würde ich mich auf keinen Fall über einen weiteren Typen beschweren, schon gar nicht über einen von Chicks Spitzenklienten. Ich bin auch früher mit zwielichtigen Figuren klargekommen; ich vertraute auf
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