Alleinerziehend mit Mann
zwei Minuten steht sie wieder auf, schließt leise die Schlafzimmertür hinter sich und entschwindet zu ihrem mittlerweile glotzenden Bruder. Sollen sie doch glotzen, sollen sie doch reiten gehen.
Nach dem Aufstehen, um halb zehn, finde ich einen Zettel auf dem Küchentisch: »Bin mit dem Kindern draußen. Mach dir keine Sorgen!« Schon zum zweiten Mal innerhalb von zehn Jahren verschwindet mein Mann einfach so mit den Kindern morgens auf den Spielplatz, um mich ausschlafen zu lassen. Ist etwas mit ihm passiert? Hat er sich in eine Mutter auf dem Spielplatz verliebt? Was ist los? Muss ich mir Sorgen machen?
Später kommt mein Mann mit der Bemerkung, er hätte selbst noch einmal »zufällig« wegen dem Reiten nachfragen wollen und tatsächlich die Frau Müller am Spielplatz getroffen.
»Aber«, so führt Alex weiter aus, »irgendwie ist die voll prollig. Ich weiß nicht, ob Eva reiten gehen soll, wenn das jeder Depp heutzutage macht. Und dann die Fahrerei. Was meinst du?«
»Lieber Gott«, bete ich still, »kannst du mir nicht ein paar Probleme mehr auf diese Art und Weise lösen?«
Dabei zucke ich mit den Schultern und erwidere scheinbar nachdenklich: »Hm … entscheide du und schau halt einfach, ob es in deinen Terminkalender passt.«
»Warum?«, fragt Alex. »Wie meinst du das? … Ach so, ja, ich sollte ja fahren … Ich glaub, wir lassen das lieber!«
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6. Das Wort zum Sonntag
B rauchen wir wirklich eine Putzfrau?«, fragt mein Mann urplötzlich beim Abendessen am Samstag. »Das könnten wir doch auch selber machen und uns viel Geld sparen.«
Mir ist, als würde eine Riesenspinne ein Netz um mich legen. Als würden mittelalterliche Räuber aus dem Hinterhalt springen und mich mit dem Messer bedrohen. Als brächte ein Erdbeben japanischen Ausmaßes unseren Fußboden zum Schwanken. Meine Ohren hören die Frage. Meine Augen sehen die Schokoladenflecken und Krümelhaufen auf den Böden und die Fingerabdrücke der Kinder an den Fenstern und Schrankwänden. Meine Nase riecht die überquellenden Mülleimer und die Toilette. Meine innere Stimme jault auf: Wenn das Wörtchen
wir
nicht wär!
Für nichts auf der Welt – außer meinen Kindern natürlich – würd ich unsere Perle aufgeben!
»Hm«, erwidere ich schließlich scheinbar nachdenklich und ganz ruhig. »Wenn du morgen das Klo und das Waschbecken im Bad putzt und vielleicht noch in deinem Arbeitszimmer saugst, dann könnte ich ihr nächste Woche absagen.«
Mein Mann überlegt, nickt kurz, putzt völlig selbstverständlich am nächsten Tag das Klo und das Waschbecken
nicht
und fragt auch nicht, wo der Staubsauger steht. Aber immerhin hat er seitdem das Thema auch nicht mehr angesprochen.
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7. Das Geheimnis berufstätiger Mütter
W ir Frauen sind ja im Allgemeinen als sehr geheimnisvolle Wesen bekannt. Zum Beispiel werden Männer nie verstehen, wie wir auf Zehn-Zentimeter-High-Heels laufen können (wir können gar nicht darauf laufen) oder wieso Frauen besser einparken können als Männer (Frauen wissen Größe in Zentimetern sehr genau einzuschätzen, während Männer sich gerade bei Zentimetern gerne vollkommen ver- und überschätzen). Jede Frau, die irgendwas auf sich hält, hat ein Geheimnis oder tut zumindest so. Ist gut für den Teint, und wenn man nichts zu sagen hat, kann man immer noch geheimnisvoll gucken, und der Mann denkt, wir würden gerade was Unglaubliches denken. Natürlich denken Männer dann, dass wir etwas Unglaubliches denken, was irgendwie mit Sex zu tun hat und nicht mit dem Nobelpreis.
Die größten und schrecklichsten Geheimnisse unter allen Frauen aber haben vor allem die berufstätigen Mütter. Nein, wir haben keinen Liebhaber. Nicht, weil wir nicht wollten. Und schon gar nicht, weil wir nicht super attraktiv und super sexy wären. Nein. Uns fehlt einfach die Zeit dazu. Und nein, wir haben auch die Schwiegermutter nicht umgebracht – sie lebt immer noch und sagt uns jeden zweiten Sonntag, dass wir nicht gut genug für ihren Sohn sind. Aber zum Beispiel würde ich nie im Leben irgendjemandem verraten, dass der Kuchen für das letzte Schulfest meiner Tochter nicht wirklich selbstgebacken war. Er war aus der Tiefkühltheke von Aldi und wurde von mir fachgerecht mit ein paar Dellen und Unebenheiten versehen. Ich würde auch nie jemandem verraten, dass ich ungefähr fünfmal am Tag daran denke, meine Koffer zu packen und für ein halbes Jahr in die Südsee zu verschwinden, nur um mich dort in einer einfachen
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