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Alleinerziehend mit Mann

Alleinerziehend mit Mann

Titel: Alleinerziehend mit Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bittl , Silke Neumayer
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Pflege der Nachkommenschaft beteiligen? Wenn ja, ist mir die Bewunderung und der Neid aller anwesenden Mütter sicher.
     
    Wie hat das der vielzitierte Soziologe Ulrich Beck so schön ausgedrückt: Die Männer von heute zeigen, wenn es um Familie und Kinder geht, »Verbale Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger Verhaltensstarre«. Das ist wunderbar, elegant und schön wissenschaftlich ausgedrückt. Im Alltag heißt das nichts anderes als: Männer quatschen viel und machen wenig.
    Nun, auf einer Party einfach mal so zu sagen, wir teilen uns Kind und Haushalt fünfzig zu fünfzig, zeugt in jedem Fall von großer verbaler Aufgeschlossenheit meines Mannes. Ich bin in jedem Fall verbal erst mal außer Gefecht gesetzt, denn ich bin sprachlos. Und deshalb lächle ich einfach mal in die Runde und hoffe auf einen schnellen Themenwechsel. Ich will ja nicht kleinlich sein. Wenn die Waage mal zwei Kilo mehr zeigt, drücke ich auch ein Auge zu. Aber bei mehr als fünfzig Kilo kann man doch nicht mehr die Augen zudrücken, geschweige denn den Knopf zumachen.
    Also, meine Bilanz ist, was Kind, Haushalt etc. angeht, eine völlig andere. Wenn ich das jetzt mal so ausrechne, dann teilen wir uns Kind und Haushalt so neunzig zu zehn. Nun, ich will mal nicht so sein, also okay, selbst wenn ich großzügig bin, komme ich auf eine Verteilung von fünfundachtzig zu fünfzehn. Wobei ich natürlich auf der Fünfundachtziger-Seite stehe.
    Den Rest der Party überlege ich, wie diese doch völlig verschiedenen Zahlen zustande kommen. Keine Ahnung. Vor allem keine Ahnung, mit welchen Taten mein Mann auf seine fünfzig Prozent kommt. Einer von uns kann offensichtlich nicht rechnen.
     
    »Wie um alles in der Welt kommst du denn auf diese Zahl?«, frage ich daher mal vorsichtig nach, als wir im Auto auf der Heimfahrt von der Party sind.
    »Auf welche Zahl?«
    »Na, darauf, dass wir uns Kind und Haushalt fünfzig zu fünfzig teilen.«
    Mein Schatz blickt mich verständnislos an.
    »Ja, aber … das machen wir doch schon immer so.«
    »Also ich komme auf eine Verteilung von fünfundachtzig zu fünfzehn.«
    »Also Schatz, das ist lieb von dir, aber so viel mach ich jetzt auch wieder nicht.«
    »Ich meinte auch, dass die fünfundachtzig Prozent Arbeitsleistung bei mir liegen.«
    »Wie kommst du denn jetzt darauf?«
    »Siehst du das denn nicht so?«
    »Nee, wieso? Ich finde, wir teilen das alles ganz gerecht. Nun gut, mag sein, dass du dich bei manchen Dingen etwas mehr engagierst, dafür übernehm ich dann aber anderes.«
    »Was denn?«
    »Ich nehm den Müll mit raus.«
    »Einmal in der Woche.«
    »Jetzt werd nicht sarkastisch.«
    »Ich versteh nur nicht, wie du auf fifty-fifty kommst?«
    »Und ich versteh nicht, wieso du auf fünfundachtzig zu fünfzehn kommst.«
    Die Luft im Auto wird etwas dicker. Ich öffne mal vorsichtshalber mein Fenster. Okay. In diesem Augenblick wird mir eines klar: Das ist nicht böse gemeint, und es ist auch keine Lüge. Nein, mein Mann ist wirklich und vollkommen der Überzeugung, dass dem so ist.
    Mit einem Mann, der am Wochenende die Spülmaschine aus- und sogar einräumt und dann ganz stolz zu mir kommt und sagt: »Ich habe gerade die Küche geputzt«, lässt sich so was wahrscheinlich nur sehr schwer diskutieren.
    Trotzdem kann ich das nicht einfach so stehen lassen.
    Also einfach Zahlen sprechen lassen. Schwarz auf weiß. Plus und minus. Da kann man nichts deuten. Die Mathematik ist schließlich eine völlig unbestechliche und exakte Wissenschaft. Und beruht nicht unsere ganze Welt auf Zahlen?
    »Okay. Ein Beispiel. Also wenn ich mich richtig erinnere, ist Sophie als Baby neun Monate lang jede Nacht ein- bis zweimal gekommen, bis sie endlich gelernt hat durchzuschlafen. Lass mich das mal ausrechnen.«
    Ich aktiviere den Taschenrechner auf meinem Handy.
    »Also neun Monate mal durchschnittlich dreißig Nächte, das sind zweihundertsiebzig Nächte. Davon hast du ungefähr acht Nächte übernommen.«
    »Es waren doch mindestens zehn.«
    »Gut, nehmen wir zehn, lässt sich sowieso einfacher rechnen.«
    Sophie war ein Flaschenkind, konnte also von jedem in der Nacht gefüttert und gewickelt werden, das muss man dazu wissen. Und zehn Papa-Nächte sind wirklich großzügig angesetzt.
    »Also das sind … das sind …« Scheiße. Wie rechnet man so was noch mal aus?
    »Aber das sind ja nur 3 , 7  Prozent von allen nicht durchgeschlafenen Nächten.«
    Ich blicke entsetzt auf den Taschenrechner und dann entsetzt auf meinen

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