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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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welcher Idiot glaubt denn, dass jemand mit nur einer Unze Gehirn acht Stunden ohne Unterbrechung zu diesen Betonmischmaschinengeräuschen tanzen kann, ohne von irgendwas high zu sein? Nicht mal Jugendliche halten das ohne Hilfsmittel aus.«
    »Techno«, sagte Babington, der sich einigermaßen erholt hatte.
    »Was?«
    »Technomusik, die tanzen zu Technomusik . glaub ich.«
    »Crack«, sagte Bourse und zerbrach gleichzeitig einen Keks, um den Effekt zu verstärken.
    Fylke winkte genervt ab.
    »Große Geschäfte, große Einsätze, um neue Abnehmer zu werben. Gleichzeitig viele kleine Firmen. Crack, klar. Jetzt ist auch LSD wieder da, Hare Krishna. Es wird in Form von Tabletten oder Briefmarken mit lustigen Figuren drauf verkauft. Ein Trip kostet nicht mehr als einen Hunderter. Bald haben wir auch die psychodelische Musik hier.«
    »Das heißt psychedelische.«
    »Was?«
    »Psychedelische, nicht psychodelische Musik.« »Bist du Experte?«
    »Nein, aber ich hatte vor langer, langer Zeit auch mal solche Platten.«
    »Verbrenn sie oder rauch sie auf.«
    Bourse befand sich in einer Phase des Abschieds vom Rock. Wenn er Kraft hatte, würde er heute Abend ein paar Platten auflegen nach fünfundzwanzig Jahren oder so. Electric Music for the Mind and Body. Hatte er nicht auch noch was von Peanut Butter Conspiracy? Er erinnerte sich an etwas einzigartig Zeittypisches von Quicksilver Messenger Service. Hieß der Song The Pool? Achtzehn Minuten lang . vielleicht eine gute Therapie. Durfte man dazu ein Bier trinken?
    Sten Ard betrat den Fitnessclub Gym & Health, und sofort überfiel ihn das schlechte Gewissen, was er alles nicht mit seinem Körper getan hatte. Er musste fragen, wenn er schon mal hier war. Was konnte man tun gegen die Steifheit des Körpers?
    Eine junge Frau mit harten, gebräunten Gesichtszügen stand hinter einem Tresen, der wie eine Bartheke geformt war. Sie sah ihn mit hellblauen Augen an, die frisch gewaschen wirkten, wie ein blaues Baumwollhemd, das man so lange gerubbelt hatte, bis es mehr weiß als blau war. Sie war schwarz gekleidet, so eng anliegend, dass Ard die Bizepse und Trizepse und die kleinen festen Brüste unter dem dünnen Shirt sehen konnte. Sie blätterte Kaugummi kauend in einem Stapel Formulare. Ard kam sie zu taff vor, er fühlte sich plump in seinen Jeans, dem weißen Hemd und Jackett.
    Er konnte mitten in die Bewegungen des Raumes sehen, merkwürdige Apparate, die wie Ölplattformen in Miniatur aussahen, Hebearme, wie eine Mischung aus Lego und Mekano, alles eingebettet in tiefes Rot.
    Wo war Onkel Ard die letzten Jahre gewesen? Er hatte Hanteln und Stangen und Gewichtsscheiben erwartet, die aufgestapelt darauf warteten, frei in der Luft zu schweben. Er sah nicht eine einzige Scheibe und keine einzige Scheibenhantel.
    Das Einzige, was er aus seiner Vorstellungswelt wiedererkannte, war das Stöhnen, Grunzen und das tiefe, fast obszöne Keuchen. »Einmalkarte oder Jahreskarte?«
    »Tja . was ist nötig, um die Steifheit im Körper wegzukriegen?«
    »In welchem Teil des Körpers?«
    Sie lächelte anzüglich. Sollte er Moberg zitieren? Als ich jung war, waren alle meine Glieder weich, nur eins war steif, das wäre witzig, würde hier aber vielleicht nicht so gut ankommen.
    »Rücken, Arme, Beine ... morgens ...«
    »Wir haben gerade ein Angebot. Versuchen Sie es fünfmal für zweihundert Kronen. Sie bekommen einen Lehrer, der es Ihnen zeigt.«
    »Reicht das?«
    »Um die Steifheit loszuwerden? Oder um zu lernen, wie man es macht? In Ihrem Fall kann ich das leider nicht voraussagen.«
    Was sollte das bedeuten? War das eine Beleidigung?
    »Ich muss ein wenig darüber nachdenken. Da war noch etwas . ist . äh . Bitt hier?«
    Sie legte die Formulare hin und warf ihm einen langen Blick zu. Die Munterkeit war verschwunden.
    »Wer will das wissen?«
    Er holte seine Brieftasche hervor und zeigte ihr seinen Ausweis.
    »Nur ein paar Fragen« sagte er und überlegte, warum er meinte, seinen Job rechtfertigen zu müssen.
    »Bitt kann niemals etwas . Illegales getan haben.«
    »Das glaubt auch niemand. Arbeitet sie hier?«
    »Ja, sie ist eine unserer Lehrerinnen. Sie finden sie drinnen.«
    Sten Ard bedankte sich, ohne recht zu wissen, wofür, und betrat den großen hellen Raum, sie rief ihm »rote Haare« nach.
    Er hatte hundert Prozent der Fünfundzwanzigjährigen hier anzutreffen erwartet, obwohl sie es eigentlich nicht nötig hatten, aber hier gab's alle Altersklassen. Er wäre nicht der Älteste gewesen,

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