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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Herrscher gewesen? Oder war es ein ägyptischer Pharao? Wide wartete noch eine Weile auf einen neuen Gedanken, aber es kam keiner. Xerxes musste er später nachschlagen. Er wusste, das würde ihn nicht weiterbringen, um zu verstehen, was hier passiert war, aber er würde es tun: weiter suchen.
    Mit einer nassen Toilettenpapierrolle gegen den Kopf gedrückt, ging er durch die Wohnung. Er war auf das Schlimmste gefasst.
    Aber die Küche, die er betrat, war dieselbe Küche, die er vorher verlassen hatte, vor sehr langer Zeit. Nichts schien angerührt, nichts zerstört. Er besaß nicht viel Geschirr, aber das, was er besaß, war sehr zerbrechlich. Warum hatte es niemand zerschlagen?
    Das war wohl nicht Ziel des Besuchs. Die Hauptabsicht bestand nicht darin zu zerstören. Wer etwas sucht, sucht nicht an unmöglichen Stellen. Es war schwer, etwas in einem Teller zu verstecken.
    Als Wide sich der Anrichte näherte, sah er, dass die Schubladen hervorgezogen und das Besteck und andere Gegenstände bewegt, aber mit vorsichtiger Hand wieder zurückgelegt worden waren.
    Er überlegte, was die Besucher wohl von seiner Spezialschublade gehalten hatten, seinen Spezialwerkzeugen. Er musste fast lächeln, als er daran dachte, wie er oder sie auf Olivenentkerner, sinnvolle Knoblauchpressen, Stanzmaße für Ravioli und dim sum, dem Hühnchenstativ, die Zangen für den Bambusdämpfer gestarrt und sich gefragt hatten, wozu um alles in der Welt diese Dinger nötig waren.
    Das sind Sachen für spezielle Gelegenheiten, hätte Wide gesagt, wenn er den Besucher vor sich gehabt hätte.
    Das war nicht er, Wide war klar, dass sein verwirrtes Hirn Sachen dachte, die sonst nicht gedacht wurden, und diese Erkenntnis war ein Zeichen dafür, dass er schon etwas klarer dachte. Er fand die Uhr an seinem Arm. Er war Linkshänder und trug die Uhr rechts. Es war vierzehn Uhr. Er war insgesamt drei Stunden bewusstlos gewesen.
    Jetzt sah er, dass die Kühlschranktür weit offen stand, sie wurde von einem Küchenstuhl gestützt, damit sie nicht von ihrem eigenen Gewicht wieder zufiel. Der Besucher war lange genug da gewesen, um zu sehen, dass die Neigung des alten, auf Steinsockeln errichteten Holzhauses dazu führte, dass sich die Kühlschranktür automatisch schloss.
    Es steckte Absicht dahinter, dass er die offene Kühlschranktür sah.
    Als er näher trat, nahm der Schmerz in seinem Hinterkopf zu. Er spürte, wie sein Blutdruck stieg. Hatte er . Angst?
    Ganz vorn stand eine braune Schüssel mit kleinen gelben Zitronen. Eier, Käse und ein kleines Stück Salami waren nach hinten geschoben worden. Er hielt inne, sein Blick wanderte zu der Schüssel.
    »Was für ein hübsches kleines Ding!«
    »Brauchen wir mehr Erinnerungen von dieser Insel?«
    »Jonathan, wir haben ein Jahr hier gelebt!«
    »Ein Ding für jeden Tag.«
    »Okay, okay, wir kaufen sie nicht.«
    »Bitte, ich hab doch bloß Spaß gemacht, klar kaufen wir die Schüssel.«
    »Nein, du magst sie ja doch nicht.«
    »Ich mag sie. Wir kaufen sie.«
    »Wir brauchen keine Erinnerungen mehr.«
    »Ich liebe diese verdammte Schüssel! Ich möchte sie haben, ich kann nicht ohne sie leben.«
    »Dann kauf sie, ich will sie nicht.«
    War die Schüssel eine der so genannten auslösenden Faktoren gewesen? Warum war es so schwer, gemeinsam eine hübsche kleine Schüssel für sieben zyprische Pfund zu kaufen? Er hatte sie mit schlechtem Gewissen gekauft und sie immer mit frisch geschnittenen Zitronenscheiben auf dem Tisch stehen gehabt. Er hatte gewünscht, dass sie die Schüssel mitgenommen hätte, als sie sich trennten. Hätte sie verstanden, warum? Hätte er es selbst verstanden?
    An diese Schüssel war ein Zettel mit Tesafilm geklebt.
    Er ging näher.
    In der Schüssel lag etwas. Es glänzte im Licht der Kühlschrankbeleuchtung. Eine Sekunde, bevor er sich über die Spüle beugte und sich heftig übergab, sah er das äußerste Glied und den Nagel eines kleinen Fingers, der über den Schüsselrand ragte, für ewig gefangen in der Bewegung, die zu einem harmonischen Nachmittagstee in einem vornehmen Salon gehörte.
    Voller Panik wandte er das Gesicht von der Spüle ab und starrte auf seine eigenen Hände. Er zählte seine Finger. Durch einen Tränenschleier sah er zehn Finger. Dann zählte er die Fingergelenke. Sie schienen noch alle da zu sein. Auch die Nägel waren dort, wo sie hingehörten.
    Vorsichtig ging er zurück. Aus einer Armlänge Abstand löste er den Zettel, der aus einem Kollegheft gerissen

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