Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters
Zeichen sein, einmal über die dahinter liegenden Ursachen nachzudenken. Da passt es ganz gut, dass wir gerade beim Thema Kinderspielplatz über Männer und Bewegungsfreude gesprochen haben (und dabei muss es ja nicht immer die Turnstange sein). Es geht um das Thema Körperlichkeit. Und zwar an dieser Stelle einmal ausdrücklich um die männliche Körperlichkeit. Eine solche gibt es nämlich – und dies vor allem zur Überraschung einiger Männer. Die wissen oft genug nicht, was an und in ihnen vorgeht – jedenfalls muss man diesen Eindruck haben, wenn man sich die Gespräche ihrer Frauen anhört.
Der männliche Körper scheint mir aus weiblicher Perspektive durchaus auch Vorteile zu haben, die wir hier nicht weiter vertiefen sollten, aber mit den Jahren scheint auch er – der männliche Körper – von ersten Verfallserscheinungen betroffen zu werden, die der weiblichen Aufmerksamkeit nicht entgehen. »Also, meiner bewegt sich ja viel zu wenig.« »Er sollte unbedingt mehr Sport machen.« »Gegen seinen Bauch muss er unbedingt was tun.« »Ich sage ja immer, er soll mal zum Arzt gehen.« – Diese kleine Sammlung weiblicher Aussprüche macht deutlich, dass das Wissen um die männliche Körperlichkeit in erster Linie weiblich ist: Sie sieht mangelnde Bewegung, hat Lösungsansätze und ahnt den richtigen Moment, einen Fachmann im weißen Kittel hinzuzuziehen.
Der Gerechtigkeit halber muss man an dieser Stelle darauf hinweisen, dass sich selbstverständlich auch Männer, wenn sie untereinander sind, über den weiblichen Körper als solchen unterhalten. Ich selbst habe dann und wann an solchen kleinen, oft zufällig entstandenen Diskussionsrunden teilgenommen. An Details will ich mich hier nicht erinnern, aber ich bin ziemlich sicher, dass dabei weniger die Defizite uns bekannter weiblicher Körper Gegenstand der Erörterung waren. Und ganz sicher ging es nicht um mögliche Handlungsoptionen zur Optimierung von noch Vorhandenem (Sport) oder gar um die Hinzuziehung ärztlicher Hilfe. Einem bösartigen Vorurteil entsprechend, könnte man jetzt sagen, dass Männer einfach ein bisschen schlichter sind – ich würde aus meiner Erfahrung sagen, sie sind deshalb irgendwie glücklicher. Ihr Verhalten erinnert mich ein wenig an das Thema Ernährung, wo wir ja ebenfalls eine, mit einem gewissen Pragmatismus gepaarte, Zufriedenheit der Männer diagnostizieren konnten. Vielleicht passt an diesem Punkt unserer Betrachtungen auch meine Erfahrung, dass andere Väter mir so gut wie nie erzählten, wie, wann und weshalb die Ehefrau schwanger wurde. Wenn man so will, nehmen sie den Vorgang hin (vielleicht ein bisschen leichtfertig?). Mütter sind da redefreudiger, weil offener. Wer warum nicht verhütet hat und welches Kind diesem Umstand sein Dasein verdankt – Mütter erzählen es. Wie rief mir doch eine alte Freundin zu, die ich nach Jahren auf offener Straße wiedertraf? »Da haben sie Jahre lang gesagt, mein Bolli sei zeugungsunfähig, und dann? Na? Zack – jetzt haben wir ein Mädchen.«
Es gibt Frauen, die ihren Männern Pflegeprodukte kaufen. Soziologisch betrachtet könnte man diesen Prozess als fürsorgliche Belagerung bezeichnen. Ein solcher scheint durchaus angemessen zu sein, denn beim Gros der Männer hält sich die Körperpflege hinsichtlich der Hinzuziehung kosmetischer Produkte in engen Grenzen. »Du solltest mal eine Feuchtigkeitscreme benutzen«, sagt sie irgendwann. »Deine Haut ist viel zu trocken.« »Ach was.« Einige Männer geben sich umgehend einsichtig, greifen dann aber in ihrer pflegerischen Orientierungslosigkeit naheliegenderweise in den Cremetopf der Gemahlin – was dazu führt, dass sie den ganzen Tag wie ihre eigene Frau riechen. Schön, wenn es sie nicht stört, mich hingegen bringt das schon ein wenig durcheinander (jedenfalls wenn ich die Ehefrau näher kenne). Andere Männer geben sich da selbstbewusster und kaufen sich selbst was Schönes für ihre Haut. Ihre Phantasie reicht allerdings meistens nur bis zur Nivea-Creme, die sie dann mit starken Händen in solchen Mengen auftragen, dass sie schon von Weitem wie ein frisch gewickelter Babypo duften. Meinem großen Sohn gebe ich übrigens zuweilen etwas von meiner speziellen »Feuchtigkeitscreme für Männer« ab – aber davon erzähle ich inzwischen nur noch etwas verstohlen, weil einige Mütter deshalb schon über mich gekichert haben. Das fand ich dann ebenfalls unangemessen.
Zur männlichen Körperwelt und ihrer weiblichen Fürsorge
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