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Aller guten Dinge sind vier

Aller guten Dinge sind vier

Titel: Aller guten Dinge sind vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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brauche doch etwas Hilfe, und donnerte es mit Gel, Fön und Haarspray auf. Als ich fertig war, war ich einige Zentimeter größer. Ich stellte mich vor den Spiegel und zog meine Powerfrau-Nummer ab, Beine gespreizt, Hände in den Hüften. »Du kannst mich mal, Arschloch«, sagte ich zum Spiegel. Dann probierte ich es als Scarlett, Hand aufs Herz, neckisches Lächeln. »Rhett, Sie Schelm, Sie machen mich verlegen.«
    Weder das eine noch das andere schien mir für den Tag zu stimmen, deshalb ging ich in die Küche, um zu sehen, ob ich meine Identität im Kühlschrank finden könnte. Ich zog mir gerade einen dicken Käsekuchen rein, als das Telefon läutete.
    »Hallo«, sagte Eddie Kuntz.
    »Hallo«, antwortete ich.
    »Ich hab den Brief von Maxine bekommen. Ich hab mir gedacht, Sie würden ihn vielleicht sehen wollen.«
    Ich fuhr rüber in die Muffet Street. Eddie Kuntz stand mit hängenden Armen in seinem winzigen Vorgarten und starrte sein vorderes Fenster an. Es war hinüber. Ein Riesenloch mittendrin. Ein ganzes Spinnennetz von Sprüngen drum herum.
    Ich knallte die Autotür zu, als ich ausstieg, aber Kuntz drehte sich weder nach dem Geräusch noch nach mir um. Einen Moment lang standen wir beide stumm nebeneinander und betrachteten das Fenster.
    »Gute Arbeit«, bemerkte ich.
    Er nickte. »Genau in die Mitte. Maxine war in der High-School in der Schlagballmannschaft.«
    »Hat sie das gestern abend fabriziert?«
    Wieder ein Nicken. »Ich wollt gerade ins Bett gehen. Ich hab das Licht ausgemacht, und krachbum – fliegt plötzlich ein Ziegelstein durch mein Fenster.«
    »Luftpost«, sagte ich.
    »Expreß, ja. Meine Tante springt im Quadrat. Sie ist meine Vermieterin. Sie und Onkel Leo wohnen in der anderen Hälfte dieser Baracke. Die steht jetzt bloß deshalb nicht hier draußen und krakeelt, weil sie in der Kirche ist.«
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie zur Miete wohnen.«
    »Ja, glauben Sie vielleicht, ich würde mir solche Farben aussuchen? Seh ich vielleicht aus wie ne Schwuchtel?«
    Weiß Gott nicht. Keine Schwuchtel würde ein zerrissenes Unterhemd als kühnes modisches Statement sehen.
    Er reichte mir ein Blatt weißes Papier. »Das war um den Ziegelstein gewickelt.«
    Der Brief war mit der Hand geschrieben und an Kuntz gerichtet. Darin stand kurz und bündig, er habe sich wie ein fieses Schwein benommen, und wenn er sein Eigentum zurückhaben wolle, würde er auf eine Schnitzeljagd gehen müssen. Sein erster Hinweis, hieß es, befinde sich ›in dem großen roten‹. Eine Reihe durcheinandergewürfelter Buchstaben folgte.
    »Was soll das heißen?« fragte ich ihn.
    »Wenn ich das wüßte, hätt ich Sie nicht angerufen. Da wär ich jetzt schon unterwegs.« Er warf die Hände hoch. »Die Frau ist völlig durchgeknallt. Ich hätt’s von Anfang an merken müssen. Dauernd hatte sie’s mit Spionage und Spionen. Jeden blöden James-Bond-Film mußte sie sich anschauen. Ich hab’s ihr von hinten gemacht, und sie hat sich in der Glotze James Bond angeschaut. Können Sie sich das vorstellen?«
    O ja!
    »Sie schnüffeln doch von Berufs wegen, stimmt’s?« sagte er. »Kennen Sie sich aus mit Spionage und so? Sie wissen doch bestimmt, wie man Codes entschlüsselt?«
    »Ich hab von Spionage keine Ahnung«, versetzte ich. »Und ich hab auch keine Ahnung, was das hier bedeuten soll.«
    Tatsache war, daß ich nicht nur von Spionage nichts verstand, sondern auch in der Kopfgeldjägerei ein ziemliches Waisenkind war. Ich wurstelte mich einfach so durch, versuchte, pünktlich meine Miete zu bezahlen, und hoffte, ich würde im Lotto gewinnen.
    »Und was machen wir jetzt?« fragte Kuntz.
    Ich las den Brief noch einmal. »Was meint sie, wenn sie von Ihrem Eigentum spricht?«
    Er starrte mich mit leerem Blick an, lange. »Liebesbriefe«, antwortete er schließlich. »Ich hab ihr ein paar Liebesbriefe geschrieben, und ich will sie zurückhaben. Ich will auf keinen Fall, daß die jetzt, wo’s zwischen uns aus ist, überall rumfliegen. Da stehen ein paar ganz schön peinliche Sachen drin.«
    Eddie Kuntz schien mir nicht der Typ zu sein, der Liebesbriefe schrieb, aber was weiß ich schon? Mir schien er viel eher der Typ zu sein, der fremde Wohnungen auf den Kopf stellte. »Waren Sie in ihrer Wohnung und haben die Briefe gesucht?«
    »Ja, aber die Wohnung war abgeschlossen.«
    »Sie sind nicht eingebrochen? Sie haben keinen Schlüssel?«
    »Eingebrochen? Sie meinen, ob ich die Tür eingetreten hab?«
    »Ich war gestern in Maxines

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