Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
gesetzter Text, der sich unter einer leuchtend roten Überschrift weiter auf die nächste Seite zog.
    »Donnerwetter, ihr könnt ja lesen!«
    Das war ein blöder Spruch, und er wusste es natürlich. Er erhob sich und ging wieder an die Bar. Er merkte, dass er das Weinglas auf dem Tisch vergessen hatte, kehrte aber nicht noch einmal zurück, um es zu holen. Er brauchte mehr Wein und wusste doch, dass er jetzt aufhören sollte. In seinem Kopf hämmerte es, er sollte gehen.
    »Hallo.«
    Sie stand hinter ihm, er drehte sich um und sah, dass das weiße Kostüm hellgrau war. Sie trug ein schwarzes Hemd, womöglich aus Seide, einen lose gebundenen Schlips in derselben Farbnuance wie das Kostüm. Sie hatte grüne Augen und schöne Zähne.
    »Ha. hallo.«
    »Ist Ihnen die Gesellschaft langweilig geworden?«
    »Äh ... meinen Sie die süßen Jungs dahinten?«
    Er warf einen Blick zu dem Tisch, an dem die Jungen aufzuatmen schienen.
    »Nicht Ihr Stil?«
    »Nicht wirklich.«
    Er sah ihr fast leeres Glas, das sie mit angewinkeltem Arm in der Hand hielt wie eine Zigarette.
    »Möchten Sie noch ein Glas Wein?«
    »Ja, bitte.«
    Wide drehte sich zur Bar um. Der Barkeeper war beschäftigt, aber eine von Shaeffers angeheuerten Kellnerinnen kam mit einem leeren Tablett vorbei und Wide bat sie, mit einem vollen zurückzukommen.
    Die Frau reichte ihm eine Hand.
    »Ich heiße Sara.«
    »Jonathan.«
    »Du kennst Wim . Jonathan?« »Wer kennt ihn nicht?«
    Sie lächelte und zündete sich eine Zigarette an. Wie konnte sie rauchen und trotzdem so schöne Zähne haben? War es die erste heute?
    Sie machte eine kleine Handbewegung über das Restaurant.
    »Ich hoffe, das geht gut.«
    »Mit deiner Hilfe geht es bestimmt gut.«
    »Dann weißt du also, was ich tue.«
    »Wim hat es mir erzählt. Ihr füllt hier heute Abend vermutlich ganz schön viel Fläche.«
    »Es macht Spaß, mal .«
    »... in die Provinz zu kommen? Sag's ruhig, das stimmt uns nicht traurig.«
    »Ich stamme aus Eskilstuna«, sagte sie und lachte ein schnelles, klingendes Lachen, das Wide einen Rauchkringel ins Gesicht blies.
    »Was machst du selber?«
    »Hier? Frage mich, wann der Wein endlich kommt.«
    »Du bist nicht aus der Branche . aus der Restaurantbranche, oder?«
    »Nein.«
    Was sollte er sagen? Dass er mit ganz anderen Dingen beschäftigt war?
    »Ich beschäftige mich . hm, ich mache etwas ganz anderes.«
    »Lass mich raten . Jurist? Rechtsanwalt?«
    »Ja.« Eine Lüge sollte man auf einem angemessen unbestimmten Niveau halten.
    Der Wein kam und er reichte ihr ein Glas und prostete ihr leicht zu. Sie tranken. Er spürte, dass er den Wein nicht mehr brauchte. Was sollte er jetzt sagen? Während er überlegte, redete sie.
    »Hier wird's langsam leerer.«
    »Ja.«
    »Gehst du noch woandershin?«
    »Ich sollte nach Hause und ins Bett gehen. Der Tag war lang.«
    »Meiner auch. Wollen wir ein Stück zusammen gehen?«
    Sollte nicht er es sein, der das sagte? War es ihr Outfit, das im Gespräch den Ton angab? Er spürte ein Schaudern in den Nackenhaaren. Fühlte es sich so an, angebaggert zu werden? Hatte sie einen Blick auf seinen Eheringfinger geworfen?
    »Jaaa . Wo wohnst du?«
    »Im Sheraton.«
    »Das liegt in meiner Richtung.« Er war richtig gut darin, Lügen auf einem angemessen unbestimmten Niveau zu halten.
    Als sie auf die Straße kamen, steckte sie ihre Hand unter seinen linken Arm, und sie gingen auf die Västra Hamnga-tan zu. Er spürte, dass sie ihren Körper leicht gegen seinen drückte. Es waren noch viele Leute unterwegs. Als sie die Straßenecke erreichten, sah er, wie ein älterer Mann eine Flöte aus einem verschlissenen Futteral nahm. Der Mann trug einen schwarzroten Poncho. Seine dicken grauen Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Als sie am Kino vorbeikamen, hörte Wide die ersten Töne. Die Musik stieg wie ein dünner, einsamer Ruf über den Straßen auf, und Wide sah vor seinem inneren Auge Menschen in kräftigen schönen Farben auf einer breiten Steintreppe in einer kleinen Stadt in Guatemala sitzen, die darauf warteten, dass sich der Nebel lichtete. Dieses Bild begleitete ihn, bis sie an McDonald's vorbeigingen und drei Jungen mit Baseballkappen herausgestürzt kamen, die Sommernacht im Blick und Mc-Feast in halbsicherem Griff, einer von ihnen stieß Wide leicht an, nuschelte ein »'tschuldigung« und wirbelte davon.

17
    Er nahm ihren Duft mit nach Hause. Jetzt schloss er die Tür auf, ging hinein, setzte sich, stand wieder auf und

Weitere Kostenlose Bücher