Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters
zählt allerdings nicht nur die trockene Haut. Es gibt Frauen, die ihren Männern sogar die richtige Zahnpasta kaufen (»Die mit den Streifen magst du doch so gerne«). Und dann das weite Feld der Männerbekleidung. Wir müssen es uns eingestehen: Unter uns lebt ein Großteil von Männern, denen ihre Frauen sagen, was sie anziehen sollen. Gnädig erweckt die Gemahlin dabei zwar den Eindruck, sie berate ihn nur beiläufig, ob er dieses oder jenes Hemd nehmen soll, aber in Wirklichkeit lässt sie ihm aus purer Menschenliebe nur das Gefühl, er habe noch so etwas wie eine Mitsprachemöglichkeit. (Und hinter solchen Fragen wie »Wo ist denn eigentlich meine grüne Lodenjacke, die ich immer so gerne angezogen habe?« öffnet sich das große, weite, etwas unheimliche Feld der klammheimlichen Entsorgung längst überflüssiger Kleidungsstücke.)
Wenn wir diese umfassende Sorge für den männlichen Körper, seine Pflege und seine äußere Gestalt zusammennehmen, stellt sich automatisch die Frage, was diesen durchschnittlichen Mann hinsichtlich der Fremdversorgung eigentlich von einem kleinen Kind unterscheidet. Die Antwort ist ebenso einfach wie naheliegend: Mutti braucht ihn nicht mehr wickeln. Ansonsten wird er so lange bemuttert, bis er seine Sachen selber erledigen kann. Das kann dauern. Derweil sollten wir uns überlegen, ob wir unseren Mutter-Begriff nicht deutlich weiter auslegen. Ich glaube, die Zeit ist reif.
MÜTTER SCHIMPFEN MÜTTER
Es ist bereits kurz zur Sprache gekommen: Bascha Mika hat unlängst ein Buch geschrieben. Gut, werden Sie jetzt sagen, das gelingt auch wesentlich geringeren Geistern als der ehemaligen Chefredakteurin der »taz«. Aber lassen Sie es sich gesagt sein, es ist ein überaus spannendes Buch. Nicht nur, weil es den hübschen Titel »Die Feigheit der Frauen« trägt (das hätte ich mich als Mann nie getraut), sondern weil die Autorin darin nach Herzenslust auf andere Frauen schimpft. Nicht, dass ich das irgendwie gut fände oder mich gar heimlich daran erfreute, aber Bascha Mika tut dies auf eine erfrischend konsequente Weise: Die blöden Frauen schwafelten permanent von Emanzipation, und dass die anderen schuld seien, wenn es damit nicht klappt – aber was tun sie in Wirklichkeit selbst? Sie ließen sich von Liebe und Hormonen matt setzen, bekämen Kinder, fristeten dann ein Leben als Hausfrau und Mutter und ließen sich genüsslich von ihrem Mann aushalten. Stichworte: Hormonkomplott, Kümmerersyndrom, Komfortzone. Selbst schuld, schimpft die Autorin.
Warum erzähle ich von diesem Buch? Weil ich offen oder heimlich mit Frau Mika sympathisiere? Nein, denn eigentlich geht es mir weniger um die Inhalte, sondern um die Emphase, mit der Frauen über Frauen sprechen. Denn das tut Bascha Mika ja in ihrem Buch. Ich wollte weiter dazulernen, gerade was die Frau-Frau-Kommunikation angeht, schließlich hatte ich eigene, höchst aufschlussreiche Erfahrungen gemacht. Anfangs fühlte ich mich nämlich im Kreis der anderen Mütter eigentümlich geborgen, Wärme und Behaglichkeit prägten meine Stimmung. Doch das wohlige Gefühl entsprang dabei keineswegs der großen Harmonie unter den lieben Schwestern Mütter, sondern oft genug nur meiner Unfähigkeit, tatsächlich vorhandene Disharmonien überhaupt wahrzunehmen (bei der Beschreibung der esoterischen Fähigkeiten der Frauen habe ich ja bereits kurz darauf hingewiesen). Also hörte und fühlte ich fortan genauer hin – Bascha Mika war mein Weckruf. Ich schreckte auf. Und was sah ich? Eine Schlangengrube.
Wollten wir das Phänomen konkretisieren, sollten wir dies meines Erachtens entlang der großen gesellschaftlichen Debatte »Kekse oder Kuchen« tun. Auch da war ich noch vor einigen Jahren völlig ahnungslos, heute sehe ich hier Strukturen, die die gesamte Kommunikation zwischen Müttern auf verständliche Art versinnbildlichen. Den Grundgegensatz Kekse – Kuchen gilt es dabei nicht vom Ergebnis her zu erforschen – so würden typischerweise Männer an das Thema herangehen, denen es egal ist, ob sie bei einer Veranstaltung zur Kaffeepause nun Kekse oder Kuchen gereicht bekommen, selbst zu einem Mettwurstbrötchen würden sie dankbar grunzend greifen, sich aber keine großartigen Gedanken über den ideologischen Überbau dieser Darreichung machen. Vielmehr geht es also bei dieser Frage um den Herstellungsprozess und letztlich um nichts weniger als die gedankliche Haltung, mit der die Backware einem Mitmenschen offeriert wird. Beides wird
Weitere Kostenlose Bücher