Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
meine Fähigkeit, mir einen verheirateten Saftsack, der sich sonst was einbildete, vom Leib zu halten.
»Bist du mit ihm allein ausgegangen?«, fragte sie skeptisch.
»Nein!«
»Hast du das vor?«
»Nein!«
»Hast du es jemals in Erwägung gezogen?«
»Nein! Und das reicht jetzt, Liv. Schließlich habe ich eine Beziehung mit Will.«
»Also, ich glaube, du solltest diese Sache stoppen, bevor sie außer Kontrolle gerät. Du hast bereits mit einer erstaunlich verkorksten Arbeitsbeziehung alle Hände voll zu tun.«
»Ich habe alles unter Kontrolle.«
»Was du hast , ist ein Stalker aus dem Kundenkreis deiner Firma.«
»Du hast recht. Ich kümmere mich darum. Ich verspreche es.«
Und ich meinte es wirklich ernst. Ich musste nur noch herausfinden, wie.
»Tust du mir bitte einen Gefallen?«, fragte Liv.
»An unserem letzten Abend? Na sicher. Was?«
»Rufst du Will an und bittest ihn, uns beim Stapeln der Kartons zu helfen? Ich glaube, ich habe schon einen Bandscheibenvorfall.«
»Auf gar keinen Fall.«
»Alex, sei doch nicht albern! Ihr seid schließlich befreundet und habt Sex miteinander, und auch ohne den Sex seid ihr immer noch befreundet. Wieso ist es so schwer, ihn um Hilfe zu bitten?«
»Er ist ein Arbeit s freund. Er ist schließlich nicht irgendein Typ vom College, den ich seit Jahren kenne.«
»Bitte! Wirklich, mein Rücken bringt mich um, ruf ihn einfach an. Du musst ihn ja nicht fragen, ob er vorbeikommt, sondern nur erwähnen, dass du beim Packen bist. Und dann wartest du ab, ob er Hilfe anbietet. Das kann doch nicht so schlimm sein. Und um das ein für alle Mal klarzustellen: Ich finde es albern, dass du ihn immer noch ›Arbeitsfreund‹ nennst, obgleich du mit ihm schläfst.«
»Na gut, ich rufe ihn an! Aber ich frage ihn nicht , ob er vorbeikommt.«
»Mehr verlange ich gar nicht. Meine Muskeln danken dir.«
Ich wählte seine Handynummer und hielt den Atem an. Wie gewöhnlich meldete sich die Mailbox. Ich meldete mich immer persönlich, wenn er anrief, aber aus irgendeinem Grund hatte er sein Handy nie bei sich, wenn ich anrief. Das war schon verdammt nervig.
»Hey, Will«, sagte ich nach dem Piepton. »Hier ist Alex. Ich wollte nur mal hören, was du so treibst. Ich bin zu Hause und packe, also ruf mich an, wenn du das hier abhörst.«
»Mist. Mailbox?«, jammerte Liv bei dem Gedanken, dass wir allein weiterackern mussten.
Seufzend betrachtete ich das Durcheinander in unserem – jetzt Livs – Apartment. Ich hängte meine Bilder ab von den Wänden und wickelte sie in Handtücher. Ich ging alle Vitrinen und Schränke durch und holte meine Töpfe, Pfannen, Gläser, Becher, Teller, Bestecke und Krimskrams heraus. Beim Arbeiten stießen wir auf Dinge, die Erinnerungen unserer gemeinsamen Zeit wachriefen, und mir wurde bewusst, wie sehr ich sie vermis sen würde. Zwei Stunden später waren meine gesamten Sachen verpackt, beschriftet und abholbereit.
Liv reckte die Arme über den Kopf und dehnte ihren Rücken. Ihr gelbes Sweatshirt war bedeckt von Wollmäusen, und ihre Hände schwarz von der Druckerschwärze des Zeitungspapiers.
Als sie auf der Couch zusammensackte, piepte mein Handy.
»Typisch«, seufzte ich. »Pass auf, das ist jetzt Will. Wahrscheinlich hat er gerochen, dass wir seine Hilfe nicht mehr brauchen und beschlossen, zurückzurufen. Wie schaffen die Kerle das nur? Als ob sie genau wüssten, wann sie gebraucht werden, und dann abtauchen.«
Ich zog das Handy unter den Sofakissen hervor und klappte es auf.
SMS VON KIERIAKIS, RICK:
ICH MAG MÄDCHEN, DIE SCHWER ZU KRIEGEN SPIELEN.
»Es ist nicht Will. Es ist wieder Rick.«
»Psycho«, sagte sie und wickelte sich eine Locke um den Zeige finger .
»Ja. Absolut. Tja, und mit diesen abschließenden Worten verziehe ich mich ins Bett.«
Ich legte mein Handy auf den Nachttisch neben meinem Bett und mit einem überraschenden Gefühl von Traurigkeit und Verlust schlief ich ein letztes Mal ein in unserer umgebauten Zwei-Zimmer-Wohnung in Murray Hill.
10
Wohltätigkeit beginnt zu Hause
Während der lebhafte New Yorker Frühling in einen zurückhaltenden New Yorker Sommer überging, begannen Will und ich, uns heimlich außerhalb des Büros zu treffen, damit Chick uns nicht ertappen konnte. Inzwischen war ich der Meinung, dass meine Mitbewohnerin einer der Gründe gewesen war, warum Will nie zu mir nach Hause kommen wollte. Sobald ich meine eigene Wohnung hatte, sahen wir uns öfter nach der Arbeit, und die Dinge stabilisierten
Weitere Kostenlose Bücher