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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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nach einer Großtante genannt. Sie dürfen mich gerne so nennen oder, noch besser, Tallie, wie meine Freunde.“
      „Dann soll es Tallie sein.“ Lady Parry zögerte, was für eine so entschlussfreudige Person wie sie recht ungewöhnlich war, dann begann sie vorsichtig: „Du musst mir verzeihen, meine liebe Tallie, dass ich mich einmische.“ Mit einer Handbewegung erstickte sie Talithas Protest im Keim. „Ich habe dir bereits gebeichtet, dass es Miss Gower und mir viel Freude bereitet hat, diese kleine Verschwörung anzuzetteln, durch die wir dir zu deinem ursprünglichen gesellschaftlichen Stand verhelfen werden. Wären deine Eltern nicht so früh und unter solch unglücklichen Umständen ums Leben gekommen, wäre dies dein natürlicher Platz.“
      „Aber, Mylady, selbst wenn mein Vater noch leben würde, hätte ich nicht einmal ein Zwanzigstel einer solchen Summe zu erwarten!“
      „Vielleicht nicht, doch ich bin sicher, dass du ein bequemes und sicheres Leben und außerdem dein Debüt gehabt hättest, oder nicht?“ Sie wartete auf Tallies zustimmendes Nicken, dann fuhr sie fort. „Nun stehst du ganz alleine da, ohne eine Familie, die dir bei deinem verspäteten Eintritt in die Gesellschaft zur Seite steht. Vielleicht weißt du ja nicht so genau, wie es jetzt weitergehen soll.“
      „Ich strebe gar kein Debüt an, Mylady“, protestierte Tallie. „Ich bin viel zu alt! Ich bin nie dazu gekommen, mir viele Gedanken über meine Zukunft zu machen, aber ich sollte mir wohl besser ein Haus suchen. Vielleicht in einem kleinen Dorf, in dem ich leben kann, mit einer Gesellschafterin, von allen respektiert und …“
      „Eine vertrocknete alte Jungfer werden?“, unterbrach Lady Parry sie heftig. „So ein Unsinn! Was für eine Verschwendung. Wie alt bist du jetzt?“
      „Fünfundzwanzig, Mylady.“
      „Tatsächlich. Du siehst jetzt schon jünger aus, und warte ab, bis dein Haar erst frisiert ist und du deiner gesellschaftlichen Stellung entsprechend gekleidet bist. Es gibt nicht den geringsten Grund, warum du nicht diese Ballsaison dein Debüt haben solltest. Und an geeigneten Bewerbern um deine Hand wird es dir schon gar nicht mangeln – meinen Sohn und diese ganzen jungen Spunde ausgenommen, die sicherlich ihre Zeit damit vertun werden, den blutjungen Dingern hinterherzulaufen, die noch genau so grün hinter den Ohren sind wie sie selbst. Nein, du wirst die Aufmerksamkeit der etwas reiferen Männer auf dich ziehen, derjenigen, die mit den jungen, langweiligen Debütantinnen nichts anfangen können und denen Charakter und Intelligenz ebenso wichtig sind wie ein hübsches Gesicht und manierliches Betragen.“
      Talitha blinzelte. Dieses Märchenbild war so weit jenseits ihrer Vorstellungskraft, dass sie nicht glauben konnte, dass Lady Parry es ernst meinte. „Aber …“
      „Kein Aber! Also wirklich, meine Liebe, du willst mir doch nicht im Ernst weismachen, dass du dich mit deinem Leben als Handwerkerin und dieser erzwungenen Selbstständigkeit abgefunden hast? Dass du keinerlei Träume hast?“
      „Also, nein, Mylady, ich meine, ja, ich hatte mich damit abgefunden. Wozu sind Träume gut, wenn man tagtäglich darum ringen muss, einen, wenn auch noch so bescheidenen, respektablen Lebensstil aufrechtzuerhalten?“ Ein paar Träume hattest du vielleicht doch, oder? mahnte ihr Gewissen. Ein paar Träume von kühlen grauen Augen und einer leicht unterkühlt und gleichzeitig amüsiert klingenden Stimme …
      „Dann musst du lernen zu träumen, Tallie. Du musst sogar lernen, deine Träume wahr werden zu lassen.“
      „Ich bräuchte eine Anstandsdame“, überlegte Talitha nun zweifelnd. „Ich glaube, man kann Damen anheuern, die Debüts arrangieren …“
      „Meistens recht heruntergekommene Damen“, meinte Lady Parry abwertend. „Ich wollte vorschlagen, dass du hierherziehst und ich dich diese Ballsaison in die Gesellschaft einführe. So, jetzt ist es heraus. Was hältst du davon?“
      Talitha merkte, wie ihr der Mund vor Staunen nicht sehr vorteilhaft offen stand und klappte ihn augenblicklich zu. „Lady Parry … Mylady … das kann ich unmöglich von Ihnen verlangen. Vielen Dank für dieses wunderbare Angebot, nur …“
      „Kein Aber, Tallie, wie ich bereits sagte!“ Die ältere Frau beugte sich vor und nahm Talithas rechte Hand in die ihre. „Meine Liebe, ich muss dir etwas gestehen. Ich habe weder Töchter noch Nichten, und ich sehne mich danach, eine Debütantin in

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